Die Kandidaten
Verkaufsanweisungen unterschrieben, darum
glaubt keiner, dass sie etwas damit zu tun hatten.«
»Wie viel hat die Bank verloren?«
»Nicht ganz eine halbe Million.«
»Aber du hast in den letzten Jahren sehr viel mehr für die
Bank eingenommen.«
»Stimmt, aber die anderen Abteilungsleiter werden mich ab
jetzt für unzuverlässig halten und sie werden immer befürchten,
dass so etwas erneut passieren könnte. Steven und Adrian
distanzieren sich bereits von mir; sie wollen ihren Job nicht auch
verlieren.«
»Du kannst aber doch immer noch gewaltige Profite für die
Bank einfahren, warum sollten sie dich also gehen lassen?«
»Weil sie mich ersetzen können. Jedes Jahr spucken die
Business Schools neue, brillante Akademiker aus.«
»Nicht von deinem Kaliber«, erklärte Su Ling.
Sie zögerte. »Wird dir jemand anderes einen Job anbieten?«
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»Ich nehme nicht an, dass man mich so häufig anrufen wird
wie noch vor einem Monat, also werde ich wohl selbst eine
Rundrufaktion starten müssen.«
»Was ist mit dem Cartwright-Fonds?«, fragte sie, während Nat
ihr half, den Tisch zu decken.
»Wir haben ungefähr fünfzigtausend verloren, aber über das
Jahr gesehen fährt er immer noch einen kleinen Gewinn ein. Das
erinnert mich daran, dass ich Mr Russell anrufen und mich
entschuldigen muss.«
»Du hast doch in der Vergangenheit auch beim Cartwright-
Fonds einige schöne Gewinne eingefahren.«
»Darum haben sie mir ja auch vertraut.« Nat schlug mit der
Faust auf den Tisch. »Verdammt, ich hätte es ahnen müssen.« Er
sah seine Frau über den Tisch hinweg an. »Was sollte ich deiner
Meinung nach jetzt tun?«
Su Ling dachte eine Weile über seine Frage nach. »Kündige
und such dir eine ordentliche Arbeit.«
*
Fletcher wählte selbst, ohne seine Sekretärin darum zu bitten.
»Bist du über Mittag frei?« Er schwieg kurz. »Nein, wir müssen
uns irgendwo treffen, wo uns keiner kennt.« Pause. »Liegt das
an der 57th West?«
Pause. »Wir sehen uns dort um 12 Uhr 30.«
Fletcher traf einige Minuten zu früh im Zemarki’s ein. Sein
Gast wartete schon auf ihn. Sie bestellten beide einen Salat und
Fletcher nahm ein Light-Bier.
»Ich dachte, du trinkst zum Mittagessen nie etwas?«
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»Heute ist eine der seltenen Ausnahmen«, erwiderte Fletcher.
Nachdem er einen kräftigen Schluck genommen hatte, erzählte
er seinem Freund, was an diesem Morgen vorgefallen war.
»Wir schreiben das Jahr 1976, nicht 1776«, kommentierte
Jimmy.
»Ich weiß, aber anscheinend streifen immer noch ein oder
zwei Dinosaurier durch die Gegend und Gott weiß, was Elliot
seinem Onkel noch an widerwärtigen Sachen erzählt hat.«
»Dein Mr Elliot scheint ja ein reizendes Bürschchen zu sein.
Du solltest besser ein Auge auf ihn haben. Wahrscheinlich stehst
du als Nächster auf seiner Liste.«
»Ich kann mich um mich selbst kümmern«, meinte Fletcher.
»Aber um Logan mache ich mir Sorgen.«
»Wenn er so gut ist, wie du sagst, wird er doch umgehend eine
neue Stelle finden.«
»Nicht, wenn jemand bei Bill Alexander anruft und fragt,
warum er die Kanzlei so plötzlich verlassen hat.«
»Kein Anwalt würde es wagen, sein Schwulsein als
Entlassungsgrund anzugeben.«
»Das muss er gar nicht«, erwiderte Fletcher. »Angesichts der
Umstände genügt es völlig, wenn er sagt, ›es wäre mir lieber,
nicht über diese Angelegenheit zu sprechen, sie ist etwas
delikat‹. Und das ist weitaus tödlicher.« Fletcher nahm noch
einen Schluck. »Ich muss dir sagen, Jimmy, wenn deine Kanzlei
das Glück hätte, Logan einzustellen, würde sie es niemals
bereuen.«
»Ich rede heute Nachmittag mit unserem Seniorpartner. Mal
sehen, wie er darauf reagiert hat. Und wie geht es meiner
Babyschwester?«
»Sie übernimmt allmählich ganz Ridgewood, einschließlich
des Buchclubs, des örtlichen Schwimmvereins und des
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Blutspenderfahrdienstes. Unser nächstes Problem ist, an welche
Schule wir Lucy schicken sollen.«
»In Hotchkiss werden jetzt auch Mädchen aufgenommen«,
sagte Jimmy. »Wir haben vor …«
»Ich frage mich, was der Senator davon hält«, sinnierte
Fletcher und leerte sein Bier. »Wie geht es ihm eigentlich?«
»Er ist erschöpft, aber er bereitet sich schon wieder auf die
nächste Wahl vor.«
»Niemand könnte Harry je aus seinem Amt drängen. Ich kenne
keinen Politiker im ganzen Land, der beliebter wäre.«
»Sag ihm das selbst«, meinte Jimmy. »Als ich ihn das letzte
Mal sah,
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