Die Kandidaten
ihm,
dass ich nichts damit zu tun haben will.«
»Und was hat er darauf erwidert?«, fragte der Richter.
»Dass er sich nicht selbst anschießen könne, weil die Polizei
ihm dann auf die Schliche käme, aber wenn ich es täte, würden
sie nie darauf kommen.«
»Das erklärt immer noch nicht, warum Sie sich damit
einverstanden erklärten.«
»Das habe ich auch nicht«, wiederholte Rebecca leise. »Ich
sagte ihm, ich wolle nichts damit zu tun haben, Nat habe mir nie
etwas getan. Aber da nahm Ralph die Waffe und sagte: ›Wenn
du das nicht durchziehst, gibt es nur eine Alternative: Ich muss
dich erschießen.‹ Ich war entsetzt, aber er sagte nur: ›Ich erzähle
allen, es sei Nat Cartwright gewesen, der meine Frau erschossen
hat, als sie versuchte, mich zu retten. Dann hat alle Welt sogar
noch mehr Mitleid, weil ich die Rolle des trauernden Witwers
spielen kann.‹ Anschließend lachte er und meinte noch: ›Glaub
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bloß nicht, ich würde es nicht tun.‹ Dann nahm er ein
Taschentuch aus seiner Jackentasche und sagte: ›Wickle das um
deine Hand, damit deine Fingerabdrücke nicht auf die Waffe
kommen.‹« Rebecca schwieg einen Moment, bevor sie flüsterte:
»Ich weiß noch, wie ich die Waffe nahm und auf Ralphs
Schulter zielte, aber ich schloss die Augen, als ich abdrückte.
Und als ich sie wieder öffnete, lag Ralph in der Ecke. Ich musste
nicht erst nachsehen, um zu wissen, dass er tot war. Ich geriet in
Panik, ließ die Waffe fallen, rannte nach oben und rief den
Polizeichef zu Hause an, wie Ralph es von mir verlangt hatte.
Dann zog ich mich um. Ich hatte gerade das Kleid ausgezogen,
als ich die Sirene hörte. Ich sah durch die Vorhänge, wie der
Streifenwagen die Auffahrt hochkam. Ich rannte wieder nach
unten, da fuhr er schon vor das Haus und ich hatte keine Zeit
mehr, die Haustür zu schließen. Ich kauerte mich auf den Boden
und gleich darauf kam Detective Petrowski hereingerannt.« Sie
senkte den Kopf und dieses Mal waren ihre Tränen echt und
ungeprobt. Das Flüstern wurde immer lauter, denn das ganze
Publikum diskutierte über Rebeccas Aussage.
Fletcher drehte sich zum Staatsanwalt um, der sich mit seinem
Team beriet. Er machte keinen Versuch, sie zur Eile zu drängen,
sondern kehrte an seinen Platz neben Nat zurück. Es dauerte
eine Weile, bevor sich Ebden endlich erhob. »Euer Ehren.«
»Ja, Mr Ebden?«, sagte der Richter.
»Der Staat zieht alle Anschuldigungen gegen den Angeklagten
zurück.« Er schwieg einen Moment. »Ich möchte noch
anmerken«, fügte er hinzu und drehte sich zu Nat und Fletcher,
»nachdem ich Sie als Team erlebt habe, kann ich kaum
erwarten, was geschehen wird, wenn Sie gegeneinander antreten
werden.«
Spontan brach Applaus im Publikum aus und der Lärm war so
gewaltig, dass niemand hörte, wie der Richter den Angeklagten
freisprach, die Geschworenen entließ und den Fall für
abgeschlossen erklärte.
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Nat beugte sich zu Fletcher und musste beinahe brüllen. »Ich
danke Ihnen. Drei unzureichende Worte, denn für den Rest
meines Lebens stehe ich in Ihrer Schuld, ohne es Ihnen jemals
wirklich zurückzahlen zu können. Aber dennoch: Ich danke
Ihnen.«
Fletcher lächelte. »Mandanten zerfallen in zwei Kategorien«,
sagte er. »Die einen, die hoffen, sie sehen den Anwalt nie
wieder, und gelegentlich gibt es welche, von denen man weiß,
dass sie Freunde für den Rest …«
Su Ling tauchte plötzlich neben ihrem Ehemann auf und warf
die Arm um ihn.
»Danke, Gott«, sagte sie.
»Danke, Herr Gouverneur, reicht völlig«, scherzte Fletcher.
Nat und Su Ling lachten zum ersten Mal seit Wochen. Bevor
Nat etwas erwidern konnte, trat Lucy durch die Absperrung und
begrüßte ihren Vater mit den Worten: »Prima Arbeit, Dad. Ich
bin sehr stolz auf dich.«
»Das nenne ich ein Lob aus berufenem Munde«, freute sich
Fletcher. »Nat, das ist meine Tochter Lucy, die glücklicherweise
noch nicht alt genug ist, um für Sie stimmen zu dürfen, denn
wenn sie es wäre …« Fletcher sah sich um. »Wo ist die Frau, die
mich überhaupt erst in diese Bredouille gebracht hat?«
»Mom ist zu Hause«, meinte Lucy. »Schließlich hast du ihr
gesagt, es würde noch mindestens eine Woche dauern, bevor Mr
Cartwright in den Zeugenstand müsste.«
»Stimmt«, sagte Fletcher.
»Richten Sie bitte Ihrer Frau meinen Dank aus«, bat Su Ling.
»Wir werden niemals vergessen, dass es Annie war, die Sie
überredet hat, meinen Mann zu vertreten.
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