Die Kandidaten
macht sich ohnehin nie die Mühe, zur
Wahl zu gehen. Und nun: Überraschung! Die nächste Wahl
findet im Mai statt.«
»Wie viel Zeit hat Stamp dir für deine Entscheidung
gegeben?«, fragte Annie.
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»Wir stehen nächsten Montag wieder vor Gericht.«
»Hast du überhaupt die Zeit, dich auf einen langen Prozess
einzulassen?«, hakte sie nach.
»Nein, aber das darf mir nicht als Entschuldigung dienen,
einen faulen Kompromiss einzugehen.«
»Dann verbringen wir unsere Ferien also in Gerichtssaal drei,
nicht wahr?« Annie grinste.
»Es könnte durchaus auch Gerichtssaal vier werden.« Fletcher
legte einen Arm um seine Frau.
»Hast du dir überlegt, Professor Abrahams um Rat zu fragen,
worauf du plädieren solltest?«
Jimmy und Fletcher starrten sie ungläubig an. »Er berät
Präsidenten und Staatsmänner«, sagte Fletcher.
»Und gelegentlich auch einen Gouverneur«, fügte Jimmy
hinzu.
»Dann ist vielleicht die Zeit gekommen, dass er einem
Jurastudenten im zweiten Jahr einen Rat gibt. Schließlich wird
er dafür bezahlt.«
»Ich wüsste nicht, wo ich anfangen soll«, trotzte Fletcher.
»Wie wäre es, wenn du den Hörer abnimmst und ihn fragst, ob
du ihn kurz sprechen kannst?«, schlug Annie vor. »Ich wette, er
fühlt sich geschmeichelt.«
*
Nat traf fünfzehn Minuten zu früh bei Mario ein. Er hatte sich
für das Restaurant entschieden, weil es so schlicht war – Tische
mit
rotweiß-karierten
Tischtüchern,
ein
kleines
Blumenarrangement und Schwarz-Weiß-Fotos von Florenz an
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den Wänden. Tom hatte ihm verraten, dass die Pasta von der
Frau des Patron selbst zubereitet wurde, und das hatte
Erinnerungen an ihre Reise nach Rom geweckt. Nat war Toms
Rat gefolgt und trug ein legeres, blaues Hemd, graue Hosen und
einen marineblauen Sweater. Keine Krawatte und kein Jackett –
Tom wäre zufrieden gewesen.
Nat stellte sich Mario vor, der ihm einen ruhigen Tisch in der
Ecke anbot. Nachdem Nat die Karte mehrmals gelesen hatte, sah
er ständig auf die Uhr und wurde immer nervöser. Bestimmt ein
Dutzend Mal überprüfte er, ob er auch genug Bargeld
eingesteckt hatte, da in diesem Restaurant keine Kreditkarten
akzeptiert wurden. Vielleicht wäre es vernünftiger gewesen,
wenn er stattdessen lieber ein paar Mal um den Block gelaufen
wäre.
In dem Augenblick, als er sie sah, wurde ihm klar, dass er es
vermasselt hatte. Su Ling trug ein elegantes, sehr gut
geschnittenes, blaues Kostüm, eine cremefarbene Bluse und
marineblaue Pumps. Nat stand auf und winkte. Sie lächelte – ein
Lächeln, das er bis dahin noch nicht erlebt hatte und das sie
noch bezaubernder aussehen ließ. Sie ging auf ihn zu.
»Es tut mir Leid«, sagte er und wartete, bis sie sich gesetzt
hatte.
»Was denn?«, fragte sie und wirkte verblüfft.
»Meine Kleidung. Ich gebe zu, ich habe lange darüber
nachgedacht, was ich anziehen sollte, und prompt habe ich mich
falsch entschieden.«
»Ich doch auch«, gab Su Ling zu. »Ich hatte erwartet, du
würdest in Uniform mit allen Orden auftauchen.« Sie zog ihren
Blazer aus und hängte ihn über die Stuhllehne.
Nat brach in Gelächter aus und in den nächsten beiden
Stunden schienen sie ständig zu lachen. Dann fragte Nat, ob sie
Kaffee wollte.
»Ja, bitte«, sagte Su Ling.
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»Ich habe dir von meiner Familie erzählt, jetzt musst du mir
von deiner erzählen«, bat Nat. »Bist du ein Einzelkind, so wie
ich?«
»Ja. Mein Vater war Master Sergeant in Korea, als er meine
Mutter traf. Sie waren nur wenige Monate verheiratet, als er in
der Schlacht von Yudam-ni getötet wurde.«
Nat hätte sich am liebsten vorgebeugt und ihre Hand
genommen.
»Es tut mir Leid«, sagte er.
»Danke«, erwiderte sie nur. »Mom beschloss, nach Amerika
auszuwandern, damit wir meine Großeltern kennen lernen
konnten. Aber es gelang uns nie, sie ausfindig zu machen.«
Diesmal nahm er ihre Hand. »Ich war zu jung, um es zu
begreifen, aber meine Mutter gab nicht so einfach auf. Sie nahm
eine Stelle in der Wäscherei von Storrs an, gleich neben der
Buchhandlung, und der Besitzer erlaubte uns, über der
Wäscherei zu wohnen.«
»Ich kenne die Wäscherei«, sagte Nat. »Mein Vater lässt dort
seine Hemden waschen. Sehr effizient und …«
»… und das ist es schon, seit meine Mutter das Geschäft
übernommen hat. Aber es ist hart, alles zu opfern, nur um mir
eine gute Ausbildung zu ermöglichen.«
»Deine Mutter scheint meiner sehr ähnlich zu sein«,
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