Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
ein, »sind etwas, mit
    dem Sie zu leben lernen müssen, wenn Sie hoffen, jemals ein
    erfolgreicher Politiker zu werden.«
    Fletcher antwortete nicht sofort. »Ich akzeptiere Ihr Urteil,
    Dr. Wade«, sagte er schließlich und fuhr, an den Direktor
    gewandt, fort: »Ich danke Ihnen für Ihre Nachsicht, Sir.«
    »Danke, Fletcher«, sagte Mr Fleming. Der Schülerpräsident
    erhob sich und verließ das Büro des Direktors.
    »Weisheit, Courage und Überzeugung sind bei einem
    Erwachsenen selten genug«, sagte der Direktor leise, nachdem
    die Tür sich geschlossen hatte, »aber bei einem Kind …«
    *

    »Welche Erklärung haben Sie dann dafür, Mr Cartwright?«,
    fragte der Vorsitzende des Prüfungsausschusses von Yale.
    »Ich habe keine, Sir«, räumte Nat ein. »Es muss ein Zufall
    sein.«
    »Und was für ein Zufall!«, meinte der Vorsitzende für
    Universitätsangelegenheiten. »Große Teile Ihres Aufsatzes über
    Clarence Darrow sind Wort für Wort identisch mit dem Aufsatz
    eines anderen Schülers aus Ihrer Klasse.«
    »Wie lautet seine Erklärung?«

    106
    »Da er seinen freien Aufsatz eine Woche vor Ihnen eingereicht
    hat – und zwar handgeschrieben, während Sie den Ihren getippt
    haben –, sahen wir uns nicht veranlasst, ihn um eine Erklärung
    zu bitten.«
    »Handelt es sich bei diesem Schüler zufällig um Ralph
    Elliot?«, fragte Nat.
    Kein Mitglied des Ausschusses antwortete darauf.
    »Wie hat er das nur geschafft?«, fragte Tom, als Nat später an
    diesem Abend nach Taft zurückkehrte.
    »Er muss meinen Aufsatz Wort für Wort kopiert haben,
    während ich bei Miss Porter Was ihr wollt einstudierte.«
    »Aber dafür musste er doch den Aufsatz aus deinem Zimmer
    stehlen.«
    »Das wäre nicht weiter schwer gewesen«, meinte Nat. »Wenn
    er nicht auf meinem Schreibtisch lag, dann eingeordnet unter
    Yale.«
    »Trotzdem war das doch ein verdammt hohes Risiko für ihn,
    dein Zimmer in deiner Abwesenheit zu betreten.«
    »Nicht als Schülerpräsident. Vergiss nicht: Er leitet die Chose
    – niemand stellt Fragen, wenn er kommt und geht. Er hatte
    genug Zeit, den Aufsatz im Laufe eines Abends abzuschreiben
    und das Original auf mein Zimmer zurückzubringen, ohne dass
    es irgendjemand bemerkte.«
    »Wie hat sich der Ausschuss entschieden?«
    »Da der Direktor sich vehement für mich einsetzte, ist Yale
    damit einverstanden, dass ich meine Bewerbung für ein Jahr
    aussetze.«
    »Dann kommt Elliot also wieder damit durch.«
    »Nein, tut er nicht«, erklärte Nat mit fester Stimme. »Der
    Direktor konnte sich denken, was passiert sein musste, denn
    Yale hat auch Elliots Bewerbung abgelehnt.«
    »Dann ist das Problem also nur um ein Jahr verschoben

    107
    worden«, sagte Tom.
    »Gott sei Dank nicht.« Jetzt lächelte Nat zum ersten Mal. »Mr
    Thompson beschloss, einzugreifen und den Zulassungsleiter
    anzurufen. Mit dem Ergebnis, dass Yale Elliot nicht die
    Möglichkeit angeboten hat, sich noch einmal zu bewerben.«
    »Guter, alter Thomo«, sagte Tom. »Was machst du in deinem
    freien Jahr? Wirst du dich dem Friedenscorps anschließen?«
    »Nein. Ich verbringe das Jahr an der Universität von
    Connecticut.«
    »Warum um alles in der Welt die UConn?«, wollte Tom
    wissen.
    »Wo du doch …«
    »Es war Rebeccas erste Wahl.«

    108

12
    DER REKTOR VON YALE starrte auf eintausend
    erwartungsvolle Erstsemestler herab. Binnen Jahresfrist würden
    es einige von ihnen als allzu anstrengend empfunden haben und
    an andere Universitäten ausgewichen sein, andere würden
    einfach ganz aufgegeben haben. Fletcher Davenport und Jimmy
    Gates saßen mitten in der Aula und hörten aufmerksam auf jedes
    Wort, das Rektor Waterman zu sagen hatte.
    »Verschwenden Sie auch nicht einen Augenblick Ihrer Zeit in
    Yale, sonst werden Sie es den Rest Ihres Lebens bedauern, nicht
    alle Vorteile genutzt zu haben, die diese Universität zu bieten
    hat. Ein Dummkopf verlässt Yale nur mit einem Abschluss, ein
    Weiser mit genug Wissen, um sich allen Herausforderungen des
    Lebens zu stellen. Ergreifen Sie jede Gelegenheit, die sich Ihnen
    bietet. Fürchten Sie sich nicht vor neuen Herausforderungen.
    Falls Sie scheitern, ist das kein Grund zur Scham. Sie lernen
    weitaus mehr aus Ihren Fehlern als aus Ihren Triumphen.
    Fürchten Sie sich nicht vor Ihrem Schicksal. Fürchten Sie sich
    vor gar nichts. Hinterfragen Sie alles und lassen Sie nie zu, dass
    man von Ihnen sagt, Sie seien Ihren Weg gegangen, ohne eine
    Spur zu hinterlassen.«
    Der Rektor von Yale

Weitere Kostenlose Bücher