Die Kandidaten
hatte.
»Ja«, erwiderte sie, »er muss aus Ihrem Ärmel gefallen sein,
als Sie den Mantel anzogen. Ich habe ihn auf dem Boden
gefunden.«
»Danke«, sagte Fletcher. Er drehte sich um und wollte gerade
gehen, als er unerwarteterweise Logan immer noch an der Bar
sah. Fletcher erstarrte, als er sah, mit wem Logan sich unterhielt.
*
Nat schlief tief und fest.
La Dévaluation Française – drei schlichte Worte versetzten
die Magnetstreifen von einem sanften Murmeln in schnatternde
Panik. Dreißig Sekunden später klingelte das Telefon neben
Nats Bett. Sofort gab er Adrian den Befehl: »Stoß so viele
Francs ab wie du kannst.« Er hörte zu und sagte dann: »Dollar.«
320
Nat konnte sich nicht erinnern, sich in den letzten zehn Jahren
jemals nicht rasiert zu haben. An diesem Tag verzichtete er auf
eine Rasur.
Su Ling war aufgewacht, als er wenige Minuten später aus
dem Badezimmer kam. »Gibt es ein Problem?«, fragte sie und
rieb sich die Augen.
»Die Franzosen haben um sieben Prozent abgewertet.«
»Ist das gut oder schlecht?«, fragte sie.
»Hängt davon ab, wie viele Francs wir halten. Ich kann erst
eine Einschätzung abgeben, wenn ich an einen Bildschirm
komme.«
»In wenigen Jahren wirst du einen auf dem Nachttisch haben,
dann müsstest du nicht einmal ins Büro gehen.« Su Ling ließ
den Kopf wieder auf das Kissen sinken, als sie sah, wie der
Wecker auf 5 Uhr 09 sprang.
Nat nahm den Hörer zur Hand; Adrian war immer noch in der
Leitung. »Es wird schwierig, die Francs abzustoßen. Es gibt
kaum Käufer abgesehen von der französischen Regierung und
die wird nicht mehr lange in der Lage sein, ihre Währung zu
stützen.«
»Tausche weiter. Nimm Yen, D-Mark oder Schweizer
Franken, sonst nichts. Ich bin in fünfzehn Minuten bei dir. Ist
Steven da?«
»Nein, aber er ist unterwegs. Es hat eine Weile gedauert, bis
ich herausfand, in wessen Bett er gerade war.«
Nat lachte nicht, als er den Hörer auflegte. Er beugte sich vor
und küsste seine Frau, bevor er zur Tür eilte.
»Du trägst keine Krawatte«, mahnte Su Ling.
»Heute Abend trage ich womöglich nicht einmal mehr ein
Hemd«, erwiderte Nat.
Als sie von Boston nach Manhattan gezogen waren, hatte Su
Ling eine Wohnung gefunden, die nur eine Taxifahrt von der
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Wall Street entfernt lag. Mit jeder neuen Prämie konnte sie die
vier Zimmer weiter möblieren und dekorieren, so dass Nat bald
das Gefühl hatte, Kollegen und sogar einige Mandanten zum
Abendessen einladen zu können. Sieben Gemälde – wenige, die
ein Laie erkannt hätte – schmückten nun die Wände.
Su Ling fiel wieder in Halbschlaf, nachdem ihr Mann
gegangen war. Nat brach mit seiner Gewohnheit und wartete
nicht auf den Aufzug, sondern sprang die Treppe zwei, drei
Stufen auf einmal nehmend hinunter. An einem normalen Tag
wäre er um 6 Uhr aufgestanden und hätte vom Arbeitszimmer
aus im Büro angerufen, um sich auf den neuesten Stand bringen
zu lassen. Selten musste er wichtige Entscheidungen am Telefon
treffen, da die meisten Anlagen auf Monate hinaus festgelegt
waren. Dann duschte er, rasierte sich und war bis 6 Uhr 30
angezogen. Anschließend las er das Wall Street Journal,
während Su Ling das Frühstück zubereitete. Er verließ die
Wohnung gegen 7 Uhr, nachdem er noch nach Luke gesehen
hatte. Bei Regen oder Sonne spazierte er die fünf Häuserblocks
zur Arbeit und nahm sich unterwegs eine Ausgabe der New York
Times aus einer Zeitungsbox an der Ecke William und John.
Sofort schlug er die Finanzseiten auf. Wenn die Schlagzeile
seine Aufmerksamkeit erregte, las er sie im Gehen und war
trotzdem um 7 Uhr 20 an seinem Arbeitsplatz. Die New York
Times würde ihre Leser erst am nächsten Morgen über die
französischen Abwertungen informieren. Bis dahin wäre sie für
die meisten Banker bereits Geschichte.
Als Nat auf die Straße trat, winkte er das erste verfügbare Taxi
zu sich, zog für die Fahrt von fünf Blocks einen Zehn-Dollar-
Schein hervor und sagte: »Ich sollte eigentlich schon gestern
dort sein.« Sofort legte der Fahrer einen Gang zu und wechselte
die Spur. Vier Minuten später fuhr das Taxi vor seinem Büro
vor. Nat rannte in das Gebäude und lief in den ersten offenen
Aufzug. Er war voller Händler, die sich allesamt die Lunge aus
dem Hals brüllten. Nat erfuhr nichts Neues, außer der schlichten
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Ankündigung, die der französische Finanzminister um 10 Uhr
mitteleuropäischer Zeit getätigt hatte.
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