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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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als Schlachtruf ausstoßen würde.

SADIE
    39.
    Zia verrät mir ein Geheimnis
    Danke, Carter, dass du meinen Auftritt so spektakulär beschreibst.
    Die Wahrheit war nicht ganz so glamourös.
    Noch mal kurz zurück, okay? Als mein Bruder, der durchgeknallte Hühnerkrieger, sich in einen Falken verwandelte und mit seinem neuen Kumpel, dem Flughund, im Schornstein der Pyramide verschwand, blieb ich als Krankenschwester für zwei schwer verletzte Leute zurück – was ich nicht gerade toll fand und wozu ich mich auch nicht gerade berufen fühlte.
    Die Wunden von Amos, dem Ärmsten, schienen eher magisch als körperlich zu sein. Er hatte keinen Kratzer, aber er verdrehte die Augen und atmete kaum noch. Als ich seine Stirn berührte, trat Dampf aus seiner Haut, deshalb hielt ich es für das Beste, ihn erst mal in Ruhe zu lassen.
    Mit Zia war das was anderes. Ihr Gesicht war totenbleich und sie blutete aus mehreren fiesen Schnitten am Bein. Einer ihrer Arme war böse verdreht. Wenn sie atmete, klang es, als würde nasser Sand auf den Boden prasseln.
    »Halt still.« Ich riss den Saum meiner Hose ab und versuchte, ihr Bein zu verbinden. »Vielleicht gibt es irgendeine Heilmagie oder –«
    »Sadie.« Matt griff sie nach meinem Handgelenk. »Keine Zeit. Hör zu.«
    »Wenn wir die Blutung stoppen können –«
    »Sein Name. Du brauchst seinen Namen.«
    »Aber du bist nicht Nephthys! Das hat Seth gesagt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Eine Nachricht … Ich spreche mit ihrer Stimme. Der Name – Böser Tag. Seth wurde geboren und es war ein Böser Tag .«
    Wohl wahr, dachte ich, doch konnte das wirklich Seths geheimer Name sein? Was Zia da redete, dass sie nicht Nephthys war, aber mit ihrer Stimme sprach – das ergab doch keinen Sinn. Dann fiel mir die Stimme am Fluss wieder ein. Nephthys hatte versprochen, eine Nachricht zu schicken. Und Anubis hatte mir das Versprechen abgenommen, auf Nephthys zu hören.
    Ich rutschte unbehaglich hin und her. »Also, Zia –«
    Dann ging mir plötzlich ein Licht auf. Einige Sachen, die Iskander gesagt hatte, einige Sachen, die Thot erwähnt hatte – plötzlich passte alles zusammen. Iskander hatte Zia beschützen wollen. Wäre ihm früher klar gewesen, dass Carter und ich Gottlinge waren, hätte er uns auch so gut beschützen können wie … jemanden. So gut wie Zia. Jetzt verstand ich, wie er versucht hatte, sie zu beschützen.
    »Oh Gott.« Ich starrte sie an. »Das ist es, stimmt’s?«
    Sie schien zu verstehen, was ich meinte, und nickte. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt, aber ihr Blick war unverändert heftig und eindringlich. »Benutz den Namen. Unterwirf Seth deinem Willen. Bring ihn dazu zu helfen.«
    »Helfen? Er hat gerade versucht, dich umzubringen, Zia. Ich glaub, Helfen ist nicht so sein Ding.«
    »Geh.« Sie versuchte, mich wegzustoßen. Aus ihren Fingern zischten schwache Flammen. »Carter braucht dich.«
    Das war das Einzige, womit sie mich kriegen konnte. Carter war in Schwierigkeiten.
    »Ich komm dann gleich wieder«, versprach ich. »Geh nicht weg … äh, bleib hier.«
    Ich stand auf und starrte das Loch in der Decke an, die Vorstellung, mich wieder in einen Milan zu verwandeln, war so was von ätzend. Dann sah ich auf Dads Sarg, der im roten Thron feststeckte. Der Sarkophag leuchtete wie etwas Radioaktives kurz vor der Kernschmelze. Wenn ich doch bloß den Thron sprengen könnte …
    Erst musst du dich um Seth kümmern, mahnte Isis.
    Aber wenn ich Dad freibekomme … Ich ging auf den Thron zu.
    Nein, sagte Isis. Was du sehen könntest, ist zu gefährlich .
    Wovon redest du?, dachte ich genervt. Ich legte die Hand auf den goldenen Sarg. Sofort wurde ich aus dem Thronsaal gerissen und in eine Vision hineingeschleudert.
    Ich war wieder im Land der Toten, in der Halle der beiden Wahrheiten. Rings um mich schimmerten die zerfallenden Grabmale eines Friedhofs in New Orleans. Die Seelen der Toten bewegten sich ruhelos im Nebel. Am Fuß der zerbrochenen Waage schlief ein winziges Monster – Ammit die Verschlingerin. Sie öffnete ein glühendes gelbes Auge, um mich zu mustern, dann schlief sie weiter.
    Anubis trat aus den Schatten. Er trug einen schwarzen Seidenanzug und Krawatte, als käme er gerade von einer Beerdigung oder vielleicht einer Versammlung richtig klasse aussehender Bestattungsunternehmer. »Sadie, du solltest nicht hier sein.«
    »Was du nicht sagst«, erwiderte ich, aber ich freute mich so, ihn zu sehen, dass ich am liebsten vor Erleichterung

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