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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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wir kamen, umso seltsamer und anschaulicher wurden die Darstellungen und umso größer wurde mein ungutes Gefühl.
    Schließlich erreichten wir das Innerste der Pyramide.
    Wo sich in einer normalen Pyramide die Grabkammer befunden hätte, hatte Seth einen Thronsaal für sich errichtet. Der Raum war ungefähr so groß wie ein Tennisplatz, doch ringsum verlief ein tiefer Graben, der einem Burggraben glich. Tief, tief unten brodelte eine rote Flüssigkeit. Blut? Lava? Bösartiges Ketchup? Keine der Möglichkeiten verhieß Gutes.
    Der Graben sah aus, als könne man leicht darüberspringen, doch in Anbetracht der roten Hieroglyphen, die im ganzen Raum in den Boden gemeißelt waren, riss ich mich nicht gerade darum – es waren sämtliche Zauberformeln, die die Macht von Isfet, der Verkörperung des Chaos, heraufbeschworen. Hoch oben, in der Mitte der Decke, drang durch ein vereinzeltes quadratisches Loch blutrotes Licht in den Saal. Weiter schien es keine Ausgänge zu geben. An jeder Wand kauerten vier Obsidianstatuen des Seth-Tiers, ihre Gesichter waren uns zugewandt, sie fletschten die Perlenzähne und ihre Smaragdaugen funkelten.
    Das Schlimmste war jedoch der Thron selbst. Er war ein grauenvolles unförmiges Ding und sah aus wie ein roter Stalagmit, der seit Jahrhunderten aus heruntertropfendem Sediment planlos vor sich hin wucherte. Er umschloss einen goldenen Sarg – Dads Sarg –, der im Fuß des Throns eingelassen war und gerade so weit herausstand, dass er eine Art Fußstütze bildete.
    »Wie kriegen wir ihn da raus?«, fragte ich mit zitternder Stimme.
    Neben mir holte Carter Luft. »Amos?«
    Ich folgte seinem Blick zu dem leuchtend roten Luftschacht in der Decke. Aus der Öffnung baumelten zwei Beine. Kurz darauf schwebte Amos herunter, indem er seinen Umhang wie einen Fallschirm öffnete. Seine Klamotten qualmten noch immer und seine Haare waren voller Asche. Er deutete mit seinem Zauberstab an die Decke und gab einen Befehl. Der Schacht, durch den er gekommen war, rumpelte, Staub und Schutt wirbelten auf und plötzlich erlosch das Licht.
    Amos klopfte seine Kleider ab und lächelte uns an. »Das sollte sie eine Weile abhalten.«
    »Wie hast du das angestellt?«, wollte ich wissen.
    Er bedeutete uns, zu ihm in den Thronsaal zu kommen.
    Carter sprang ohne Zögern über den Graben. Es gefiel mir nicht, aber da ich ihn nicht allein gehen lassen würde, machte auch ich einen Satz über den Graben. Mir wurde sofort noch viel übler, der Raum schien sich zu neigen und mein Gleichgewichtssinn geriet durcheinander.
    Zia folgte als Letzte. Sie ließ Amos nicht aus den Augen.
    »Du solltest eigentlich nicht mehr am Leben sein«, sagte sie.
    Amos kicherte. »Ach, das höre ich ständig. Los, kommen wir zur Sache.«
    »Ja.« Ich starrte auf den Thron. »Wie kriegen wir den Sarg da raus?«
    »Indem wir ihn rausschneiden?« Carter zog sein Schwert, doch Amos hob abwehrend die Hand.
    »Nein, Kinder. Das meine ich nicht mit zur Sache kommen . Ich habe dafür gesorgt, dass uns keiner stört. Es ist an der Zeit, dass wir uns mal unterhalten.«
    Mir kroch es kalt den Rücken hoch. »Unterhalten?«
    Plötzlich fiel Amos auf die Knie und fing an, sich zu winden. Ich rannte zu ihm, doch als er zu mir aufsah, war sein Gesicht vor Schmerzen verzerrt und seine Augen hatten einen flüssigen Rotton angenommen.
    »Flieht!«, stöhnte er.
    Er brach zusammen, aus seinem Körper strömte roter Dampf.
    »Wir müssen hier weg!« Zia packte mich am Arm. »Sofort!«
    Doch ich beobachtete starr vor Schreck, wie Dampf aus Amos’ regloser Gestalt trat, zum Thron schwebte und langsam die Form eines sitzenden Mannes annahm – eines roten Kriegers in glutroter Rüstung, der in einer Hand einen eisernen Zauberstab hielt und den Kopf eines hundeähnlichen Ungeheuers hatte.
    »Oje«, lachte Seth. »Jetzt fängt Zia bestimmt mit ihrem ›Hab ich’s nicht gesagt?‹ an.«

CARTER
    37.
    Leroys Rache
    Okay, vielleicht steh ich manchmal etwas auf der Leitung.
    Denn erst in dem Moment, als ich dem Gott Seth mitten in seinem Thronsaal im Inneren einer Pyramide des Bösen gegenüberstand, während draußen ein Dämonenheer lauerte und die Welt jeden Moment in die Luft fliegen würde, ging mir durch den Kopf: Es war echt keine gute Idee herzukommen.
    Seth erhob sich von seinem Thron. Er war rothäutig und muskulös und trug eine glutrote Rüstung und einen schwarzen Zauberstab aus Eisen. Sein Kopf wechselte von Tier zu Mensch. Einen Moment lang hatte er

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