Die Kandidaten
Nats
Vorbehalte. »Ich glaube, es ist an der Zeit für etwas Bestechung,
Nat.«
»Bestechung, Sir?«
»Ja, mein Junge. Wissen Sie, der Zulassungsleiter von Yale ist
einer meiner ältesten Freunde. Wir haben zusammen die
Klassiker in Princeton studiert und er verbringt jedes Jahr ein
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Wochenende bei mir. Ich denke, ich werde ihn für das
Wochenende unserer Schulaufführung einladen.« Er schwieg
kurz. »Aha, ich sehe, Bestechung reicht bei jemandem mit Ihren
hohen moralischen Ansprüchen nicht aus. So werde ich mich
also zur Korruption herablassen müssen.«
»Korruption, Sir?«
»Ja, Nat, Korruption. Ihnen ist doch sicher aufgefallen, dass es
im Stück drei weibliche Rollen gibt – die hübsche Olivia,
Sebastians Zwillingsschwester Viola und die lebhafte Maria.
Ganz zu schweigen von den Zweitbesetzungen und den
Dienerinnen. Wir wollen auch nicht vergessen, dass sie sich alle
in Sebastian verlieben.« Nat sagte immer noch nichts. »Mein
Pendant an Miss Porters Schule für Höhere Töchter«, fuhr Mr
Thompson fort und offenbarte seine Trumpfkarte, »hat
vorgeschlagen, dass ich am Samstag zum dortigen Vorsprechen
einen Jungen mitbringen solle, der die männlichen Rollen liest,
während wir entscheiden, wen wir für die weiblichen Rollen
besetzen.« Er legte eine neuerliche Pause ein. »Aha, ich sehe, es
ist mir endlich gelungen, Ihre Aufmerksamkeit zu wecken.«
*
»Glaubst du, dass es möglich ist, das ganze Leben über nur
einen Menschen zu lieben?«, fragte Annie.
»Wenn man das Glück hat, den richtigen Menschen zu finden,
warum nicht?«, erwiderte Fletcher.
»Wenn du im Herbst in Yale bist, wirst du vermutlich von so
vielen klugen und schönen Frauen umgeben sein, dass ich im
Vergleich dazu verblasse.«
»Keine Chance«, meinte Fletcher. Er setzte sich neben sie auf
das Sofa und legte einen Arm um ihre Schulter. Ȇberhaupt
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werden sie rasch entdecken, dass ich bereits in eine andere
verliebt bin und sobald du Vassar besuchst, werden sie auch
wissen, wieso.«
»Das dauert aber noch ein Jahr«, sagte Annie. »Und bis dahin
…«
»Pst … ist dir noch nicht aufgefallen, dass jeder Mann, der dir
begegnet, sofort neidisch auf mich ist?«
»Nein«, erwiderte sie absolut ehrlich.
Fletcher sah das Mädchen an, in das er sich verliebt hatte, als
sie noch eine flache Brust hatte und eine Zahnspange im Mund
trug. Schon damals konnte er diesem Lächeln, ihren schwarzen
Haaren, die sie von ihrer irischen Großmutter geerbt hatte, und
den stahlblauen Augen von der schwedischen Seite der Familie
nicht widerstehen. Und jetzt, vier Jahre später, hatte die Zeit ihr
auch noch eine schlanke, anmutige Figur und Beine geschenkt,
die Fletcher für die neue Mode des Minirocks dankbar sein
ließen.
Annie legte ihre Hand auf Fletchers Schenkel. »Ist dir klar,
dass die Hälfte der Mädchen in meiner Klasse keine Jungfrauen
mehr sind?«, fragte sie.
»Jimmy hat es mir erzählt«, sagte Fletcher.
»Und er muss es ja wissen.« Annie schwieg kurz. »Nächsten
Monat werde ich siebzehn und du hast noch nie vorgeschlagen
…«
»Ich habe oft darüber nachgedacht, klar habe ich das«, sagte
Fletcher. Annie bewegte ihren Körper auf eine Weise, dass seine
Hand auf ihre Brust glitt. »Aber wenn es passiert, dann will ich,
dass es für uns beide richtig ist und dass es keinem von uns Leid
tut.«
Annie schmiegte den Kopf an seine Schulter. »Ich würde es
nicht bedauern.« Sie legte eine Hand auf sein Bein.
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Er nahm sie in die Arme. »Wann erwartest du deine Eltern
zurück?«
»Gegen Mitternacht. Sie nehmen an einem dieser endlosen
gesellschaftlichen Anlässe teil, bei denen Politiker so richtig
aufzublühen scheinen.«
Fletcher saß reglos, während Annie ihre Bluse aufknöpfte. Als
sie zum letzten Knopf kam, ließ sie die Bluse von ihren
Schultern gleiten und zu Boden fallen. »Jetzt bist du dran«,
sagte sie. Fletcher knöpfte rasch sein Hemd auf und warf es
beiseite. Annie stand auf und sah ihn an. Die plötzliche Macht,
die sie über ihn zu haben schien, amüsierte sie. Langsam zog sie
den Reißverschluss ihres Rockes auf, wie sie es Julie Christie in
dem Film Darling hatte tun sehen. Wie Miss Christie hatte sie
sich nicht die Mühe gemacht, einen Petticoat anzuziehen.
»Du bist dran«, sagte sie erneut.
Oh mein Gott, dachte Fletcher, ich traue mich nicht, meine
Hosen auszuziehen. Er zog Schuhe und Socken aus.
»Du mogelst«, sagte Annie, die ihre
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