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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Kandidaten waren sich einig, dass sie für
    ungültig erklärt werden sollten. ›Cartwright hätte auf den
    elektrischen Stuhl geschickt werden sollen‹ und ›Kein Anwalt
    taugt für ein öffentliches Amt‹ wurden ebenfalls rasch

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    aussortiert. Bei den verbleibenden sechs Stimmzetteln waren
    andere Zeichen als ein Kreuz neben die Namen der Kandidaten
    gemalt, aber da sie zu gleichen Teilen an beide Parteien gingen,
    schlug der Bürgermeister vor, sie für gültig zu erklären. Sowohl
    Jimmy als auch Tom prüften die sechs Stimmzettel und mussten
    sich der Logik des Bürgermeisters beugen.
    Da sein kleiner Umweg keinem der beiden Kandidaten einen
    Vorteil verschafft hatte, gab der Bürgermeister grünes Licht für
    die endgültige Auszählung.
    Zu guter Letzt reichte der Verwaltungschef dem Bürgermeister
    ein Blatt Papier, auf dem zwei Zahlen standen. Holbourn musste
    nicht erst um Ruhe bitten, da sämtliche Anwesende das Ergebnis
    hören wollten. Der Bürgermeister verkündete schlicht, dass die
    Republikaner mit 3 019 zu 2 905 Stimmen gewonnen hatten.
    Dann schüttelte er beiden Kandidaten die Hand und hatte
    offenbar das Gefühl, seine Aufgabe erfüllt zu haben, während
    alle anderen versuchten, die Bedeutung dieser Zahlen
    auszurechnen.
    Innerhalb weniger Augenblicke sprangen die Anhänger von
    Fletcher auf, als ihnen klar wurde, dass sie zwar die Wahl in
    Madison mit 114 Stimmen verloren, den Staat jedoch mit vier
    Stimmen Vorsprung gewonnen hatten. Der Bürgermeister
    befand sich bereits auf dem Rückweg in sein Büro und freute
    sich auf sein wohl verdientes Mittagessen, als Tom ihn einholte
    und ihm die wahre Bedeutung dieser lokalen Auszählung
    erklärte. Er fügte hinzu, dass er im Namen seines Kandidaten
    eine erneute Auszählung verlange. Der Bürgermeister kehrte
    gemächlich in den Saal zurück und wurde von dem Ruf
    Neuzählung, Neuzählung, Neuzählung begrüßt. Ohne seine
    Stadträte zu befragen, verkündete er, dass er das ohnehin
    beabsichtigt hatte.
    Mehrere Stimmenzähler, die ihre Sachen gepackt hatten und
    eben gehen wollten, kehrten hastig an ihre Plätze zurück.
    Fletcher hörte aufmerksam zu, während Jimmy ihm etwas ins

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    Ohr flüsterte. Er dachte einige Augenblicke über den Vorschlag
    nach und erwiderte dann mit fester Stimme: »Nein.«
    Jimmy hatte seinen Kandidaten darauf hingewiesen, dass der
    Bürgermeister nicht die Machtbefugnis besaß, um eine
    Neuzählung anzuordnen, da Fletcher die Wahl in Madison
    verloren hatte und nur der unterlegene Kandidat eine
    Neuzählung verlangen durfte. Am nächsten Morgen schrieb die
    Washington Post in ihrem Leitartikel, dass der Bürgermeister
    seine Machtbefugnis auch an anderer Front überschritten habe,
    da Nat seinen Rivalen mit mehr als einem Prozent geschlagen
    hatte und eine Neuzählung daher unnötig war. Allerdings räumte
    der Kommentator ein, dass die Ablehnung der Bitte in einem
    Aufruhr geendet haben könnte, ganz zu schweigen von den
    juristischen Auseinandersetzungen, die jedoch angesichts der
    Art und Weise, wie die beiden Kandidaten ihren Wahlkampf
    geführt hatten, unwahrscheinlich schienen.
    Erneut wurden die Stapel gezählt und nochmals gezählt,
    geprüft und nochmals überprüft. Man entdeckte, dass sich in
    drei Stapeln 101 Stimmzettel befanden, in einem anderen nur
    98. Der Verwaltungschef bestätigte das Ergebnis erst, als er
    sicher war, dass sich die Taschenrechner und die
    Handauszählungen in Übereinstimmung befanden. Dann reichte
    er dem Bürgermeister wieder ein Blatt Papier mit zwei neuen
    Zahlen, die er verkünden konnte.
    Der Bürgermeister verlas das korrigierte Ergebnis von 3 021
    Stimmen für Cartwright und 2 905 Stimmen für Davenport, was
    die Führung der Demokraten auf zwei Stimmen verkürzte.
    Tom verlangte sofort eine weitere Auszählung, obwohl er
    wusste, dass er kein Recht dazu hatte. Er vermutete, dass der
    Bürgermeister seine Bitte nur schlecht ablehnen konnte, da
    Fletchers Mehrheit geschrumpft war. Er drückte die Daumen,
    während der Verwaltungschef dem Bürgermeister etwas
    zuflüsterte. Was immer der Verwaltungschef geraten haben

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    mochte, der Bürgermeister nickte nur und kämpfte sich dann
    zum Mikrofon vor.
    »Ich werde noch eine weitere Zählung gestatten«, verkündete
    er.
    »Sollten jedoch die Demokraten zum dritten Mal eine
    Mehrheit finden, wie gering auch immer, werde ich Fletcher
    Davenport zum neuen Gouverneur von Connecticut erklären.«
    Das wurde von

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