Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
vergessen, dass die erste Kugel in der Decke steckte. Oder
    wollen Sie jetzt andeuten, dass mein Mann sich selbst getötet
    hat?«
    »Keineswegs«, entgegnete Fletcher. »Warum erzählen Sie
    dem Gericht nicht, was Sie getan haben, als Sie den zweiten
    Schuss hörten?«
    »Ich ging zum Treppenkopf und sah, wie Mr Cartwright aus
    dem Haus rannte.«
    »Aber er hat Sie nicht gesehen?«
    »Nein, er hat nur einen kurzen Blick in meine Richtung
    geworfen.«
    »Das glaube ich nicht, Mrs Elliot. Ich denke, Sie sahen ihn
    sehr genau, als er völlig ruhig im Flur an Ihnen vorbeiging.«
    »Er kann nicht im Flur an mir vorbeigegangen sein, weil ich
    mich oben am Treppenkopf befand.«
    »Ich stimme Ihnen zu, dass er Sie am Treppenkopf nicht
    gesehen haben kann«, sagte Fletcher, kehrte zu seinem Tisch
    zurück, wählte ein Foto aus und ging wieder zum Zeugenstand.
    Er reichte ihr das Foto.
    »Wie Sie auf diesem Foto erkennen können, Mrs Elliot, kann
    niemand, der das Arbeitszimmer Ihres Mannes verlässt, durch
    den Flur und dann durch die Haustür geht, vom Treppenkopf aus
    gesehen werden.« Er legte eine Pause ein, damit die
    Geschworenen die Bedeutung seiner Worte begriffen. Erst dann
    fuhr er fort: »Nein, als Mr Cartwright das Arbeitszimmer Ihres
    Mannes verließ, befanden Sie sich in Wirklichkeit gar nicht

    600
    oben am Treppenkopf, Mrs Elliot, sondern unten im Flur. Und
    wenn Sie möchten, bitte ich den Richter um eine Vertagung,
    damit die Geschworenen Ihr Haus aufsuchen und sich von der
    Richtigkeit meiner Aussage überzeugen können. Das würde ich
    wirklich gern tun.«
    »Nun ja, möglicherweise war ich ein paar Stufen
    hinuntergegangen.«
    »Sie waren nicht einmal auf der Treppe, Mrs Elliot. Sie waren
    im Flur – und das nicht, wie Sie ebenfalls behauptet haben, in
    Ihrem Morgenmantel, sondern in einem blauen Kleid, das Sie zu
    einer Cocktailparty am frühen Abend getragen haben, weshalb
    Sie auch die Debatte im Fernsehen nicht sehen konnten!«
    »Ich trug sehr wohl einen Morgenmantel und es gibt auch ein
    Foto, das meine Aussage bekräftigt.«
    »In der Tat, das gibt es.« Fletcher kehrte wieder zu seinem
    Tisch zurück und nahm ein anderes Foto zur Hand. »Ich nehme
    hiermit Bezug auf Beweisstück 122, Euer Ehren.«
    Der Richter, das Team der Anklage und die Geschworenen
    gingen ihre Unterlagen durch, während Fletcher seine Kopie an
    Mrs Elliot reichte.
    »Na bitte«, sagte sie, »es ist genauso, wie ich sagte: Ich saß im
    Morgenmantel im Flur.«
    »Ja, das taten Sie, Mrs Elliot. Dieses Foto wurde vom
    Polizeifotografen geschossen. Ich habe es vergrößern lassen,
    damit wir die Details besser sehen können. Euer Ehren, ich lege
    diese Vergrößerung als Beweis vor.«
    »Einspruch, Euer Ehren.« Ebden sprang von seinem Stuhl auf.
    »Wir hatten keine Gelegenheit, dieses Foto zu prüfen.«
    »Es ist ein Beweis der Anklage, Mr Ebden, und befindet sich
    seit Wochen in Ihrem Besitz«, rief ihm der Richter in
    Erinnerung. »Einspruch abgelehnt.«
    »Bitte betrachten Sie dieses Foto aufmerksam«, bat Fletcher.

    601
    Er entfernte sich ein paar Schritte von Mrs Elliot und reichte
    dem Staatsanwalt einen Abzug der Vergrößerung. Ein
    Gerichtsdiener verteilte Abzüge an alle Geschworenen. Fletcher
    drehte sich wieder zu Rebecca.
    »Erzählen Sie dem Gericht, was Sie sehen.«
    »Es ist ein Foto von mir, wie ich in meinem Morgenmantel im
    Flur sitze.«
    »Stimmt genau, aber was tragen Sie an Ihrem linken
    Handgelenk und um Ihren Hals?«, fragte Fletcher, dann drehte
    er sich zu den Geschworenen, die ihre Abzüge aufmerksam
    betrachteten.
    Alles Blut strömte aus Rebeccas Gesicht.
    »Ich glaube, es handelt sich um Ihre Armbanduhr und Ihre
    Perlenkette«, beantwortete Fletcher seine eigene Frage.
    »Erinnern Sie sich?« Er hielt kurz inne. »Um ebenjenen
    Schmuck, den Sie vor dem Zubettgehen in Ihrem Safe
    einschlossen, weil es unlängst mehrere Einbrüche in Ihrer
    Gegend gegeben hatte.« Fletcher drehte sich zu Polizeichef
    Culver und Detective Petrowski, die in der ersten Reihe saßen.
    »Wie uns Detective Petrowski wissen ließ, sind es eben immer
    die kleinen Fehler, die den Amateur verraten.« Fletcher drehte
    sich wieder um und sah Rebecca an, bevor er hinzufügte:
    »Vielleicht haben Sie ja einfach vergessen, Ihre Uhr und Ihre
    Kette abzunehmen, Mrs Elliot, aber ich sage Ihnen, was Sie
    unmöglich vergessen konnten: Ihr Kleid.« Fletcher legte beide
    Hände auf das Geländer der Geschworenenbank, bevor er
    langsam

Weitere Kostenlose Bücher