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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Vergangenheit haben sich diese Stimmen
    als irrelevant erwiesen, weil man in Madison mit der
    Auszählung erst am Morgen nach der Wahl beginnt, wenn das
    Gesamtergebnis längst verkündet worden ist. Es ist eine Farce,
    aber eine jener Traditionen, die die guten Bürger von Madison
    nicht auf dem Altar moderner Technologie opfern wollen.«
    »Und du willst trotzdem, dass ich dort einen ganzen Tag
    verbringe?«
    »Ja, denn wenn einer von euch beiden mit weniger als
    fünftausend Stimmen führt, wird Madison plötzlich die
    wichtigste Stadt im ganzen Staat.«
    »Glaubst du wirklich, dass es so eng werden könnte, wo Bush
    die Umfragen immer noch haushoch anführt?«
    » Noch ist hier das entscheidende Wort, denn Clinton knöpft
    ihm Tag für Tag etwas von dieser Führung ab. Wer weiß, wer
    am Ende im Weißen Haus sitzt – oder im Gouverneurssitz.«
    Fletcher erwiderte nichts.

    617
    »Du scheinst heute Morgen mit deinen Gedanken nicht ganz
    bei der Sache zu sein«, meinte Jimmy. »Geht dir etwas durch
    den Kopf, was du mit mir besprechen möchtest?«

    *

    »Sieht so aus, als ob Nat ganz locker gewinnen wird«,
    verkündete Julia hinter der Tageszeitung.
    »Wir haben noch mehrere Wochen vor uns, bevor der erste
    Stimmzettel in die Wahlurnen geworfen wird«, rief Tom seiner
    Frau in Erinnerung.
    »Falls Nat Gouverneur werden sollte, wirst du all die
    Aufregung bestimmt vermissen. Nach allem, was ihr beide
    durchgemacht habt, könnte es etwas ernüchternd sein, wieder zu
    Fairchild zurückzukehren.«
    »Ehrlich gesagt habe ich jedwedes Interesse am Bankwesen
    schon an dem Tag verloren, als Russell übernommen wurde.«
    »Du stehst kurz davor, Vorstandsvorsitzender der größten
    Bank im ganzen Bundesstaat zu werden.«
    »Nicht, wenn Nat die Wahl gewinnt«, sagte Tom.
    Julia legte die Zeitung beiseite. »Ich weiß nicht, ob ich das
    jetzt verstehe.«
    »Nat hat mich gebeten, ihm als Stabschef zur Seite zu stehen,
    falls er Gouverneur wird.«
    »Und wer wird dann Vorstandsvorsitzender der Bank?«
    »Du natürlich«, sagte Tom. »Jeder weiß doch, dass du für
    diesen Job am besten geeignet bist.«
    »Fairchild würde niemals eine Frau zur Vorstandsvorsitzenden
    erklären. Dazu sind wir viel zu konservativ.«

    618
    »Wir leben im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, Julia.
    Dank dir sind fast die Hälfte unserer Kunden Frauen. Und was
    den Vorstand betrifft, vom Personal ganz zu schweigen, so
    denken in meiner Abwesenheit ohnehin die meisten, dass du
    bereits Vorstandsvorsitzende bist.«
    »Aber falls Nat verliert, wird er davon ausgehen, dass er
    Vorstandsvorsitzender von Fairchild wird, mit dir als seinem
    Stellvertreter, und dann ist diese Frage nur noch rein
    akademisch.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, entgegnete Tom. »Vergiss
    nicht, dass Jimmy Overman, Connecticuts dienstältester Senator,
    bereits angekündigt hat, dass er sich nächstes Jahr nicht noch
    einmal zur Wahl stellen wird. Kein anderer als Nat kommt in
    Frage, um ihn zu ersetzen. Wer von beiden auch Gouverneur
    wird, ich bin sicher, der andere wird als Senator nach
    Washington gehen.« Er schwieg. »Vermutlich ist es nur eine
    Frage
    der
    Zeit,
    bevor
    Nat
    und
    Fletcher
    als
    Präsidentschaftskandidaten gegeneinander antreten.«
    »Glaubst du, ich könnte den Job übernehmen?«, fragte Julia
    leise.
    »Nein«, sagte Tom. »Man muss in Amerika geboren sein, um
    Präsident zu werden.«
    »Ich meine doch nicht die Präsidentschaft, du Idiot, sondern
    den Vorstandsvorsitz bei Fairchild.«
    »Das war mir schon an dem Tag klar, als wir uns das erste Mal
    begegnet sind«, erklärte Tom. »Ich fürchtete damals nur, ich
    könnte in deinen Augen nicht gut genug sein, um dein Ehemann
    zu werden.«
    »Ach, was sind Männer doch schwer von Begriff«, sagte Julia.
    »Ich war mir schon sicher, dass ich dich heiraten würde, als wir
    bei Su Ling und Nat zum Abendessen eingeladen waren.«
    Tom öffnete den Mund und schloss ihn wieder.

    619
    »Wie anders mein Leben doch verlaufen wäre, wenn die
    andere Julia Kirkbridge zu derselben Entscheidung gelangt
    wäre«, fügte sie hinzu.
    »Und meines erst«, sagte Tom.

    620

50
    FLETCHER SAH AUF die jubelnde Menge hinab und winkte
    den Menschen begeistert zu. Er hatte an diesem Tag mehrere
    Reden in Madison gehalten – an Straßenecken, auf dem
    Marktplatz, vor einer Bibliothek –, aber sogar ihn überraschte
    der Empfang bei seinem letzten öffentlichen Auftritt an diesem
    Abend im Rathaus.
    TREFFEN SIE DEN

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