Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide
Tongefäß heraus, das mit süßlich riechendem gelbem Pulver gefüllt war. »Dieses hier heißt … Eternity!«
»Reizend«, würgte ich hervor. Ich sah nach hinten und fragte mich, wo Carter blieb, er war jedoch spurlos verschwunden.
Bring ihn dazu weiterzureden, drängte Isis.
»Und, äh … Parfüm gehört zu deiner Arbeit, weil … Moment, ich verstehe, du presst es aus Pflanzen raus, so wie du Wein aus …«
»Oder Blut!«, unterbrach Schesemu.
»Ja, klar«, stimmte ich zu. »Blut versteht sich doch von selbst.«
»Blut!«, wiederholte er.
Cheops schnappte nach Luft und hielt sich die Augen zu.
»Du dienst also Osiris?«, fragte ich den Dämon.
»Ja! Zumindest …« Er zögerte und schnaubte zweifelnd. »Hab ich zumindest früher gemacht. Osiris’ Thron ist leer. Aber er wird zurückkommen. Ganz bestimmt!«
»Klar«, sagte ich. »Und wie nennen dich deine Freunde … Schezzy? Blutmaul?«
»Ich hab keine Freunde! Aber wenn ich welche hätte, dann würden sie mich Seelenschlächter oder Hassfratze nennen! Aber ich habe keine Freunde, also ist mein Name nicht in Gefahr. Ha, ha, ha!«
Ich sah fragend zu Bastet, ob ich gerade tatsächlich so viel Glück gehabt hatte, wie ich dachte. Bastet strahlte mich an.
Carter kam mit dem Totenbuch in der Hand die Treppe heruntergestolpert. »Ich hab es! Irgendwo hier. Diesen Teil kann ich nicht lesen, aber –«
»Gebt mir einen Namen oder ich fresse euch!«, grölte Schesemu.
»Ich geb dir einen Namen!«, brüllte ich zurück. »Schesemu, Seelenschlächter, Hassfratze!«
»AAAAAAHHHHHHHHHHH!« Er wand sich vor Schmerzen. »Warum kriegen die das immer raus?«
»Lass uns vorbei!«, verlangte ich. »Ach, und noch was … mein Bruder möchte eine Gratisprobe.«
Ich konnte gerade noch zur Seite treten und Carter hatte gerade noch Zeit für einen verwirrten Blick, da pustete der Dämon auch schon gelben Staub über ihn. Danach versank Schesemu in den Wellen.
»Netter Kerl«, meinte ich.
»Pfui Teufel!« Carter spuckte Parfüm aus. Er sah wie ein Stück panierter Fisch aus. »Wofür war das denn?«
»Du duftest erlesen«, versicherte ich ihm. »Was steht als Nächstes an?«
Bis das Boot um eine Flusswindung bog, war ich sehr zufrieden mit mir selbst. Doch mit einem Mal verwandelte sich das rötliche Leuchten am Horizont in ein grelles Licht. Oben auf der Brücke betätigte der Kapitän die Alarmglocke.
Vor uns stand der Fluss in Flammen und rauschte durch einen dampfenden Abschnitt voller Stromschnellen auf etwas zu, das wie ein brodelnder Vulkankrater aussah.
»Der Feuersee«, erklärte Bastet. »Ab da wird es wirklich interessant.«
28.
Mein Date mit dem Klopapiergott
Bastets Definition von interessant war interessant: ein brodelnder, mehrere Kilometer breiter See, der nach brennendem Benzin und fauligem Fleisch roch. Weil ein riesiges Metalltor uns den Weg versperrte, hielt unser Dampfer kurz vor der Stelle, wo der Fluss in den See mündete. Das Tor war eine Bronzescheibe in Form eines Schilds, der locker so breit war wie unser Schiff und zur Hälfte aus dem Wasser ragte. Keine Ahnung, warum die Scheibe nicht schmolz; jedenfalls verhinderte sie die Weiterfahrt. Auf beiden Seiten des Flussufers, der Scheibe zugewandt, stand ein riesiger Bronzepavian mit erhobenen Armen.
»Was ist das?«, fragte ich.
»Das sind die Tore des Westens«, erklärte Bastet. »Res Sonnenbarke glitt hindurch und wurde in den Feuern des Sees erneuert, anschließend durchquerte sie den See und erhob sich durch die Tore des Ostens in die Lüfte. Damit begann ein neuer Tag.«
Während ich zu den riesigen Pavianen sah, überlegte ich, ob Cheops wohl irgendeinen geheimen Paviancode kannte, der uns freie Fahrt verschaffen würde. Stattdessen bellte er die Statuen an und duckte sich heldenhaft hinter meine Beine.
»Wie kommen wir da durch?«, überlegte ich.
»Vielleicht«, antwortete eine Stimme, »solltest du mich fragen.«
Die Luft schimmerte. Carter wich schnell zurück und Bastet zischte.
Vor mir tauchte eine leuchtende Vogelseele auf: ein Ba. Er war die übliche Kombination aus menschlichem Kopf auf einem Megatruthahnkörper, seine Flügel waren angelegt und die ganze Gestalt leuchtete, trotzdem war irgendetwas an diesem Ba anders. Das Gesicht der Seele kam mir bekannt vor – es gehörte einem alten kahlköpfigen Mann mit brauner, papierartiger Haut, er hatte milchige Augen und ein gütiges Lächeln.
»Iskander?«, brachte ich heraus.
»Hallo, mein Liebes.« Die
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