Die Kandidaten
ihnen erzählt, dass ich dich von Herzen
liebe.«
»Mag sein, aber meine Mutter betet dich auch an.«
»Und meine wird dich anbeten.« Su Ling schwieg, bis Nat ihr
mitteilte, dass sie sich nun den Außenbezirken von Cromwell
näherten.
»Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
»Su Ling, es ist keine Prüfung, die du bestehen musst.«
»Doch, das ist es. Genau das ist es.«
»Das ist die Stadt, in der ich geboren wurde.« Nat versuchte,
sie während der Fahrt durch die Hauptstraße von ihrer
Nervosität abzulenken. »Als Kind hielt ich Cromwell für eine
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große Metropole. Aber mir kam ja auch Hartford wie der Nabel
der Welt vor.«
»Wie lange brauchen wir noch?«, fragte Su Ling.
Nat sah aus dem Fenster. »Ich denke, etwa zehn Minuten.
Aber erwarte nichts allzu Großartiges, wir wohnen in einem
kleinen Haus.«
»Meine Mutter und ich wohnen über der Arbeit«, sagte Su
Ling.
Nat lachte. »Das tat Harry Truman auch.«
»Und du siehst ja, was ihm das eingebracht hat«, erwiderte sie.
Nat bog mit dem Wagen auf die Cedar Avenue. »Wir sind das
dritte Haus auf der rechten Seite.«
»Könnten wir nicht ein paar Mal um den Block fahren?«, bat
Su Ling. »Ich muss darüber nachdenken, was ich sagen werde.«
»Nein«, erklärte Nat bestimmt, »versuch dich zu erinnern, wie
der Statistikprofessor in Harvard reagierte, als er dich kennen
lernte.«
»Schon, aber seinen Sohn will ich ja auch nicht heiraten.«
»Ich bin sicher, der Professor hätte eingewilligt, wenn er
geglaubt hätte, dass du dich dann seinem Team anschließen
wirst.« Su Ling lachte zum ersten Mal seit über einer Stunde.
Nat parkte den Wagen vor dem Haus. Rasch ging er auf Su
Lings Seite und öffnete die Tür. Sie stieg aus und verlor prompt
einen Schuh im Rinnstein.
»Es tut mir Leid, es tut mir Leid.« Sie schlüpfte wieder in den
Schuh. »Es tut mir Leid.«
Nat lachte und nahm sie in die Arme.
»Nein, nein«, wehrte sich Su Ling. »Deine Mutter könnte uns
sehen.«
»Na hoffentlich.« Nat lächelte und führte sie an der Hand die
kurze Auffahrt hinauf.
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Die Tür wurde schon weit geöffnet, noch bevor sie sie erreicht
hatten. Susan eilte heraus und begrüßte sie. Sie nahm Su Ling
sofort in die Arme und rief: »Nat hat nicht übertrieben. Du bist
wirklich wunderschön.«
*
Fletcher schritt langsam den Flur entlang zum Gerichtssaal.
Überrascht bemerkte er, dass der Professor an seiner Seite ging.
Als sie die Schwingtüren erreichten, nahm der junge Anwalt an,
sein Mentor würde an seinen Platz im Zuschauerbereich
zurückkehren, direkt hinter Annie und Jimmy, aber Abrahams
begleitete ihn bis nach vorn und setzte sich auf den freien Stuhl
hinter dem Tisch der Verteidigung. Annie und Jimmy konnten
ihre Überraschung nicht verhehlen. Der Gerichtsdiener
verkündete: »Bitte erheben Sie sich. Den Vorsitz führt der
Ehrenwerte Richter Abernathy.«
Der Richter setzte sich, nickte dem Staatsanwalt zu und
wandte dann seine Aufmerksamkeit dem Team der Verteidigung
zu. Zum zweiten Mal während der Verhandlung zeigte sich
Überraschung in seinem Gesicht.
»Ich sehe, Sie haben einen Assistenten, Mr Davenport. Soll
sein Name ins Verhandlungsregister eingetragen werden, bevor
ich die Geschworenen hereinrufe?«
Fletcher drehte sich zum Professor um. Der stand auf und
sagte:
»Das käme mir sehr entgegen, Euer Ehren.«
»Name?«, fragte der Richter, als ob er ihn noch nie gesehen
hätte.
»Karl Abrahams, Euer Ehren.«
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»Sind Sie an diesem Gericht zugelassen?«, fragte der Richter
ernst.
»Ich denke schon, Sir«, antwortete Abrahams. »Ich gehöre der
Anwaltskammer von Connecticut seit dem Jahr 1937 an, obwohl
ich noch nie die Ehre hatte, vor diesem Gericht zu erscheinen.«
»Danke, Mr Abrahams. Wenn der Staatsanwalt keine
Einwände hat, werde ich Ihren Namen als Mitanwalt von Mr
Davenport eintragen lassen.«
Der Staatsanwalt erhob sich, verneigte sich leicht vor dem
Professor und sagte: »Es ist mir eine Ehre, vor demselben
Gericht zu erscheinen wie der Assistent von Mr Davenport.«
»Dann sollten wir keine Zeit mehr verschwenden und die
Geschworenen zurückrufen«, erklärte der Richter.
Fletcher betrachtete die Gesichter der sieben Männer und fünf
Frauen, die an ihre Plätze zurückkehrten. Der Professor hatte
Fletcher aufgefordert, sich die Gesichter der Geschworenen
anzusehen. Wenn sie seiner Mandantin direkt in die Augen
sahen, könnte das Urteil womöglich auf
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