Die Kandidaten
ein, »sind etwas, mit
dem Sie zu leben lernen müssen, wenn Sie hoffen, jemals ein
erfolgreicher Politiker zu werden.«
Fletcher antwortete nicht sofort. »Ich akzeptiere Ihr Urteil,
Dr. Wade«, sagte er schließlich und fuhr, an den Direktor
gewandt, fort: »Ich danke Ihnen für Ihre Nachsicht, Sir.«
»Danke, Fletcher«, sagte Mr Fleming. Der Schülerpräsident
erhob sich und verließ das Büro des Direktors.
»Weisheit, Courage und Überzeugung sind bei einem
Erwachsenen selten genug«, sagte der Direktor leise, nachdem
die Tür sich geschlossen hatte, »aber bei einem Kind …«
*
»Welche Erklärung haben Sie dann dafür, Mr Cartwright?«,
fragte der Vorsitzende des Prüfungsausschusses von Yale.
»Ich habe keine, Sir«, räumte Nat ein. »Es muss ein Zufall
sein.«
»Und was für ein Zufall!«, meinte der Vorsitzende für
Universitätsangelegenheiten. »Große Teile Ihres Aufsatzes über
Clarence Darrow sind Wort für Wort identisch mit dem Aufsatz
eines anderen Schülers aus Ihrer Klasse.«
»Wie lautet seine Erklärung?«
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»Da er seinen freien Aufsatz eine Woche vor Ihnen eingereicht
hat – und zwar handgeschrieben, während Sie den Ihren getippt
haben –, sahen wir uns nicht veranlasst, ihn um eine Erklärung
zu bitten.«
»Handelt es sich bei diesem Schüler zufällig um Ralph
Elliot?«, fragte Nat.
Kein Mitglied des Ausschusses antwortete darauf.
»Wie hat er das nur geschafft?«, fragte Tom, als Nat später an
diesem Abend nach Taft zurückkehrte.
»Er muss meinen Aufsatz Wort für Wort kopiert haben,
während ich bei Miss Porter Was ihr wollt einstudierte.«
»Aber dafür musste er doch den Aufsatz aus deinem Zimmer
stehlen.«
»Das wäre nicht weiter schwer gewesen«, meinte Nat. »Wenn
er nicht auf meinem Schreibtisch lag, dann eingeordnet unter
Yale.«
»Trotzdem war das doch ein verdammt hohes Risiko für ihn,
dein Zimmer in deiner Abwesenheit zu betreten.«
»Nicht als Schülerpräsident. Vergiss nicht: Er leitet die Chose
– niemand stellt Fragen, wenn er kommt und geht. Er hatte
genug Zeit, den Aufsatz im Laufe eines Abends abzuschreiben
und das Original auf mein Zimmer zurückzubringen, ohne dass
es irgendjemand bemerkte.«
»Wie hat sich der Ausschuss entschieden?«
»Da der Direktor sich vehement für mich einsetzte, ist Yale
damit einverstanden, dass ich meine Bewerbung für ein Jahr
aussetze.«
»Dann kommt Elliot also wieder damit durch.«
»Nein, tut er nicht«, erklärte Nat mit fester Stimme. »Der
Direktor konnte sich denken, was passiert sein musste, denn
Yale hat auch Elliots Bewerbung abgelehnt.«
»Dann ist das Problem also nur um ein Jahr verschoben
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worden«, sagte Tom.
»Gott sei Dank nicht.« Jetzt lächelte Nat zum ersten Mal. »Mr
Thompson beschloss, einzugreifen und den Zulassungsleiter
anzurufen. Mit dem Ergebnis, dass Yale Elliot nicht die
Möglichkeit angeboten hat, sich noch einmal zu bewerben.«
»Guter, alter Thomo«, sagte Tom. »Was machst du in deinem
freien Jahr? Wirst du dich dem Friedenscorps anschließen?«
»Nein. Ich verbringe das Jahr an der Universität von
Connecticut.«
»Warum um alles in der Welt die UConn?«, wollte Tom
wissen.
»Wo du doch …«
»Es war Rebeccas erste Wahl.«
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DER REKTOR VON YALE starrte auf eintausend
erwartungsvolle Erstsemestler herab. Binnen Jahresfrist würden
es einige von ihnen als allzu anstrengend empfunden haben und
an andere Universitäten ausgewichen sein, andere würden
einfach ganz aufgegeben haben. Fletcher Davenport und Jimmy
Gates saßen mitten in der Aula und hörten aufmerksam auf jedes
Wort, das Rektor Waterman zu sagen hatte.
»Verschwenden Sie auch nicht einen Augenblick Ihrer Zeit in
Yale, sonst werden Sie es den Rest Ihres Lebens bedauern, nicht
alle Vorteile genutzt zu haben, die diese Universität zu bieten
hat. Ein Dummkopf verlässt Yale nur mit einem Abschluss, ein
Weiser mit genug Wissen, um sich allen Herausforderungen des
Lebens zu stellen. Ergreifen Sie jede Gelegenheit, die sich Ihnen
bietet. Fürchten Sie sich nicht vor neuen Herausforderungen.
Falls Sie scheitern, ist das kein Grund zur Scham. Sie lernen
weitaus mehr aus Ihren Fehlern als aus Ihren Triumphen.
Fürchten Sie sich nicht vor Ihrem Schicksal. Fürchten Sie sich
vor gar nichts. Hinterfragen Sie alles und lassen Sie nie zu, dass
man von Ihnen sagt, Sie seien Ihren Weg gegangen, ohne eine
Spur zu hinterlassen.«
Der Rektor von Yale
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