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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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etwas über fünf Minuten.
    »Es ist besser, ein paar Sekunden zu früh fertig zu sein, als sich
    am Ende abhetzen zu müssen«, hatte ihn Harry immer wieder
    gewarnt. Mrs Hunters Zusammenfassung am Ende ihrer Rede

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    schloss wenige Sekunden nach dem zweiten Glockenschlag und
    ließ es so aussehen, als ob sie mittendrin unterbrochen worden
    wäre. Trotzdem erhielt sie donnernden Applaus von der Hälfte
    des Publikums und höfliches Nicken vom Rest.
    »Ich bitte nun Mr Davenport um seine Eröffnungsrede.«
    Fletcher trat langsam auf das Pult zu. Er fühlte sich wie ein
    Mann auf dem Weg zum Galgen. Er legte seine fünf Seiten
    Manuskript, doppelter Zeilenabstand und großes Schriftbild, auf
    das Pult und betrachtete den Eröffnungssatz, obwohl er die Rede
    so oft durchgegangen war, dass er sie auswendig konnte. Dann
    sah er zum Publikum und lächelte, wohl wissend, dass der
    Moderator die Uhr erst einschalten würde, wenn er das erste
    Wort sprach.
    »Ich denke, ich habe einen großen Fehler in meinem Leben
    begangen«, fing er an. »Ich wurde nicht in Hartford geboren.«
    Das Gelächter half ihm. »Aber ich habe ihn wieder gutgemacht.
    Ich habe mich in eine Frau aus Hartford verliebt, als ich erst
    vierzehn Jahre alt war.« Es folgten Gelächter und Applaus.
    Fletcher entspannte sich zum ersten Mal und hielt den Rest
    seiner Eröffnungsrede mit einer Zuversicht, die seine Jugend
    hoffentlich vergessen ließ. Als die Glocke nach fünf Minuten
    läutete, fing er gerade mit seiner Zusammenfassung an. Er war
    zwanzig Sekunden zu früh fertig und machte die Schlussglocke
    überflüssig. Der Applaus, den er erhielt, war sehr viel größer als
    der, mit dem er bei seinem Gang zum Pult begrüßt worden war,
    aber die Eröffnungserklärung war nicht mehr als das Ende der
    ersten Runde.
    Fletcher sah zu Harry und Jimmy hinunter, die in der zweiten
    Reihe saßen. Ihr Lächeln ließ vermuten, dass er das erste
    Gefecht überlebt hatte.
    »Jetzt ist die Zeit für die Fragerunde gekommen«, erklärte der
    Moderator. »Sie wird vierzig Minuten dauern. Die Kandidaten

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    sind gehalten, kurz zu antworten. Wir beginnen mit Charles
    Lockhart vom Hartford Courant. «
    »Glaubt
    einer
    der
    beiden
    Kandidaten,
    dass
    das
    Stipendiumsverfahren in unserem Erziehungssystem reformiert
    werden sollte?«, fragte der Chefredakteur kurz angebunden.
    Fletcher war auf diese Frage gut vorbereitet, da sie immer
    wieder bei örtlichen Wahlveranstaltungen aufgekommen war
    und regelmäßig in den Leitartikeln von Mr Lockharts Zeitung
    thematisiert wurde. Man bat ihn, als Erster zu antworten, da Mrs
    Hunter schon bei den Eröffnungsreden den Anfang gemacht
    hatte.
    »Es sollte keine Diskriminierung geben, die es jemand aus
    armen Verhältnissen erschwert, ein College zu besuchen. Es
    reicht nicht aus, nur an Gleichheit zu glauben, wir müssen die
    Chancengleichheit auch möglich machen.« Das wurde mit
    einzelnem Applaus begrüßt und Fletcher lächelte ins Publikum.
    »Nette Worte«, erwiderte Mrs Hunter in den Applaus hinein,
    »aber Sie da draußen werden auch nette Taten erwarten. Ich saß
    bereits im Vorstand einer Schule, darum müssen Sie mir keine
    Vorträge über Diskriminierung halten, Mr Davenport, und wenn
    ich das Glück haben sollte, zur Senatorin gewählt zu werden,
    werde ich eine Gesetzgebung unterstützen, die die Rechte aller
    Männer«, sie pausierte, »und Frauen auf Gleichbehandlung
    berücksichtigt.«
    Sie trat vom Pult zurück, während ihre Anhänger jubelten.
    Dann sah sie zu Fletcher. »Vielleicht ist jemand, der das Privileg
    genoss, in Hotchkiss und Yale ausgebildet zu werden, nicht in
    der Lage, das wirklich zu begreifen.«
    Verdammt, dachte Fletcher, ich habe vergessen, ihnen zu
    sagen, dass Annie auch einmal im Vorstand einer Schule saß
    und dass wir Lucy vor kurzem an der Hartford Elementary
    School, einer öffentlichen Schule, angemeldet haben. Solange

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    nur zwölf Leute im Publikum gesessen hatten, hatte er immer
    daran gedacht.
    Es folgten, wie nicht anders zu erwarten, Fragen zu den
    Steuergesetzen, zum Gesundheitswesen, zu den öffentlichen
    Verkehrsmitteln und zur Verbrechensbekämpfung. Fletcher
    erholte sich von den Eröffnungssalven und hatte allmählich das
    Gefühl, die Sitzung würde unentschieden enden, bis der
    Moderator zur letzten Frage aufrief.
    »Halten sich die Kandidaten wirklich für unabhängig oder
    wird ihre Politik von der Parteimaschinerie diktiert und hängt
    ihre Stimme im Senat

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