Die Kandidaten
Gesicht.
»Mr Davenport«, sagte der Richter, »ich möchte jetzt eine
Mittagspause einlegen. Sie können Ihr Schlussplädoyer dann im
Anschluss halten.«
214
*
»Du siehst aus, als ob du sehr zufrieden mit dir bist«, sagte Tom,
als sie sich zum Frühstück an den Küchentisch setzten.
»Es war ein unvergesslicher Abend.«
»Darf ich daraus schließen, dass der Verkehr vollzogen
wurde?«
»Nein, du darfst in dieser Richtung gar nichts schließen«,
erwiderte Nat. »Aber ich kann dir verraten, dass ich ihre Hand
gehalten habe.«
»Du hast was getan?«
»Ich habe ihre Hand gehalten«, wiederholte Nat.
»Das wird deinem Ruf nicht gerade zuträglich sein.«
»Ich hoffe sogar, dass es meinen Ruf ruinieren wird.« Nat goss
Milch über seine Wheaties. »Was ist mit dir?«
»Falls du auf mein Sexualleben anspielst, das existiert
momentan nicht. Wenn auch nicht aufgrund eines Mangels an
Angeboten, eines davon sogar recht hartnäckig. Ich habe aber
kein Interesse.« Nat starrte seinen Freund an und hob eine
Augenbraue. »Rebecca Thornton hat mir deutlich zu verstehen
gegeben, dass sie verfügbar wäre.«
»Aber ich dachte …«
»Dass sie wieder mit Elliot zusammen sei?«
»Ja.«
»Möglich, aber wann immer ich sie sehe, spricht sie nur von
dir – in überaus schmeichelhaften Worten, wie ich hinzufügen
möchte, obwohl man mir gesagt hat, dass sie in Gegenwart von
Elliot einen völlig anderen Ton anschlägt.«
»Wenn das der Fall ist, warum macht sie sich dann die Mühe,
hinter dir herzujagen?«, fragte Nat.
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Tom schob seine leere Schüssel zur Seite und nahm sich die
beiden gekochten Eier vor. Er schlug die Schale ein und
betrachtete das Eigelb, bevor er fortfuhr. »Wenn jeder weiß,
dass du das einzige Kind eines millionenschweren Vaters bist,
dann sehen dich die meisten Frauen in einem völlig anderen
Licht. Ich kann also nie sicher sein, ob sie an mir oder an
meinem Geld interessiert sind. Sei einfach dankbar, dass du
dieses Problem nicht hast.«
»Du wirst die Richtige schon erkennen«, tröstete Nat.
»Werde ich das? Da bin ich mir nicht so sicher. Du gehörst zu
den wenigen Menschen, die nie auch nur das geringste Interesse
an meinem Reichtum gezeigt haben – wenn du nicht sogar der
Einzige bist. Zum Beispiel bestehst du immer darauf, für dich
selbst zu zahlen. Du wärst überrascht, wie viele Leute davon
ausgehen, dass ich die Rechnung begleiche, nur weil ich es mir
leisten kann. Solche Leute verachte ich, was bedeutet, dass mein
Freundeskreis ziemlich klein ist.«
»Meine neue Freundin ist auch sehr klein.« Nat hoffte, Tom
aus seiner niedergeschlagenen Stimmung zu locken. »Ich bin
sicher, dass sie dir gefallen wird.«
»Das Mädchen, dessen ›Hand‹ du gehalten hast?«
»Ja. Su Ling ist ungefähr einen Meter sechzig groß und jetzt,
wo dünn modern ist, wird sie bald die begehrteste Frau auf dem
Campus sein.«
»Su Ling?«, fragte Tom.
»Kennst du sie?«, wollte Nat wissen.
»Nein, aber mein Vater hat mir erzählt, dass sie das neue
Computerlabor leitet, das seine Firma gesponsert hat. Und die
Tutoren machen sich auch nicht länger die Mühe, ihr noch etwas
beibringen zu wollen.«
»Sie hat gestern Abend gar nicht von Computern gesprochen«,
sagte Nat.
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»Tja, du solltest zügig vorgehen, denn Dad hat auch erwähnt,
dass MIT und Harvard versuchen, sie von der UConn
wegzulocken. Sei also gewarnt: Dieser zierliche Körper wird
von einem großen Gehirn gekrönt.«
»Da habe ich mich mal wieder zum Narren gemacht«, stöhnte
Nat.
»Ich habe sie mit ihrem Englisch aufgezogen, wo sie offenbar
eine neue Sprache spricht, die jetzt jeder lernen will. Hast du
mich übrigens deswegen sprechen wollen?«, fragte Nat.
»Nein, ich hatte keine Ahnung, dass du mit einem Genie
ausgehst.«
»Tue ich gar nicht«, widersprach Nat. »Sie ist eine sanfte,
nachdenkliche, schöne Frau, die Händchenhalten für die
gefährliche Vorstufe der Promiskuität hält.« Er schwieg kurz.
»Wenn du nicht über mein Sexleben reden wolltest, warum hast
du dann dieses gewichtige Frühstückstreffen einberufen?«
»Bevor ich nach Yale zurückkehre, wollte ich wissen, ob du
für das Präsidentschaftsamt kandidieren wirst.« Er wartete auf
die übliche Salve aus ›ohne mich‹, ›kein Interesse‹ und ›da bist
du an den Falschen geraten‹, aber Nat blieb stumm.
»Ich habe gestern Abend mit Su Ling darüber gesprochen«,
meinte er schließlich.
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