Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
Schuhe schon ausgezogen
    hatte, bevor Fletcher auch nur geahnt hatte, was sie plante.
    Zögernd zog er seine Hosen nach unten und sie brach in
    Gelächter aus. Fletcher wurde rot, als er nach unten sah.
    »Gut zu wissen, dass ich das bei dir bewirke«, sagte Annie.

    *

    »Wäre es dir eventuell möglich, dich auf die Worte zu
    konzentrieren, Nat?«, bat Mr Thompson und versuchte erst gar
    nicht, seinen Sarkasmus zu verbergen. »Von der Stelle an: Doch
    da kommt das Fräulein. «
    Sogar in ihrer Schuluniform stach Rebecca vom Rest der

    100
    Mädchen heraus, die Mr Thompson vorsprechen ließ. Das
    große, schlanke Mädchen mit den blonden Haaren, die ihr bis
    auf die Schulter fielen, besaß eine Aura der Selbstsicherheit, die
    Nat gefangen nahm. Und ein Lächeln, auf das er unwillkürlich
    reagierte. Als sie sein Lächeln erwiderte, wandte er sich ab. Es
    war ihm peinlich, dass er sie in Verlegenheit gebracht hatte. Er
    wusste nicht mehr von ihr als ihren Namen.
    » Was ist ein Name? « , deklamierte er.
    »Falsches Stück, Nat. Versuchen Sie es noch einmal.«
    Rebecca Armitage wartete, während Nat durch seinen Text
    stolperte. » Doch da kommt das Fräulein … « Rebecca war
    überrascht. Als sie vorhin im hinteren Teil der Aula gestanden
    und ihm zugehört hatte, da hatte er so absolut selbstsicher
    gewirkt. Sie sah auf ihren Text und las:
    » Verzeiht mir diese Eile: Meint Ihr’s gut,
    So geht mit mir und diesem heil’gen Mann
    In die Kapelle nebenan und dort,
    Vor ihm und unter dem geweihten Dach,
    Verbürget feierlich mir eure Treu,
    Dass mein ungläub’ges, allzubanges Herz
    Zur Ruh’ gelangen mag. Er soll’s verbergen,
    Bis Ihr gesonnen seid, es kundzumachen,
    Und um die Zeit soll meinem Stand gemäß
    Die Feier unserer Hochzeit sein.
    Was sagt Ihr? «
    Nat sagte nichts.
    »Nat, hast du vor, mitzumachen?«, erkundigte sich Mr
    Thompson.
    »Damit Rebecca noch ein paar Zeilen vortragen kann? Ich
    gebe zu, dieser anbetende Blick ist überaus wirkungsvoll und
    könnte bei manchen als Schauspielerei durchgehen, aber wir

    101
    haben nicht vor, eine Pantomime aufzuführen. Ein oder zwei
    Leute im Publikum möchten möglicherweise sogar die
    vertrauten Worte von Mr Shakespeare hören.«
    »Ja, Sir. Es tut mir Leid, Sir«, sagte Nat und sah wieder auf
    seinen Text. » Ich geh mit euch und diesem guten Alten, will
    Treue schwören und sie ewig halten. «
    » So führ uns, Vater! – Mag des Himmels Schein zu dieser Tat
    uns freundlich Segen leihn! «
    »Danke, Miss Armitage. Ich denke, mehr müssen wir von
    Ihnen nicht hören.«
    »Aber sie war wunderbar«, rief Nat.
    »Ah, Sie können ja doch eine ganze Zeile ohne Pause
    vortragen«, spottete Mr Thompson. »Welch eine Erleichterung
    in dieser späten Phase, aber ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie
    nicht nur die Hauptrolle spielen, sondern auch als Regisseur
    agieren wollen. Jedoch, Nat, habe ich bereits beschlossen, wer
    die Rolle der schönen Olivia spielen wird.«
    Nat beobachtete Rebecca, die rasch die Bühne verließ. »Und
    was ist mit Viola?«, insistierte er.
    »Nein. Wenn ich das Stück richtig interpretiere, Nat, so ist
    Viola
    Ihre
    Zwillingsschwester.
    Und
    leider
    –
    oder
    glücklicherweise – weist Rebecca absolut keine Ähnlichkeit mit
    Ihnen auf.«
    »Dann Maria. Sie würde eine wunderbare Maria abgeben.«
    »Ich bin sicher, das würde sie, aber Rebecca ist viel zu groß,
    um die Maria zu spielen.«
    »Haben Sie sich schon einmal überlegt, den Narren von einer
    Frau spielen zu lassen?«, schlug Nat vor.
    »Nein, um ehrlich zu sein, Nat, das habe ich nicht. Schon
    deswegen nicht, weil ich keine Zeit habe, das gesamte Stück
    umzuschreiben.«
    Nat merkte nicht, wie Rebecca hinter eine Säule glitt und

    102
    versuchte, ihre Verlegenheit zu verbergen, während er weiter
    blind vor sich hinplapperte. »Was ist mit der Dienerin in Olivias
    Haushalt?«
    »Was ist mit ihr?«
    »Rebecca würde eine wunderbare Dienerin abgeben.«
    »Ganz sicher würde sie das, aber sie kann nicht gleichzeitig
    Olivia und ihre Dienerin spielen. Das könnte irgendjemandem
    im Publikum auffallen.« Nat öffnete den Mund, sagte aber
    nichts. »Ah, endlich Stille. Aber ich bin sicher, dass Sie das
    Stück über Nacht umschreiben, um sicherzustellen, dass Olivia
    einige neue Szenen mit Sebastian bekommt, an die Mr
    Shakespeare nicht gedacht hat.« Nat hörte ein Kichern hinter der
    Säule. »Gibt es noch jemanden, den Sie gern in der Rolle der
    Dienerin sehen würden, Nat,

Weitere Kostenlose Bücher