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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Entscheidung? Am besten für wen?«
    »Das ist die Frage, oder? Für euren Vater – eure Familie – die Götter – die Welt. Maat und Isfet, Ordnung und Chaos, werden heftiger zusammenstoßen denn je. Es wird von dir und deinem Bruder abhängen, ob ihr diese Kräfte ins Gleichgewicht bringt oder alles zerstört. Auch das hat eure Mutter vorhergesehen.«
    »Moment mal. Was wirst du –?«
    »Erst wenn wir uns wiedersehen, Sadie. Vielleicht haben wir eines Tages Zeit weiterzureden. Doch jetzt fahre durchs Tor! Meine Aufgabe ist es, deinen Mut einzuschätzen – und den hast du im Überfluss.«
    Ich wollte entgegnen, dass das überhaupt nicht so war. Ich wollte, dass Iskander blieb und mir genau erzählte, was meine Mutter für meine Zukunft vorhergesehen hatte. Doch seine Seele verblasste und auf dem Deck war es plötzlich still, nichts rührte sich mehr. Erst da bemerkte ich, dass niemand sonst an Bord ein Wort gesagt hatte.
    Ich wandte mich zu Carter. »Du überlässt wohl alles mir, was?«
    Er starrte in die Luft und blinzelte nicht mal. Cheops klammerte sich immer noch an meine Beine, völlig versteinert. Bastets Gesicht sah aus, als wäre es mitten im Fauchen erstarrt.
    »Hey, Leute?« Ich schnippte mit den Fingern und plötzlich bewegten sich wieder alle.
    »Ba!« , zischte Bastet. Dann sah sie sich mit finsterer Miene um. »Moment, ich dachte, ich hätte gesehen … was ist gerade passiert?«
    Ich fragte mich, wie mächtig ein Magier sein musste, um die Zeit anzuhalten und selbst eine Göttin erstarren zu lassen. Eines Tages musste Iskander mir diesen Trick beibringen, egal, ob er tot war oder nicht.
    »Ja«, antwortete ich. »Ich schätze, da war ein Ba. Jetzt ist er weg.«
    Als sich die Arme senkten, fingen die Pavianstatuen zu rumpeln und zu knirschen an. Die bronzefarbene Sonnenscheibe mitten im Fluss sank unter die Wasseroberfläche und gab den Weg zum See frei. Das Schiff schoss vorwärts, direkt in die Flammen und die brodelnden roten Wellen hinein. Durch die flimmernde Hitze konnte ich in der Mitte des Sees eine Insel erkennen. Darauf erhob sich ein glänzender schwarzer Tempel, der alles andere als einladend aussah.
    »Die Halle der beiden Wahrheiten«, vermutete ich.
    Bastet nickte. »In solchen Momenten bin ich froh, dass ich keine sterbliche Seele habe.«
    Als wir bei der Insel anlegten, kam Blutige Klinge die Kommandobrücke herunter, um sich zu verabschieden.
    »Hoffentlich darf ich Sie bald wieder an Bord der Egyptian Queen begrüßen, Lord und Lady Kane«, brummte er. »Ihre Zimmer sind vorbereitet. Es sei denn, Sie halten es für angebracht, mich von meinem Dienst zu entbinden.«
    Hinter seinem Rücken schüttelte Bastet entschieden den Kopf.
    »Ich denke, wir behalten dich noch eine Weile«, erklärte ich dem Kapitän. »Danke für alles.«
    »Wie Sie wünschen«, erwiderte der Kapitän. Wenn Äxte die Stirn runzeln könnten, hätte er das garantiert getan.
    »Halt die Augen offen«, befahl ihm Carter, als wir zusammen mit Bastet und Cheops den Landungssteg hinunterliefen. Anstatt abzudrehen, tauchte das Schiff einfach in die brodelnde Lava ein und verschwand.
    Ich sah Carter böse an. »Die Augen offen halten?«
    »Ich fand das lustig.«
    »Du bist ein hoffnungsloser Fall.«
    Wir stiegen die Stufen des schwarzen Tempels hinauf. Ein Wald von Steinsäulen stützte die Decke. Überall waren Hieroglyphen und Bilder eingemeißelt, aber nirgendwo war Farbe – alles nur Schwarz in Schwarz. Vom See schwebte ein Dunstschleier durch den Tempel und trotz der Schilffackeln, die an jeder Säule brannten, konnte man in der Düsternis nicht sehr weit sehen.
    »Seid auf der Hut«, warnte Bastet und schnüffelte. »Er ist in der Nähe.«
    »Wer?«, fragte ich.
    »Der Hund«, antwortete Bastet verächtlich.
    Man hörte ein Knurren und aus dem Nebel stürzte eine riesige schwarze Gestalt auf uns zu. Sie sprang Bastet an, die umfiel und wütendes Katzengeheul von sich gab, dann flitzte sie davon und ließ uns mit der Bestie allein. Sie hatte uns ja gewarnt, dass sie nicht tapfer war.
    Das neue Tier war geschmeidig wie das Seth-Tier, das wir in Washington gesehen hatten, allerdings gelblich braun und wesentlich hundeähnlicher, anmutig und eigentlich ganz niedlich. Es war ein Schakal mit einem goldenen Halsband.
    Mit einem Mal verwandelte er sich in einen jungen Mann und mir blieb fast das Herz stehen. Es war der Junge meiner Träume, im wahrsten Sinne des Wortes – der Typ in Schwarz, den ich schon

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