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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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ein
    Fernsehgerät«, scherzte Nat. »Sonst werde ich nie erfahren, ob
    ich annehmen oder meine Niederlage einräumen muss.« Nat
    wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Fernsehgerät zu. Die

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    Worte ›zu knapp für eine Hochrechnung‹ tauchten immer noch
    in jedem Winkel der Landkarte auf.
    Als Nat den Namen Bristol hörte, schob er sein Steak beiseite.
    »Und jetzt schalten wir zu unserem Korrespondenten vor Ort,
    der uns von den neuesten Entwicklungen berichten wird«,
    verkündete ein Sprecher.
    »Dan, wir erwarten hier jeden Moment ein Ergebnis und das
    ist dann der erste echte Hinweis. Ja, so knapp geht es bei diesem
    Rennen um den Posten des Gouverneurs zu. Wenn die
    Demokraten mit … einen Augenblick, das Ergebnis wird soeben
    durchgegeben … die Demokraten haben Bristol für sich
    entschieden.« Lucy sprang aus dem Sessel, Fletcher nicht, da er
    auf weitere Einzelheiten im Laufband am unteren Ende des
    Bildschirms wartete. »Fletcher Davenport 8 604 Stimmen, Nat
    Cartwright 8 379 Stimmen«, verkündete der Reporter.
    »Drei Prozent. Welcher Ort ist der nächste?«
    »Wahrscheinlich Waterbury«, sagte Tom, »wo wir uns
    eigentlich ganz gut schlagen sollten …«
    »Waterbury ging mit etwas über 5000 Stimmen an die
    Republikaner. Somit liegt Nat Cartwright in Führung.«
    Beide Kandidaten verbrachten den Rest des Abends damit,
    aufzuspringen, sich zu setzen und dann wieder aufzuspringen.
    Die jeweilige Führung änderte sich in den nächsten zwei
    Stunden insgesamt sechzehn Mal. Am Schluss gingen den
    Kommentatoren die Übertreibungen aus. Zwischen den sich
    überschlagenden Meldungen fand manchmal ein Reporter vor
    Ort die Zeit, schnell die Information einzuschieben, dass
    Präsident Bush Gouverneur Clinton in Arkansas angerufen und
    dem neu gewählten Präsidenten gratuliert habe. Wird damit eine
    neue Kennedy-Ära eingeläutet?, fragten sich die politischen
    Beobachter … »Doch jetzt zurück zur Gouverneurswahl nach
    Connecticut und hier kommt etwas für die Statistikfreunde. Im
    Moment führen die Demokraten vor den Republikanern mit 1

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    170 141 zu 1 168 872 Stimmen. Damit liegt Senator Davenport
    mit 1 269 Stimmen vorn. Das ist weniger als ein Prozent, was
    eine automatische Neuauszählung notwendig macht. Und wenn
    das immer noch nicht reicht«, fuhr der Kommentator fort,
    »stehen wir einer zusätzlichen Komplikation gegenüber, denn in
    Madison bewahrt man eine uralte Tradition, wonach die
    Stimmen erst um 10 Uhr am nächsten Morgen ausgezählt
    werden.«
    Paul Holbourn, der Bürgermeister von Madison, tauchte als
    Nächstes auf dem Bildschirm auf. Der über 70-jährige Politiker
    lud jeden ein, die malerische Stadt am Meer zu besuchen, in der
    entschieden würde, wer der nächste Gouverneur des Staates
    wurde.
    »Zu welchem Ergebnis kommst du?«, fragte Nat, während
    Tom weiter Zahlen in seinen Taschenrechner eintippte.
    »Fletcher führt im Augenblick mit 1 269 Stimmen. Bei der
    letzten Wahl haben die Republikaner in Madison mit 1312
    Stimmen geführt.«
    »Dann sind wir doch die Favoriten?«, meinte Nat.
    »Ich wünschte, es wäre so einfach«, erwiderte Tom. »Wir
    müssen noch eine weitere Hürde nehmen.«
    »Und die wäre?«
    »Der gegenwärtige Gouverneur des Staates ist in Madison
    geboren und aufgewachsen, daher müssen wir dort mit einer
    beträchtlichen
    Anhäufung
    von
    persönlich
    gefärbten
    Stimmabgaben rechnen.«
    »Ich hätte doch noch einmal nach Madison fahren sollen«,
    sagte Nat.
    »Du warst zwei Mal dort, einmal mehr als Fletcher.«
    »Ich sollte ihn anrufen und ihm mitteilen, dass ich meine
    Niederlage nicht einräume«, sagte Nat.
    Tom nickte zustimmend. Nat ging zum Telefon. Er musste die

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    Privatnummer des Senators nicht erst nachschlagen, denn er
    hatte sie während seiner Verhandlung jeden Abend gewählt.
    »Hallo«, meldete sich eine Stimme, »Residenz des
    Gouverneurs.«
    »Noch nicht, meine Liebe«, erklärte Nat mit fester Stimme.
    »Hallo, Mr Cartwright«, sagte Lucy. »Hatten Sie gehofft, mit
    dem Gouverneur sprechen zu können?«
    »Nein, ich wollte mit deinem Vater sprechen.«
    »Wollen Sie Ihre Niederlage einräumen?«
    »Nein, das überlasse ich ihm morgen persönlich, wenn ich dir,
    falls du dich benimmst, einen Job anbiete.«
    Fletcher nahm Lucy den Hörer ab. »Tut mir Leid, Nat«, sagte
    er.
    »Vermutlich rufst du an, um unsere Wette bis morgen 12 Uhr
    mittags aufzuschieben?«
    »Ja. Jetzt, wo du es erwähnst: Ich werde die Rolle von

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