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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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ihm noch eine Tasse
    Kaffee ein.
    »Mein Vorsprung von sieben Punkten in den Umfragen. In
    wenigen Wochen werden sich die Wähler nicht einmal daran
    erinnern, wer von uns beiden auf der Anklagebank saß.«
    »Vermutlich wird sie sich immer erinnern«, sagte Su Ling
    leise. Sie sah ihrem Ehemann über die Schulter auf das Foto von
    Rebecca Elliot, wie sie die Stufen des Gerichtes hinunterschritt.
    »Warum hat sie ihn nur geheiratet?«, sagte Su Ling fast zu sich
    selbst.
    »Ich bin nur dankbar, dass ich Rebecca nicht geheiratet habe«,
    meinte Nat. »Seien wir ehrlich: Wenn Elliot meinen Aufsatz
    nicht abgeschrieben und verhindert hätte, dass ich in Yale
    studieren konnte, dann hätten wir beide uns nie getroffen.« Nat
    nahm die Hand seiner Frau.

    614
    »Ich wünschte nur, ich hätte mehr Kinder bekommen können«,
    sagte Su Ling, immer noch mit gedämpfter Stimme. »Ich
    vermisse Luke so sehr.«
    »Ich weiß«, tröstete Nat. »Aber ich werde es nie bedauern,
    diesen besonderen Hügel hinaufgerannt zu sein, zu dieser
    besonderen Zeit, an diesem besonderen Tag.«
    »Und ich bin froh, dass ich den falschen Weg eingeschlagen
    habe«, sagte Su Ling, »aber ich hätte gern mein eigenes Leben
    gegeben, wenn ich dadurch Luke hätte retten können.«
    »Das denken vermutlich die meisten Eltern.« Nat sah seine
    Frau an.
    »Und dazu gehört auch deine Mutter, die alles für dich
    geopfert hat und es nicht verdient, dass man sie so grausam
    behandelt.«
    »Mach dir um meine Mutter keine Sorgen«, erwiderte Su
    Ling, die ihre gedrückte Stimmung abrupt hinter sich ließ. »Ich
    habe sie gestern besucht. Ihr Laden war voller schmutziger, alter
    Männer, die ihr noch schmutzigere Wäsche brachten und dabei
    insgeheim hofften, sie würde im oberen Stock einen
    Massagesalon führen.«
    Nat brach in Gelächter aus. »Wenn man bedenkt, dass wir es
    all die Jahre geheim gehalten haben. Ich hätte nie gedacht, dass
    der Tag kommen würde, an dem ich darüber lachen kann.«
    »Sie sagt, wenn du Gouverneur wirst, dann eröffnet sie eine
    Kette von Waschsalons im ganzen Bundesstaat. Ihr
    Werbeslogan wird lauten: ›Wir waschen Ihre schmutzige
    Wäsche in aller Öffentlichkeit.‹«
    »Ich wusste immer schon, dass es einen höheren Grund gibt,
    warum ich Gouverneur werden muss.« Nat stand vom Tisch auf.
    »Und wer genießt heute das Privileg deiner Gesellschaft?«,
    fragte Su Ling.
    »Die braven Bürger von New Canaan«, erwiderte Nat.

    615
    »Wann kommst du nach Hause?«
    »Kurz nach Mitternacht, schätze ich.«
    »Weck mich«, sagte sie.

    *

    »Hallo, Lucy.« Jimmy kam in das Büro ihres Vaters
    geschlendert. »Hat der große Mann Zeit für mich?«
    »Ja, hat er.« Lucy erhob sich von ihrem Stuhl.
    Jimmy sah ihr nach, als sie den Raum verließ. Bildete er sich
    das nur ein oder hatte sie geweint? Fletcher schwieg, bis sie die
    Tür hinter sich geschlossen hatte. »Guten Morgen, Jimmy«,
    sagte er und schob die Zeitung zur Seite. Das Foto von Rebecca
    starrte zu ihm auf.
    »Glaubst du, dass man sie verhaften wird?«, fragte Jimmy.
    Fletcher betrachtete das Foto von Rebecca. »Ich glaube, sie
    haben keine andere Wahl. Aber wenn ich Geschworener wäre,
    würde ich sie freisprechen, denn ich fand ihre Geschichte
    absolut glaubwürdig.«
    »Schon, aber du weißt ja auch, wozu Elliot fähig war. Normale
    Geschworene wissen das nicht. Ich frage mich übrigens, ob du
    bei Alexander Dupont & Bell geblieben wärst, wenn Elliot nicht
    in die Kanzlei eingetreten wäre?«
    »Eine dieser merkwürdigen Wendungen des Schicksals«, sagte
    Fletcher geistesabwesend, als ob er dabei an etwas anderes
    dachte.
    »Was hast du für mich?«
    »Wir werden den heutigen Tag in Madison verbringen.«

    616
    »Ist Madison einen ganzen Tag wert?«, fragte Fletcher. »Das
    ist doch eine republikanische Hochburg.«
    »Aus genau diesem Grund will ich Madison abhaken, solange
    wir noch ein paar Wochen Zeit haben«, entgegnete Jimmy.
    »Obwohl ihre Stimmen komischerweise nie das Ergebnis der
    Wahl beeinflusst haben.«
    »Eine Wählerstimme ist eine Wählerstimme«, meinte Fletcher.
    »In diesem Fall nicht«, widersprach Jimmy, »denn während
    der Rest des Bundesstaates mittlerweile elektronisch wählt,
    bleibt Madison die einzige Ausnahme. Die Stadt gehört zu den
    letzten Wahlkreisen im ganzen Land, die es immer noch
    vorziehen, mit einem Bleistift ein Kreuz zu machen.«
    »Dadurch werden die Stimmen ja nicht ungültig«, beharrte
    Fletcher.
    »Stimmt, aber in der

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