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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Gesicht.
    »Mr Davenport«, sagte der Richter, »ich möchte jetzt eine
    Mittagspause einlegen. Sie können Ihr Schlussplädoyer dann im
    Anschluss halten.«

    214
    *

    »Du siehst aus, als ob du sehr zufrieden mit dir bist«, sagte Tom,
    als sie sich zum Frühstück an den Küchentisch setzten.
    »Es war ein unvergesslicher Abend.«
    »Darf ich daraus schließen, dass der Verkehr vollzogen
    wurde?«
    »Nein, du darfst in dieser Richtung gar nichts schließen«,
    erwiderte Nat. »Aber ich kann dir verraten, dass ich ihre Hand
    gehalten habe.«
    »Du hast was getan?«
    »Ich habe ihre Hand gehalten«, wiederholte Nat.
    »Das wird deinem Ruf nicht gerade zuträglich sein.«
    »Ich hoffe sogar, dass es meinen Ruf ruinieren wird.« Nat goss
    Milch über seine Wheaties. »Was ist mit dir?«
    »Falls du auf mein Sexualleben anspielst, das existiert
    momentan nicht. Wenn auch nicht aufgrund eines Mangels an
    Angeboten, eines davon sogar recht hartnäckig. Ich habe aber
    kein Interesse.« Nat starrte seinen Freund an und hob eine
    Augenbraue. »Rebecca Thornton hat mir deutlich zu verstehen
    gegeben, dass sie verfügbar wäre.«
    »Aber ich dachte …«
    »Dass sie wieder mit Elliot zusammen sei?«
    »Ja.«
    »Möglich, aber wann immer ich sie sehe, spricht sie nur von
    dir – in überaus schmeichelhaften Worten, wie ich hinzufügen
    möchte, obwohl man mir gesagt hat, dass sie in Gegenwart von
    Elliot einen völlig anderen Ton anschlägt.«
    »Wenn das der Fall ist, warum macht sie sich dann die Mühe,
    hinter dir herzujagen?«, fragte Nat.

    215
    Tom schob seine leere Schüssel zur Seite und nahm sich die
    beiden gekochten Eier vor. Er schlug die Schale ein und
    betrachtete das Eigelb, bevor er fortfuhr. »Wenn jeder weiß,
    dass du das einzige Kind eines millionenschweren Vaters bist,
    dann sehen dich die meisten Frauen in einem völlig anderen
    Licht. Ich kann also nie sicher sein, ob sie an mir oder an
    meinem Geld interessiert sind. Sei einfach dankbar, dass du
    dieses Problem nicht hast.«
    »Du wirst die Richtige schon erkennen«, tröstete Nat.
    »Werde ich das? Da bin ich mir nicht so sicher. Du gehörst zu
    den wenigen Menschen, die nie auch nur das geringste Interesse
    an meinem Reichtum gezeigt haben – wenn du nicht sogar der
    Einzige bist. Zum Beispiel bestehst du immer darauf, für dich
    selbst zu zahlen. Du wärst überrascht, wie viele Leute davon
    ausgehen, dass ich die Rechnung begleiche, nur weil ich es mir
    leisten kann. Solche Leute verachte ich, was bedeutet, dass mein
    Freundeskreis ziemlich klein ist.«
    »Meine neue Freundin ist auch sehr klein.« Nat hoffte, Tom
    aus seiner niedergeschlagenen Stimmung zu locken. »Ich bin
    sicher, dass sie dir gefallen wird.«
    »Das Mädchen, dessen ›Hand‹ du gehalten hast?«
    »Ja. Su Ling ist ungefähr einen Meter sechzig groß und jetzt,
    wo dünn modern ist, wird sie bald die begehrteste Frau auf dem
    Campus sein.«
    »Su Ling?«, fragte Tom.
    »Kennst du sie?«, wollte Nat wissen.
    »Nein, aber mein Vater hat mir erzählt, dass sie das neue
    Computerlabor leitet, das seine Firma gesponsert hat. Und die
    Tutoren machen sich auch nicht länger die Mühe, ihr noch etwas
    beibringen zu wollen.«
    »Sie hat gestern Abend gar nicht von Computern gesprochen«,
    sagte Nat.

    216
    »Tja, du solltest zügig vorgehen, denn Dad hat auch erwähnt,
    dass MIT und Harvard versuchen, sie von der UConn
    wegzulocken. Sei also gewarnt: Dieser zierliche Körper wird
    von einem großen Gehirn gekrönt.«
    »Da habe ich mich mal wieder zum Narren gemacht«, stöhnte
    Nat.
    »Ich habe sie mit ihrem Englisch aufgezogen, wo sie offenbar
    eine neue Sprache spricht, die jetzt jeder lernen will. Hast du
    mich übrigens deswegen sprechen wollen?«, fragte Nat.
    »Nein, ich hatte keine Ahnung, dass du mit einem Genie
    ausgehst.«
    »Tue ich gar nicht«, widersprach Nat. »Sie ist eine sanfte,
    nachdenkliche, schöne Frau, die Händchenhalten für die
    gefährliche Vorstufe der Promiskuität hält.« Er schwieg kurz.
    »Wenn du nicht über mein Sexleben reden wolltest, warum hast
    du dann dieses gewichtige Frühstückstreffen einberufen?«
    »Bevor ich nach Yale zurückkehre, wollte ich wissen, ob du
    für das Präsidentschaftsamt kandidieren wirst.« Er wartete auf
    die übliche Salve aus ›ohne mich‹, ›kein Interesse‹ und ›da bist
    du an den Falschen geraten‹, aber Nat blieb stumm.
    »Ich habe gestern Abend mit Su Ling darüber gesprochen«,
    meinte er schließlich.

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