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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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legte sie die Zeitung
    beiseite. Vor jeden vollen Stunde schaltete sie immer das
    Fernsehgerät ein, um den Wetterbericht zu verfolgen. Noch
    bevor der Ton zu hören war, sah sie schon Annie Davenport auf
    dem Bildschirm. Su Ling fragte sich, warum sie wohl vor dem
    St-Patrick-Krankenhaus stand. Wollte Fletcher eine neue
    Gesundheitsinitiative starten? Sechzig Sekunden später wusste
    Su Ling, was los war und rannte aus der Küche, die Treppe

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    hinauf zu Nat, um ihm die neuesten Nachrichten mitzuteilen.
    Ein bemerkenswerter Zufall. Oder doch nicht? Als
    Wissenschaftlerin glaubte Su Ling nicht an Zufälle. Aber sie
    hatte keine Zeit, um jetzt darüber nachzudenken.
    Verschlafen hörte Nat zu, wie seine Frau ihm Annie
    Davenports Worte wiederholte. Plötzlich war er hellwach,
    sprang aus dem Bett, zog die Kleider des Vortages an und
    machte sich nicht die Mühe, sich zu rasieren oder zu duschen.
    Kaum angezogen hastete er die Treppen hinunter. Die Schuhe
    zog er erst im Auto an. Su Ling saß bereits bei laufendem Motor
    hinter dem Lenkrad.
    Das Radio war noch auf den Sender eingestellt, der rund um
    die Uhr Nachrichten brachte. Nat hörte die aktuellen
    Meldungen, während er versuchte, sich die Schnürsenkel zu
    binden. Der Reporter vor Ort hätte nicht deutlicher sein können:
    Sollte Senator Davenport nicht binnen der nächsten Stunden vier
    Einheiten Blut der Blutgruppe AB negativ erhalten, fürchteten
    die Ärzte um sein Überleben.
    Su Ling brauchte nur zwölf Minuten, um St Patrick zu
    erreichen, indem sie einfach die Geschwindigkeitsbegrenzung
    ignorierte – nicht, dass zu dieser frühen Stunde an einem
    Sonntagmorgen viel Verkehr unterwegs gewesen wäre. Nat
    rannte ins Krankenhaus, während Su Ling einen Parkplatz
    suchte.
    Nat entdeckte Annie am Ende des Korridors und rief sofort
    ihren Namen. Sie drehte sich um und wirkte verblüfft, als sie ihn
    auf sich zulaufen sah. Warum rennt er so?, war ihr erster
    Gedanke.
    »Ich bin gekommen, so schnell es ging«, rief Nat, immer noch
    im Lauf. Die drei Frauen starrten ihn an, wie Hasen im Licht
    eines Autoscheinwerfers. »Ich habe dieselbe Blutgruppe wie
    Fletcher«, platzte Nat heraus, als er vor Annie stehen blieb.
    »Sie haben AB negativ?«, wiederholte Annie ungläubig.

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    »Ja genau«, bestätigte Nat.
    »Gott sei Dank«, seufzte Martha. Ruth verschwand sofort in
    der Intensivabteilung und kehrte einen Augenblick später mit
    Ben Renwick zurück.
    »Mr Cartwright«, sagte er und streckte die Hand aus. »Ich bin
    Dr. Renwick und ich bin …«
    »Ja, ich habe natürlich von Ihnen gehört.« Nat schüttelte ihm
    die Hand.
    Der Chirurg deutete eine Verbeugung an. »Wir haben einen
    Techniker, der Ihnen Blut abnehmen kann …«
    »Dann los.« Nat zog sein Jackett aus.
    »Zuerst müssen wir einige Tests durchführen, um zu sehen, ob
    Ihr Blut auch wirklich passt. Dann prüfen wir es auf HIV und
    Hepatitis B.«
    »Kein Problem«, sagte Nat.
    »Ich fürchte, Mr Cartwright, ich brauche mindestens drei
    Einheiten Ihres Blutes, wenn Senator Davenport eine echte
    Überlebenschance haben soll. Dazu müssen mehrere
    Einverständniserklärungen in Anwesenheit eines Anwalts
    unterzeichnet werden.«
    »Warum eines Anwalts?«, fragte Nat.
    »Es besteht eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass Sie schwere
    Nebenwirkungen erleiden könnten. Und Sie werden auf jeden
    Fall sehr geschwächt sein. Vielleicht müssen wir Sie sogar
    einige Tage im Krankenhaus behalten und Ihnen Flüssigkeit
    zuführen.«
    »Schreckt Fletcher denn vor gar nichts zurück, um mich vom
    Wahlkampf abzuhalten?«
    Zum ersten Mal an diesem Tag lächelten die drei Frauen.
    Renwick führte Nat rasch in sein Büro. Nat drehte sich noch um,
    weil er Annie gut zureden wollte, aber die wurde bereits von Su
    Ling getröstet.

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    »Jetzt habe ich noch ein Problem«, räumte Renwick ein, als er
    sich an seinen Schreibtisch setzte und einige Formblätter
    durchging.
    »Ich unterschreibe alles«, wiederholte Nat.
    »Das Formblatt, an das ich gerade denke, können Sie nicht
    unterschreiben«, meinte der Arzt.
    »Warum nicht?«, wollte Nat wissen.
    »Weil es ein Briefwahlstimmzettel ist. Ich bin mir nicht mehr
    sicher, für wen von Ihnen beiden ich stimmen soll.«

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    »DREI EINHEITEN BLUT WENIGER scheinen Mr Cartwright
    nicht
    zu
    verlangsamen«,
    sagte
    die
    wachhabende
    Krankenschwester und legte Dr. Renwick die neuesten
    Kurvenblätter vor.
    »Möglicherweise nicht«, erwiderte Renwick und ging

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