Die Kandidaten
sprach, während das Beweisstück verschwand. Der
Geburtsurkunde folgte ein dreiseitiger Brief, datiert auf den 11.
Mai 1949 und unterzeichnet von Dr. Greenwood. Danach kamen
mehrere krankenhausinterne Dokumente und Memos, alle aus
dem Jahr 1949. Dr. Renwick schob sie eines nach dem anderen
in den Reißwolf, bis nur noch die leere Aktenhülle übrig blieb.
Auf ihr standen die Namen Nathaniel und Peter Cartwright. Er
zerriss den Aktendeckel in vier Teile, bevor er die letzten
Beweise den wartenden Zähnen des Reißwolfs übergab.
Fletcher erhob sich unsicher vom Stuhl und wollte seinem
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Bruder die Hand schütteln. »Ich sehe dich dann im
Gouverneurssitz.«
»Auf jeden Fall.« Nat nahm ihn in die Arme. »Ich werde
gleich als Erstes eine Rollstuhlrampe einbauen lassen, damit du
mich regelmäßig besuchen kannst.«
»Tja, ich muss los«, sagte Fletcher und schüttelte Ben
Renwick die Hand. »Ich habe eine Wahl zu gewinnen.« Er
humpelte zur Tür und wollte sie vor Nat erreichen, aber sein
Bruder sprang vor und öffnete sie ihm.
»Man hat mich so erzogen, dass ich Frauen, älteren
Mitbürgern und Invaliden die Für öffne«, erklärte Nat.
»Du kannst dieser Auflistung noch künftige Gouverneure
hinzufügen«, erklärte Fletcher und humpelte davon.
»Hast du meine Abhandlung über Invalidenrenten gelesen?«,
fragte Nat und holte ihn ein.
»Nein«, erwiderte Fletcher. »Ich beschäftige mich nie mit
unpraktischen Ideen, die es niemals in die Gesetzesbücher
schaffen werden.«
»Weißt du, ich werde nur eines bedauern«, sagte Nat, sobald
sie allein im Flur waren und von Dr. Renwick nicht mehr gehört
werden konnten.
»Lass mich raten«, sagte Fletcher und wartete auf den
nächsten frechen Spruch.
»Ich denke, es wäre wirklich prima gewesen, mit dir als
Bruder aufzuwachsen.«
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DR. RENWICKS VORHERSAGE erwies sich als korrekt.
Senator Davenport entließ sich am Wochenende aus St Patrick
und vierzehn Tage später hätte niemand mehr geglaubt, dass er
nur einen Monat zuvor an der Schwelle des Todes gestanden
hatte.
Es waren nur noch wenige Tage bis zur Wahl. Clinton führte
weiter die nationalen Umfragen an und Perot warb weitere
Anhänger von Bush ab. Sowohl Nat als auch Fletcher reisten in
einem Tempo durch den Bundesstaat, das jeden Olympioniken
beeindruckt hätte. Keiner wollte den anderen zu einem
Rededuell herausfordern, doch als ein örtlicher Fernsehsender
vorschlug, sie sollten einander bei drei Begegnungen
gegenübertreten, akzeptierten beide ohne viel Federlesens.
Man war allgemein der Ansicht, dass Fletcher im ersten Duell
besser abgeschnitten hatte und die Umfragen bestätigten diesen
Eindruck, denn er ging zum ersten Mal in Führung. Nat
schränkte umgehend seine Reisen ein und verbrachte mehrere
Stunden in einer Fernsehstudioattrappe, wo er sich von seinem
Team coachen ließ. Das zahlte sich aus, denn selbst die
Demokraten vor Ort mussten einräumen, dass er die zweite
Runde für sich entschied. Auch in den Umfragen ging Nat
wieder in Führung.
Vom letzten Rededuell hing so viel ab, dass beide Männer
überängstlich versuchten, ja keinen Fehler zu machen, und es
endete in einer Patt-Situation oder, wie Lucy es nannte, in einem
›Langweiler-Gleichstand‹. Keiner der Kandidaten war deshalb
verstimmt, als sie erfuhren, dass ein konkurrierender
Fernsehsender ein Footballspiel ausgestrahlt hatte, das zehn Mal
so viele Zuschauer anlockte wie ihr Rededuell. Die Umfragen
am folgenden Tag wiesen für beide Kandidaten sechsundvierzig
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Prozent aus, acht Prozent der Wähler waren noch
unentschlossen.
»Was haben die in den letzten sechs Monaten gemacht?«,
verlangte Fletcher zu wissen, als er von den acht Prozent las.
»Nicht jeder ist von Politik so fasziniert wie du«, meinte
Annie an diesem Morgen beim Frühstück. Lucy nickte
zustimmend.
Fletcher mietete einen Hubschrauber und Nat charterte den
kleinen Jet der Bank, damit sie in den letzten sieben Tagen
durch den Bundesstaat fliegen konnten. Die Unentschiedenen
machten nur noch sechs Prozent aus, was den beiden Rivalen je
einen Punkt einbrachte. Am Ende der Woche fragten sich die
beiden, ob es irgendwo noch ein Einkaufszentrum, eine Fabrik,
einen Bahnhof, ein Rathaus, ein Krankenhaus oder auch nur eine
Straßenecke gab, die sie noch nicht aufgesucht hatten, und beide
akzeptierten, dass am Ende derjenige gewinnen würde, der am
Wahltag über die am besten geölte
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