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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Haus einziehen würde
    und dass Präsident Bush wahrscheinlich noch vor Mitternacht
    seine Niederlage eingestehen musste. Ein ganzes Leben im
    Dienst an der Öffentlichkeit, ein Jahr Wahlkampf, ein Tag Wahl
    und deine politische Karriere wird zu einer Fußnote in den
    Geschichtsbüchern. »Das nennt man dann Demokratie«, hörte
    man Präsident Bush später trübsinnig sagen.
    Andere Umfragen im ganzen Land ließen vermuten, dass nicht
    nur das Weiße Haus, sondern auch Senat und Kongress von den
    Demokraten
    kontrolliert
    würden.
    Dan
    Rather,
    der
    Nachrichtensprecher von CBS, meldete eine enge Verteilung der
    Sitze. »In Connecticut hat sich der Kampf um das Amt des
    Gouverneurs in ein Kopf-an-Kopf-Rennen entwickelt und die
    Hochrechnungen lassen unmöglich auf das Endergebnis
    schließen. Doch jetzt gebe ich weiter an unseren
    Korrespondenten in Little Rock, der vor dem Haus von
    Gouverneur Clinton steht.«
    Nat schaltete das Radio aus, als die kleine Kolonne aus drei
    Kombis vor seinem Haus anhielt. Er wurde von zwei
    Kamerateams,
    einem
    Radioreporter
    und
    mehreren
    Pressereportern empfangen – wie anders als in Arkansas, wo
    über einhundert Fernsehkameras und zahllose Radio- und
    Zeitungsreporter auf die ersten Worte des künftigen Präsidenten
    warteten. Tom nahm ihn vor der Haustür in Empfang.
    »Erzähl es mir nicht«, sagte Nat, als er an den
    Medienvertretern vorbei ins Haus trat. »Die Hochrechnungen
    sind zu knapp. Wann können wir Ergebnisse erwarten, bei denen
    es um echte Wählerstimmen geht?«

    641
    »Wir erwarten innerhalb der nächsten Stunde die ersten
    definitiven Auszählungen«, sagte Tom. »Wahrscheinlich Bristol
    und die wählen für gewöhnlich die Demokraten.«
    »Ja, aber wie viele von ihnen?«

    *

    Fletcher stand vor dem Fernsehgerät und sah zu, wie Clinton der
    Menge vom Balkon seines Hauses in Arkansas zuwinkte.
    Gleichzeitig versuchte er, dem Bericht von Jimmy zu lauschen.
    Als Fletcher dem Gouverneur von Arkansas auf einer Tagung
    der Demokraten in New York das erste Mal begegnet war, hatte
    er keinen weiteren Gedanken an ihn verschwendet. Wenn man
    sich überlegte, dass Bush erst ein Jahr zuvor, nach Amerikas
    Sieg im Golfkrieg, die höchsten Umfrageergebnisse aller Zeiten
    erzielt hatte.
    »Clinton sollte zum Sieger erklärt werden«, sagte Fletcher,
    »denn Bush hat so oder so kräftig eins auf die Nuss
    bekommen.« Er starrte Bill und Hillary an, die einander
    umarmten, während ihre zwölfjährige Tochter gedankenverloren
    daneben stand. Er musste an Lucy und ihre Abtreibung denken
    und ihm war klar, dass sie unweigerlich in die Schlagzeilen
    geraten wäre, hätte er sich um das Amt des Präsidenten
    beworben. Er fragte sich, wie Chelsea mit diesem Druck fertig
    werden würde.
    Lucy kam in den Raum gestürmt. »Mom und ich haben all
    deine Lieblingsgerichte zubereitet, da du in den nächsten vier
    Jahren nur noch an öffentlichen Essen teilnehmen wirst.« Er
    lächelte angesichts ihrer überschäumenden Jugend. »Gebutterte
    Maiskolben, Spaghetti Bolognese und, falls du noch vor
    Mitternacht zum Sieger erklärt wirst, crème brûlée. «

    642
    »Aber nicht alles auf einmal«, bat Fletcher. Er wandte sich an
    Jimmy, der seit dem Augenblick, da er das Haus betreten hatte,
    fast ununterbrochen telefonierte. »Wann erwartest du das erste
    Ergebnis?«
    »Jeden Augenblick«, erwiderte Jimmy. »Bristol ist stolz
    darauf, immer als Erstes das Ergebnis der Auszählung
    durchzugeben. Wenn wir uns Hoffnungen auf den Gesamtsieg
    machen wollen, müssen wir dort drei bis vier Prozent
    erreichen.«
    »Und wenn wir unter drei Prozent liegen?«
    »Dann stecken wir in Schwierigkeiten«, meinte Jimmy.
    *

    Nat sah auf seine Armbanduhr. In Hartford war es kurz nach 21
    Uhr, aber auf dem Bildschirm schritten Wähler in Kalifornien
    gerade zur Wahl. NEUESTE NACHRICHTEN stand quer über
    dem Bildschirm. Der Fernsehsender NBC erklärte als Erstes,
    dass Clinton der neue Präsident der Vereinigten Staaten sein
    würde. George Bush wurde von den Sendern bereits mit dem
    grausamen Beinamen ›Der mit nur einer Amtszeit‹ bedacht.
    Im Hintergrund klingelte ständig das Telefon und Tom
    sondierte alle Anrufe. Wenn er das Gefühl hatte, Nat wolle
    persönlich mit dem Anrufer sprechen, reichte er den Hörer
    weiter, wenn nicht, sagte er:
    »Im Moment ist er leider unabkömmlich, aber danke für Ihren
    Anruf. Ich werde es ihm ausrichten.«
    »Ich hoffe, dort, wo ich ›unabkömmlich‹ bin, gibt es

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