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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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die
    Dame am Ende der ersten Reihe auffiel, die ihre Augen senkte,
    als Sie die verkohlte Handfläche von Mrs Kirsten hochhoben.«
    »Was soll ich tun, wenn die Geschworenen sich nicht einig
    geworden sind?«
    »Nichts. Der Richter ist zwar keiner der hellsten Köpfe, aber
    er ist gewissenhaft und sehr genau, wenn es um die Buchstaben

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    des Gesetzes geht, darum wird er die Geschworenen fragen, ob
    sie ein Mehrheitsvotum fällen können.«
    »Das in diesem Staat bei zehn zu zwei liegt.«
    »Ebenso wie in dreiundvierzig anderen Bundesstaaten«, rief
    ihm der Professor in Erinnerung.
    »Und wenn sie kein Mehrheitsvotum zustande bringen?«
    »Dann hat der Richter keine andere Wahl, als die
    Geschworenen zu entlassen und den Staatsanwalt zu fragen, ob
    er eine neue Verhandlung einberufen möchte. Und nein, ich
    habe keine Ahnung, wie Mr Stamp auf diese Eventualität
    reagieren wird.«
    »Sie scheinen sich eine Menge Notizen gemacht zu haben.«
    Fletcher sah auf das in sauberer Handschrift eng beschriebene
    Blatt Papier.
    »Ja, ich beabsichtige, im nächsten Semester auf diesen Fall
    Bezug zu nehmen, wenn ich meine Vorlesung über die
    juristischen Unterschiede zwischen Totschlag und Mord halte.
    Die Vorlesung ist für die Studenten im dritten Jahr, darum sollte
    es Ihnen nicht allzu peinlich sein.«
    »Hätte ich das Angebot des Staatsanwalts auf Totschlag
    annehmen und mich mit drei Jahren einverstanden erklären
    sollen?«
    »Vermutlich werden wir die Antwort auf diese Frage in nicht
    allzu ferner Zukunft erfahren.«
    »Habe ich viele Fehler gemacht?«, fragte Fletcher.
    »Ein paar.« Der Professor schlug eine Seite in seinem
    Notizblock um.
    »Was war der größte Fehler?«
    »Ihr einziger eklatanter Fehler war meiner Meinung nach, dass
    Sie keinen Arzt gebeten haben, in allen Einzelheiten zu
    beschreiben, wie die Wundmale an Mrs Kirstens Armen und
    Beinen zugefügt worden sein müssen – etwas, das Ärzte stets

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    immens genießen. Geschworene bewundern Ärzte. Sie gehen
    davon aus, dass es ehrliche Menschen sind, und meistenteils
    sind sie das auch. Aber wie bei jeder anderen Berufsgruppe
    neigen sie zu Übertreibungen, wenn man die richtigen Fragen
    stellt – und es sind schließlich die Anwälte, die die Fragen
    auswählen.« Fletcher fühlte sich schuldig, weil er einen so
    offensichtlichen Schachzug übersehen hatte, und wünschte, er
    hätte Annies Rat befolgt und den Professor früher um Rat
    gebeten.
    »Keine Sorge, der Staat muss immer noch ein oder zwei
    Hürden überspringen. Der Richter wird uns ganz bestimmt einen
    Vollstreckungsaufschub gewähren.«
    »Uns?«, wiederholte Fletcher.
    »Ja«, bestätigte der Professor leise, »obwohl ich seit vielen
    Jahren nicht mehr vor Gericht stand und ein wenig eingerostet
    sein mag, hoffe ich, dass Sie mir erlauben, Ihnen bei dieser
    Gelegenheit zu assistieren.«
    »Sie wollen als mein Mitanwalt fungieren?«, fragte Fletcher
    ungläubig.
    »Ja, Davenport, das will ich«, erwiderte der Professor. »Sie
    haben mich nämlich von einer Sache überzeugt: Ihre Mandantin
    sollte nicht den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen.«
    »Die Geschworenen kehren zurück«, rief eine Stimme, die den
    Flur entlanghallte.
    »Viel Glück, Davenport«, sagte der Professor. »Und bevor ich
    das Ergebnis höre, möchte ich noch anmerken, dass Ihre
    Verteidigung für einen Studenten im zweiten Jahr eine
    bemerkenswerte Tour de Force war.«

    *

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    Nat spürte, wie Su Ling immer nervöser wurde, je näher sie
    Cromwell kamen. »Bist du sicher, dass deine Mutter es gutheißt,
    wie ich mich angezogen habe?«, fragte sie und zog ihren Rock
    noch weiter herunter.
    Nat sah bewundernd auf das schlichte, gelbe Kostüm, das Su
    Ling ausgewählt hatte und das nur andeutungsweise verriet, wie
    anmutig ihre Figur war. »Meine Mutter wird es gutheißen und
    mein Vater wird seinen Blick nicht von dir wenden können.«
    Su Ling drückte sein Bein. »Wie wird dein Vater reagieren,
    wenn er herausfindet, dass ich Koreanerin bin?«
    »Ich werde ihn an deinen irischen Vater erinnern«, beruhigte
    sie Nat. »Außerdem ist er sein ganzes Leben mit Zahlen
    umgegangen, darum wird er schon nach wenigen Minuten
    merken, wie klug du bist.«
    »Noch können wir umkehren«, schlug Su Ling vor. »Wir
    können sie doch nächsten Sonntag besuchen.«
    »Dazu ist es jetzt zu spät«, erwiderte Nat. »Und hast du nie
    darüber nachgedacht, wie nervös meine Eltern sein könnten?
    Schließlich habe ich

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