Die Kandidaten
ihm noch eine Tasse
Kaffee ein.
»Mein Vorsprung von sieben Punkten in den Umfragen. In
wenigen Wochen werden sich die Wähler nicht einmal daran
erinnern, wer von uns beiden auf der Anklagebank saß.«
»Vermutlich wird sie sich immer erinnern«, sagte Su Ling
leise. Sie sah ihrem Ehemann über die Schulter auf das Foto von
Rebecca Elliot, wie sie die Stufen des Gerichtes hinunterschritt.
»Warum hat sie ihn nur geheiratet?«, sagte Su Ling fast zu sich
selbst.
»Ich bin nur dankbar, dass ich Rebecca nicht geheiratet habe«,
meinte Nat. »Seien wir ehrlich: Wenn Elliot meinen Aufsatz
nicht abgeschrieben und verhindert hätte, dass ich in Yale
studieren konnte, dann hätten wir beide uns nie getroffen.« Nat
nahm die Hand seiner Frau.
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»Ich wünschte nur, ich hätte mehr Kinder bekommen können«,
sagte Su Ling, immer noch mit gedämpfter Stimme. »Ich
vermisse Luke so sehr.«
»Ich weiß«, tröstete Nat. »Aber ich werde es nie bedauern,
diesen besonderen Hügel hinaufgerannt zu sein, zu dieser
besonderen Zeit, an diesem besonderen Tag.«
»Und ich bin froh, dass ich den falschen Weg eingeschlagen
habe«, sagte Su Ling, »aber ich hätte gern mein eigenes Leben
gegeben, wenn ich dadurch Luke hätte retten können.«
»Das denken vermutlich die meisten Eltern.« Nat sah seine
Frau an.
»Und dazu gehört auch deine Mutter, die alles für dich
geopfert hat und es nicht verdient, dass man sie so grausam
behandelt.«
»Mach dir um meine Mutter keine Sorgen«, erwiderte Su
Ling, die ihre gedrückte Stimmung abrupt hinter sich ließ. »Ich
habe sie gestern besucht. Ihr Laden war voller schmutziger, alter
Männer, die ihr noch schmutzigere Wäsche brachten und dabei
insgeheim hofften, sie würde im oberen Stock einen
Massagesalon führen.«
Nat brach in Gelächter aus. »Wenn man bedenkt, dass wir es
all die Jahre geheim gehalten haben. Ich hätte nie gedacht, dass
der Tag kommen würde, an dem ich darüber lachen kann.«
»Sie sagt, wenn du Gouverneur wirst, dann eröffnet sie eine
Kette von Waschsalons im ganzen Bundesstaat. Ihr
Werbeslogan wird lauten: ›Wir waschen Ihre schmutzige
Wäsche in aller Öffentlichkeit.‹«
»Ich wusste immer schon, dass es einen höheren Grund gibt,
warum ich Gouverneur werden muss.« Nat stand vom Tisch auf.
»Und wer genießt heute das Privileg deiner Gesellschaft?«,
fragte Su Ling.
»Die braven Bürger von New Canaan«, erwiderte Nat.
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»Wann kommst du nach Hause?«
»Kurz nach Mitternacht, schätze ich.«
»Weck mich«, sagte sie.
*
»Hallo, Lucy.« Jimmy kam in das Büro ihres Vaters
geschlendert. »Hat der große Mann Zeit für mich?«
»Ja, hat er.« Lucy erhob sich von ihrem Stuhl.
Jimmy sah ihr nach, als sie den Raum verließ. Bildete er sich
das nur ein oder hatte sie geweint? Fletcher schwieg, bis sie die
Tür hinter sich geschlossen hatte. »Guten Morgen, Jimmy«,
sagte er und schob die Zeitung zur Seite. Das Foto von Rebecca
starrte zu ihm auf.
»Glaubst du, dass man sie verhaften wird?«, fragte Jimmy.
Fletcher betrachtete das Foto von Rebecca. »Ich glaube, sie
haben keine andere Wahl. Aber wenn ich Geschworener wäre,
würde ich sie freisprechen, denn ich fand ihre Geschichte
absolut glaubwürdig.«
»Schon, aber du weißt ja auch, wozu Elliot fähig war. Normale
Geschworene wissen das nicht. Ich frage mich übrigens, ob du
bei Alexander Dupont & Bell geblieben wärst, wenn Elliot nicht
in die Kanzlei eingetreten wäre?«
»Eine dieser merkwürdigen Wendungen des Schicksals«, sagte
Fletcher geistesabwesend, als ob er dabei an etwas anderes
dachte.
»Was hast du für mich?«
»Wir werden den heutigen Tag in Madison verbringen.«
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»Ist Madison einen ganzen Tag wert?«, fragte Fletcher. »Das
ist doch eine republikanische Hochburg.«
»Aus genau diesem Grund will ich Madison abhaken, solange
wir noch ein paar Wochen Zeit haben«, entgegnete Jimmy.
»Obwohl ihre Stimmen komischerweise nie das Ergebnis der
Wahl beeinflusst haben.«
»Eine Wählerstimme ist eine Wählerstimme«, meinte Fletcher.
»In diesem Fall nicht«, widersprach Jimmy, »denn während
der Rest des Bundesstaates mittlerweile elektronisch wählt,
bleibt Madison die einzige Ausnahme. Die Stadt gehört zu den
letzten Wahlkreisen im ganzen Land, die es immer noch
vorziehen, mit einem Bleistift ein Kreuz zu machen.«
»Dadurch werden die Stimmen ja nicht ungültig«, beharrte
Fletcher.
»Stimmt, aber in der
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