Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
Laufe von
    fast drei Monaten erwarb sie mehrere Phiolen Curare von
    verschiedenen Drogendealern, die in Hartfords dunklen Ecken
    hausen. Die Verteidigung wollte uns einreden, dass man den
    Aussagen dieser Dealer keinen Glauben schenken dürfe, was Sie
    möglicherweise beeinflusst haben könnte, hätte Mrs Kirsten im
    Zeugenstand nicht selbst erklärt, dass sie alle die Wahrheit
    sagten.
    Mrs Kirsten sammelt also im Laufe mehrerer Wochen diverse
    Phiolen mit Curare. Was tut sie als Nächstes? Sie wartet auf den
    Samstagabend, denn sie weiß, dass ihr Mann an diesem Abend
    immer mit seinen Freunden trinken geht. Heimlich gibt sie das
    Gift in die Bierflaschen und verschließt diese anschließend

    212
    wieder. Dann stellt sie die Flaschen auf den Küchentisch, lässt
    das Licht brennen und geht zu Bett. Sie legt sogar einen
    Flaschenöffner bereit und stellt ein Glas daneben. Sie tut fast
    alles, nur gießt sie sich selbst nichts ein.
    Meine Damen und Herren Geschworenen, das war ein lange
    geplanter und clever ausgeführter Mord. Doch ob Sie es glauben
    oder nicht, es kommt sogar noch schlimmer.
    Als ihr Mann in dieser Nacht nach Hause kommt, geht er ihr
    tatsächlich in die Falle. Zuerst betritt er die Küche,
    wahrscheinlich um das Licht auszuschalten. Dort sieht er die
    Flaschen auf dem Tisch. Alex Kirsten ist versucht, vor dem
    Schlafengehen noch ein Bier zu trinken. Noch bevor er die
    zweite Flasche anheben kann, setzt die Wirkung des Giftes
    bereits ein. Als er um Hilfe ruft, verlässt seine Frau das
    Schlafzimmer und steigt langsam die Treppe hinunter. Unten
    angekommen, hört sie ihren Mann vor Schmerz schreien.
    Telefoniert sie nach einem Notarzt? Nein. Holt sie Hilfe? Nein.
    Sie setzt sich auf die Treppenstufen und wartet geduldig, bis
    seine qualvollen Schreie aufhören und sie sicher sein kann, dass
    er tot ist. Dann, erst dann, schlägt sie Alarm.
    Wie können wir sicher sein, dass es sich genauso abgespielt
    hat? Nicht nur, dass die Nachbarn von den entsetzlichen
    Hilferufen ihres Ehemannes geweckt wurden, so dass einer
    dieser Nachbarn zu ihr eilte und fragte, ob er helfen könne. In
    ihrer Panik vergaß Mrs Kirsten auch noch, den Inhalt der
    restlichen vier Flaschen zu entsorgen.« Der Staatsanwalt
    schwieg einige Sekunden. »Als man ihn im Labor untersuchte,
    fand sich darin genug Curare, um ein ganzes Footballteam zu
    töten. Meine Damen und Herren Geschworenen, die einzige
    Verteidigung, die Mr Davenport für dieses Verbrechen
    vorzubringen geruhte, lautet, dass Mrs Kirsten von ihrem
    Ehemann regelmäßig verprügelt worden sei. Wenn das wirklich
    der Fall war, warum hat sie nicht die Polizei informiert? Wenn
    es stimmte, warum zog sie nicht zu ihrer Mutter, die auf der

    213
    anderen Seite der Stadt wohnte? Wenn wir ihrer Geschichte
    wirklich glauben sollen, warum hat sie ihn dann nicht verlassen?
    Ich sage Ihnen, warum nicht. Sobald ihr Ehemann aus dem Weg
    geräumt war, würde ihr das Haus gehören, in dem sie lebten. Sie
    würde die Betriebsrente seiner Firma kassieren, wodurch sie für
    den Rest ihres Lebens relativ angenehm leben konnte.
    Unter normalen Umständen würde der Staat unweigerlich die
    Todesstrafe für ein solch schreckliches Verbrechen fordern, aber
    in diesem Fall halten wir das nicht für angemessen. Dennoch ist
    es Ihre Pflicht, jedem, der glaubt, er könne mit Mord
    davonkommen, eine deutliche Botschaft zu senden. In manch
    anderem Bundesstaat mag man ein solches Verbrechen auf die
    leichte Schulter nehmen, aber nicht hier in Connecticut. Wollen
    wir etwa als der Bundesstaat bekannt sein, der Mord gutheißt?«
    Der Staatsanwalt senkte seine Stimme zu einem Flüstern und
    sah die Geschworenen direkt an. »Wenn Sie sich einen Moment
    des Mitleids mit Mrs Kirsten erlauben wollen – was Sie tun
    sollten und sei es nur, weil Sie mitfühlende menschliche Wesen
    sind –, dann legen Sie dieses Gefühl auf die eine Seite der
    Waage, die Seite der Gerechtigkeit. Auf die andere Waagschale
    legen Sie alle Fakten: Den kaltblütigen Mord an einem
    zweiundvierzigjährigen Mann, der heute noch leben könnte,
    wenn diese verabscheuungswürdige Frau« – er drehte sich um
    und wies mit dem Finger auf die Angeklagte – »nicht
    vorsätzlich und gerissen ein abscheuliches Verbrechen begangen
    hätte. Der Staat fordert Sie auf, Mrs Kirsten schuldig zu
    sprechen und sie im Sinne des Gesetzes zu verurteilen.« Mr
    Stamp kehrte an seinen Platz zurück, den Hauch eines Lächelns
    im

Weitere Kostenlose Bücher