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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Stimme des alten Magiers hallte wider, als käme sie vom Grund eines Brunnens.
    »Aber …« Um ein Haar wäre ich in Tränen ausgebrochen. »Dann bist du also wirklich tot?«
    Er kicherte. »Soweit ich weiß, schon.«
    »Aber warum? Ich hab dich doch nicht etwa –?«
    »Nein, mein Liebes. Es war nicht deine Schuld. Die Zeit war einfach gekommen.«
    »Aber der Zeitpunkt war schrecklich!« Meine Überraschung und Traurigkeit schlugen plötzlich in Wut um. »Du hast uns verlassen, bevor wir ausgebildet wurden oder irgendwas, und jetzt ist Desjardins hinter uns her und –«
    »Mein Liebes, sieh doch, wie weit ihr gekommen seid. Sieh dir an, wie gut ihr alles bewältigt habt. Ihr habt mich gar nicht gebraucht und mehr Training hätte auch nicht geholfen. Meine Brüder hätten bald die Wahrheit über euch herausgefunden. Ich fürchte, sie haben eine hervorragende Nase für Gottlinge und sie hätten kein Verständnis gehabt.«
    »Du wusstest Bescheid, oder? Du wusstest, dass Götter von uns Besitz ergriffen haben?«
    »Ihr seid Gastgeber für die Götter.«
    »Ist doch egal! Du wusstest Bescheid.«
    »Nach unserem zweiten Treffen, ja. Ich bedaure bloß, dass es mir nicht früher klar war. Ich konnte dich und deinen Bruder nicht so gut beschützen wie –«
    »So gut wie wen?«
    Iskanders Blick wurde traurig und abwesend. »Ich habe Entscheidungen getroffen, Sadie. Einige hielt ich damals für weise. Manche, im Rückblick …«
    »Zum Beispiel deine Entscheidung, die Götter zu verbannen. Mom hat dich davon überzeugt, dass es falsch war, oder?«
    Seine geisterhaften Flügel flatterten. »Du musst das verstehen, Sadie. Als Ägypten an die Römer fiel, war ich am Boden zerstört. Diese törichte Königin Kleopatra hat jahrtausendealte ägyptische Macht und Tradition aufs Spiel gesetzt, nur weil sie sich einbildete, sie könnte eine Göttin beherbergen. Das Blut der Pharaonen schien schwach und verwässert – dem Untergang geweiht. Zu dieser Zeit gab ich jedem die Schuld: den Göttern, die Menschen dazu benutzten, um ihre kleinlichen Streitigkeiten auszutragen, den ptolemäischen Herrschern, die Ägypten zugrunde gerichtet hatten, meinen eigenen Brüdern im Haus, weil sie schwach und gierig und korrupt geworden waren. Ich hielt Zwiesprache mit Thot und wir kamen überein: Die Götter mussten eingesperrt und verbannt werden. Die Magier mussten einen Weg finden, ohne sie klarzukommen. Dank den neuen Regeln bestand das Lebenshaus weitere zweitausend Jahre. Damals war es die richtige Entscheidung.«
    »Und jetzt?«
    Iskanders Leuchten wurde schwächer. »Deine Mutter hat ein großes Ungleichgewicht vorhergesehen. Sie sah den Tag voraus – in naher Zukunft –, an dem Maat zerstört und das Chaos die gesamte Schöpfung zurückfordern würde. Deine Mutter war der Ansicht, die Götter und das Haus könnten nur gemeinsam bestehen. Die alten Bräuche müssten wieder eingeführt werden – die Vereinigung mit den Göttern. Ich war ein dummer alter Mann. In meinem Herzen wusste ich, dass sie Recht hatte, aber da ich es nicht glauben wollte … nahmen es deine Eltern auf sich, zu handeln. Weil ich zu stur war, um mich zu ändern, haben sie sich bei ihrem Versuch geopfert, alles in Ordnung zu bringen. Das tut mir von Herzen leid.«
    Sosehr ich es auch versuchte, ich konnte nicht wütend auf den alten Truthahn sein. Es ist so selten, dass ein Erwachsener einem Kind gegenüber eingesteht, im Unrecht zu sein – vor allem ein weiser, zweitausend Jahre alter Erwachsener. So etwas muss man wirklich wertschätzen.
    »Ich vergebe dir, Iskander«, sagte ich. »Ehrlich. Doch Seth steht kurz davor, Nordamerika mit einer gewaltigen roten Pyramide zu zerstören. Was kann ich dagegen tun?«
    »Darauf habe ich keine Antwort, mein Liebes. Es liegt in deiner Hand …« Er drehte den Kopf Richtung See, als hörte er eine Stimme. »Unsere Zeit ist um. Ich muss meine Arbeit als Torwächter erledigen und entscheiden, ob ich euch Zugang zum Feuersee gewähre oder nicht.«
    »Aber ich habe noch so viele Fragen!«
    »Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit«, erwiderte Iskander. »Du hast eine starke Seele, Sadie Kane. Eines Tages wirst du einen hervorragenden Wächter-Ba abgeben.«
    »Danke«, murmelte ich. »Ich kann’s kaum erwarten, mich für immer in Geflügel zu verwandeln.«
    »Ich kann dir nur eines sagen: Der Moment rückt näher. Lass dich nicht wie ich von deinen Gefühlen blenden, wenn du entscheidest, was das Beste ist.«
    »Welche

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