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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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wusste aber, dass sie keine Menschen waren. Als ich genauer hinsah, stellte ich fest, dass die eine Gestalt klein, gedrungen und haarlos war und schleimige Haut hatte, die im Sternenlicht glänzte – so ähnlich wie die Haut auf den Hinterbeinen einer Amphibie. Die andere Gestalt war groß, dürr wie eine Vogelscheuche und hatte statt Füßen Krallen. Ich konnte ihr Gesicht nicht besonders gut erkennen, aber es sah rot aus und feucht und … na ja, sagen wir es so: Ich war froh, dass ich es nicht deutlicher sehen konnte.
    »Wo ist er?«, quakte der Krötenähnliche nervös.
    »Hat noch keinen dauerhaften Gastkörper gewählt«, beschwerte sich der hahnenfüßige Typ. »Er kann nur für kurze Zeit sichtbar werden.«
    »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«
    »Ja, du Trottel! Er wird bald hier sein –«
    Auf dem Bergkamm tauchte eine glutrote Gestalt auf. Die zwei Gestalten warfen sich auf den Boden, wälzten sich im Dreck herum und ich betete inbrünstig, dass ich wirklich unsichtbar war.
    »Mein Gebieter!«, winselte die Kröte.
    Im Dunkeln war der Neuankömmling schwer auszumachen – die Flammen ließen lediglich die Silhouette eines Mannes erkennen.
    »Wie heißt dieser Ort?«, fragte der Mann. Als er zu sprechen anfing, wusste ich sofort, dass er der Typ war, der im British Museum angegriffen hatte. Die ganze Angst, die ich im Museum gespürt hatte, kehrte zurück und lähmte mich. Mir fiel wieder ein, wie ich versucht hatte, diesen dämlichen Stein hochzuheben und zu werfen, aber nicht mal das geschafft hatte. Ich hatte meinen Vater total hängenlassen.
    »Mein Herr«, antwortete Vogelkralle. »Man nennt diesen Berg Camelback, weil er zwei Kamelhöckern ähnelt. Die Stadt heißt Phoenix.«
    Der rote Mann lachte – es war ein dröhnendes, donnerähnliches Geräusch. »Phoenix. Wie passend! Und die Wüste ist fast wie zu Hause. Es muss bloß noch alles Leben ausgerottet werden. Die Wüste sollte ein unfruchtbarer Ort sein, findet ihr nicht?«
    »Aber ja, mein Gebieter«, stimmte Kröte zu. »Aber was ist mit den anderen vieren?«
    »Einer liegt schon im Sarg«, antwortete der glutrote Mann. »Die zweite ist schwach. Sie wird leicht zu manipulieren sein. Damit bleiben nur noch zwei. Die knöpfen wir uns als Nächste vor.«
    »Äh … Wie stellen wir das an?«, fragte Kröte.
    Der glutrote Mann glühte noch heller. »Du bist eine neugierige kleine Kaulquappe, was?« Er deutete auf die Kröte und die Haut der armen Kreatur fing zu dampfen an.
    »Nein!«, flehte Kröte. »Neeeiiin!«
    Ich konnte kaum hinsehen. Ich will es nicht beschreiben. Aber wenn ihr wisst, was passiert, wenn grausame Kinder Salz auf Schnecken streuen, habt ihr ein ganz gutes Bild, was mit Kröte geschah. Nach kurzer Zeit war nichts mehr von ihm übrig.
    Vogelkralle wich nervös zurück. Das konnte ich nur zu gut verstehen.
    »Wir werden hier einen Tempel bauen«, erklärte der glutrote Mann, als wäre nichts passiert. »Dieser Berg wird meine Kultstätte. Wenn sie fertig ist, werde ich den größten Sturm aller Zeiten heraufbeschwören. Ich werde alles säubern. Alles .«
    »Ja, Gebieter«, pflichtete Vogelkralle eifrig bei. »Und, ähm, wenn ich noch etwas vorschlagen darf, mein Gebieter, um Eure Macht zu vergrößern …« Die Kreatur machte einen Kratzfuß und näherte sich dem Glutroten, als wollte sie ihm etwas ins Ohr flüstern.
    Ich war überzeugt, dass Vogelkralle als Brathähnchen enden würde, doch als er etwas zu dem glutroten Typen sagte, was ich nicht verstehen konnte, leuchtete dieser plötzlich noch heller.
    »Ausgezeichnet! Wenn dir das gelingt, werde ich dich belohnen. Wenn nicht …«
    »Ich verstehe, mein Gebieter.«
    »Dann geh«, befahl der glutrote Mann. »Entfessle unsere Kräfte. Fang mit den Langhälsen an. Das sollte sie gefügig machen. Schnapp dir die Neulinge und bring sie zu mir. Ich will sie lebend, bevor sie Zeit hatten, ihre Fähigkeiten auszubilden. Enttäusch mich nicht.«
    »Nein, Gebieter.«
    »Phoenix«, sinnierte der glutrote Mann. »Das gefällt mir richtig gut.« Er deutete mit der Hand zum Horizont, als stelle er sich die Stadt in Flammen vor. »Bald werde ich mich aus deiner Asche erheben. Das wird ein reizendes Geburtstagsgeschenk.«
    Mit Herzklopfen erwachte ich wieder in meinem eigenen Körper. Mir war so heiß, als hätte mich der glutrote Mann angezündet. Dann merkte ich, dass eine Katze auf meinem Oberkörper saß.
    Muffin starrte mich aus halb geschlossenen Augen an.

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