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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Maschinerie verfügte. Das
    war niemandem klarer als Tom und Jimmy, aber sie wussten
    nicht, was sie nicht schon getan oder vorbereitet hatten, und man
    konnte nur mutmaßen, was in letzter Minute noch alles schief
    laufen mochte.
    Für Nat war der Wahltag eine verschwommene Erinnerung aus
    Flughäfen und Hauptstraßen, da er versuchte, jede Stadt mit
    eigenem Flughafen zu besuchen, bevor um 20 Uhr die
    Wahllokale schlossen. Kaum war sein Jet gelandet, rannte er
    zum zweiten Fahrzeug in der wartenden Wagenkolonne und mit
    siebzig Meilen pro Stunde ging es dann zur Stadtgrenze, wo er
    auf zehn Meilen pro Stunde verlangsamen ließ und allen
    zuwinkte, die auch nur das geringste Interesse zeigten.
    Fletcher verbrachte den Wahlmorgen in Hartford, wo er
    versuchte, sich die Unterstützung seiner Stammwähler zu
    sichern, bevor er mit dem Hubschrauber in die am dichtesten
    bevölkerten Hochburgen der Demokraten flog. Beide Männer

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    landeten kurz nach Schließung der Wahllokale auf Hartfords
    Brainard Airport.
    Normalerweise sind die Kandidaten unter solchen Umständen
    bemüht, jeden Kontakt mit dem Rivalen zu vermeiden, aber als
    sich die beiden Teams auf der Rollbahn entdeckten, stürmten die
    Kandidaten wie Ritter bei einem Turnier direkt aufeinander zu.
    »Herr Senator«, rief Nat, »ich möchte Sie gleich morgen früh
    sprechen, da ich mehrere Veränderungen durchzuführen plane,
    bevor ich mich in der Lage sehe, Ihren Vorschlag zum
    Bildungsgesetz zu unterzeichnen.«
    »Der Vorschlag wird morgen um diese Zeit bereits Gesetz
    sein«, erwiderte Fletcher. »Meine erste Amtshandlung als
    Gouverneur.«
    Beide Männer wussten, dass ihre engsten Berater sich abseits
    hielten, um ihnen eine Unterhaltung unter vier Augen zu
    ermöglichen, und ihnen war klar, dass ihr Schlagabtausch
    keinen Sinn hatte, wenn es kein Publikum gab.
    »Wie geht es Lucy?«, fragte Nat. »Ich hoffe, ihr Problem hat
    sich lösen können?«
    »Woher weißt du das?«, fragte Fletcher.
    »Jemand aus meinem Team hat vor zwei Wochen eine
    Information zugespielt bekommen. Ich habe klargestellt, falls er
    das Thema noch einmal zur Sprache bringen sollte, gehört er
    nicht mehr zu meinem Team.«
    »Ich danke dir«, sagte Fletcher. »Ich habe es Annie immer
    noch nicht gesagt.« Er schwieg kurz. »Lucy hat ein paar Tage in
    New York bei Logan Fitzgerald verbracht und ist dann
    zurückgekehrt, um mir beim Wahlkampf zu helfen.«
    »Ich wünschte, ich hätte sie aufwachsen sehen, wie jeder
    andere Onkel auch. Ich hätte sehr gern eine Tochter gehabt.«

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    »Meistens würde sie mich gern für dich eintauschen«, meinte
    Fletcher. »Ich musste sogar ihr Taschengeld erhöhen, damit sie
    mich nicht ständig daran erinnert, wie wunderbar du bist.«
    »Ich habe dir das nie gesagt«, erzählte Nat. »Aber nachdem du
    dich dem Geiselnehmer in Miss Hudsons Klasse in der
    Grundschule von Hartford gestellt hattest, hat sich Luke ein
    Foto von dir an die Wand seines Schlafzimmers gehängt und es
    nie abgenommen. Also grüße bitte meine Nichte von mir.«
    »Das werde ich, aber lass dich warnen: Wenn du gewinnst,
    wird sie das College für ein Jahr aufschieben und sich als
    Praktikantin in deinem Büro bewerben. Und sie hat bereits
    durchblicken lassen, dass sie dagegen nicht zur Verfügung
    stehen wird, falls man ihren Vater zum Gouverneur wählt.«
    »Dann freue ich mich darauf, sie in meinem Team begrüßen
    zu dürfen«, sagte Nat. Einer ihrer Assistenten tauchte auf und
    deutete an, es sei wohl Zeit, dass sie weiterfuhren.
    Fletcher lächelte. »Wie willst du heute Nacht vorgehen?«
    »Wenn einer von uns bis Mitternacht klar in Führung liegt,
    wird der andere anrufen und seine Wahlniederlage
    eingestehen?«
    »Soll mir recht sein«, erwiderte Fletcher. »Du kennst ja meine
    private Telefonnummer.«
    »Ich erwarte deinen Anruf, Herr Senator«, sagte Nat.
    Die beiden Kandidaten schüttelten sich auf dem Platz vor dem
    Flughafen die Hand und ihre Wagenkolonnen entfernten sich in
    unterschiedliche Richtungen.
    Zwei Gruppen von Staatspolizisten folgten den beiden
    Kandidaten nach Hause. Ihre Anweisungen waren eindeutig.
    Wenn euer Mann gewinnt, beschützt ihr den neuen Gouverneur.
    Wenn er verliert, bekommt ihr das Wochenende frei.
    Keine der beiden Gruppen kam in den Genuss eines freien
    Wochenendes.

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    NAT STIEG IN DEN WAGEN und schaltete sofort das Radio
    ein. Die ersten Hochrechnungen zeigten deutlich, dass Bill
    Clinton im nächsten Januar ins Weiße

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