Die Kandidaten
die
Dame am Ende der ersten Reihe auffiel, die ihre Augen senkte,
als Sie die verkohlte Handfläche von Mrs Kirsten hochhoben.«
»Was soll ich tun, wenn die Geschworenen sich nicht einig
geworden sind?«
»Nichts. Der Richter ist zwar keiner der hellsten Köpfe, aber
er ist gewissenhaft und sehr genau, wenn es um die Buchstaben
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des Gesetzes geht, darum wird er die Geschworenen fragen, ob
sie ein Mehrheitsvotum fällen können.«
»Das in diesem Staat bei zehn zu zwei liegt.«
»Ebenso wie in dreiundvierzig anderen Bundesstaaten«, rief
ihm der Professor in Erinnerung.
»Und wenn sie kein Mehrheitsvotum zustande bringen?«
»Dann hat der Richter keine andere Wahl, als die
Geschworenen zu entlassen und den Staatsanwalt zu fragen, ob
er eine neue Verhandlung einberufen möchte. Und nein, ich
habe keine Ahnung, wie Mr Stamp auf diese Eventualität
reagieren wird.«
»Sie scheinen sich eine Menge Notizen gemacht zu haben.«
Fletcher sah auf das in sauberer Handschrift eng beschriebene
Blatt Papier.
»Ja, ich beabsichtige, im nächsten Semester auf diesen Fall
Bezug zu nehmen, wenn ich meine Vorlesung über die
juristischen Unterschiede zwischen Totschlag und Mord halte.
Die Vorlesung ist für die Studenten im dritten Jahr, darum sollte
es Ihnen nicht allzu peinlich sein.«
»Hätte ich das Angebot des Staatsanwalts auf Totschlag
annehmen und mich mit drei Jahren einverstanden erklären
sollen?«
»Vermutlich werden wir die Antwort auf diese Frage in nicht
allzu ferner Zukunft erfahren.«
»Habe ich viele Fehler gemacht?«, fragte Fletcher.
»Ein paar.« Der Professor schlug eine Seite in seinem
Notizblock um.
»Was war der größte Fehler?«
»Ihr einziger eklatanter Fehler war meiner Meinung nach, dass
Sie keinen Arzt gebeten haben, in allen Einzelheiten zu
beschreiben, wie die Wundmale an Mrs Kirstens Armen und
Beinen zugefügt worden sein müssen – etwas, das Ärzte stets
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immens genießen. Geschworene bewundern Ärzte. Sie gehen
davon aus, dass es ehrliche Menschen sind, und meistenteils
sind sie das auch. Aber wie bei jeder anderen Berufsgruppe
neigen sie zu Übertreibungen, wenn man die richtigen Fragen
stellt – und es sind schließlich die Anwälte, die die Fragen
auswählen.« Fletcher fühlte sich schuldig, weil er einen so
offensichtlichen Schachzug übersehen hatte, und wünschte, er
hätte Annies Rat befolgt und den Professor früher um Rat
gebeten.
»Keine Sorge, der Staat muss immer noch ein oder zwei
Hürden überspringen. Der Richter wird uns ganz bestimmt einen
Vollstreckungsaufschub gewähren.«
»Uns?«, wiederholte Fletcher.
»Ja«, bestätigte der Professor leise, »obwohl ich seit vielen
Jahren nicht mehr vor Gericht stand und ein wenig eingerostet
sein mag, hoffe ich, dass Sie mir erlauben, Ihnen bei dieser
Gelegenheit zu assistieren.«
»Sie wollen als mein Mitanwalt fungieren?«, fragte Fletcher
ungläubig.
»Ja, Davenport, das will ich«, erwiderte der Professor. »Sie
haben mich nämlich von einer Sache überzeugt: Ihre Mandantin
sollte nicht den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen.«
»Die Geschworenen kehren zurück«, rief eine Stimme, die den
Flur entlanghallte.
»Viel Glück, Davenport«, sagte der Professor. »Und bevor ich
das Ergebnis höre, möchte ich noch anmerken, dass Ihre
Verteidigung für einen Studenten im zweiten Jahr eine
bemerkenswerte Tour de Force war.«
*
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Nat spürte, wie Su Ling immer nervöser wurde, je näher sie
Cromwell kamen. »Bist du sicher, dass deine Mutter es gutheißt,
wie ich mich angezogen habe?«, fragte sie und zog ihren Rock
noch weiter herunter.
Nat sah bewundernd auf das schlichte, gelbe Kostüm, das Su
Ling ausgewählt hatte und das nur andeutungsweise verriet, wie
anmutig ihre Figur war. »Meine Mutter wird es gutheißen und
mein Vater wird seinen Blick nicht von dir wenden können.«
Su Ling drückte sein Bein. »Wie wird dein Vater reagieren,
wenn er herausfindet, dass ich Koreanerin bin?«
»Ich werde ihn an deinen irischen Vater erinnern«, beruhigte
sie Nat. »Außerdem ist er sein ganzes Leben mit Zahlen
umgegangen, darum wird er schon nach wenigen Minuten
merken, wie klug du bist.«
»Noch können wir umkehren«, schlug Su Ling vor. »Wir
können sie doch nächsten Sonntag besuchen.«
»Dazu ist es jetzt zu spät«, erwiderte Nat. »Und hast du nie
darüber nachgedacht, wie nervös meine Eltern sein könnten?
Schließlich habe ich
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