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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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»Miau.«
    »Wie bist du hier reingekommen?«, brummte ich.
    Ich setzte mich auf und einen Augenblick wusste ich nicht genau, wo ich war. In irgendeinem Hotel in irgendeiner Stadt? Fast hätte ich nach Dad gerufen … doch dann fiel es mir wieder ein.
    Gestern. Das Museum. Der Sarkophag.
    Alles stürzte mit solcher Wucht auf mich ein, dass ich kaum Luft bekam.
    Hör auf , befahl ich mir. Du hast keine Zeit zum Trauern . Und das klingt bestimmt komisch, aber die Stimme in meinem Kopf hörte sich fast wie die von jemand anderem an – älter, kräftiger. Entweder war das ein gutes Zeichen oder ich drehte allmählich durch.
    Erinnere dich an das, was du gesehen hast, sagte die Stimme . Er ist hinter dir her. Du musst gewappnet sein .
    Ich zitterte. Ich hätte es gern für einen schlechten Traum gehalten, aber so naiv war ich nicht. Ich hatte am Vortag zu viel durchgemacht, um das, was ich gesehen hatte, anzuzweifeln. Irgendwie hatte ich, während ich schlief, tatsächlich meinen Körper verlassen. Ich war in Phoenix gewesen  – Tausende von Kilometern weg. Dort war der glutrote Typ. Von dem, was er gesagt hatte, kapierte ich nicht viel, aber er hatte davon geredet, dass die Neulinge gefangen genommen werden sollten. Wen er wohl damit meinte?
    Muffin sprang vom Bett und schnupperte an der Nackenstütze aus Elfenbein. Sie sah zu mir auf, als wollte sie mir etwas mitteilen.
    »Die kannst du haben«, erklärte ich ihr. »Ist voll unbequem.«
    Sie stieß mit dem Kopf dagegen und starrte mich vorwurfsvoll an. »Miau.«
    »Meinetwegen, Katze.«
    Ich stand auf und ging duschen, aber als ich mich anziehen wollte, stellte ich fest, dass meine alten Kleider über Nacht verschwunden waren. Alles im Schrank hatte meine Größe, sah aber völlig anders aus als das, was ich normalerweise trug – da waren Hosen mit Tunnelzug und schlabbrige Hemden, alles aus einfachem weißem Leinen, außerdem Gewänder für kaltes Wetter, die aussahen wie die der Fellachen, das sind die ägyptischen Bauern. Nicht gerade mein Stil.
    Sadie behauptet mit Vorliebe, dass ich keinen Stil habe. Sie beschwert sich, dass ich mich wie ein alter Mann anziehe – Button-down-Hemd, Hosen, solide Lederschuhe. Okay, stimmt vielleicht. Aber so ist es nun mal. Mein Vater hat mir immer eingebläut, dass ich mich vernünftig anziehen soll.
    Ich erinnere mich noch an das erste Mal, als er mir das erklärt hat. Ich war zehn. Wir waren auf dem Weg zum Athener Flughafen, draußen waren gefühlte fünfundvierzig Grad und ich quengelte, dass ich Shorts und ein T-Shirt anziehen wolle. Warum durfte ich nicht was Bequemes anziehen? Wir hatten keinen wichtigen Termin an diesem Tag – wir waren bloß unterwegs.
    Dad legte mir eine Hand auf die Schulter. »Carter, du wirst älter. Du bist Afroamerikaner. Die Menschen werden dich besonders kritisch beurteilen, deshalb musst du immer tadellos aussehen.«
    »Das ist ungerecht!«, sagte ich.
    »Gerechtigkeit bedeutet nicht, dass jeder dasselbe bekommt«, erklärte Dad. »Gerechtigkeit bedeutet, dass jeder bekommt, was er braucht. Und was du brauchst, bekommst du nur, wenn du es einforderst. Leuchtet dir das ein?«
    Ich verneinte. Trotzdem machte ich, was er von mir verlangte – ich interessierte mich für Ägypten, für Basketball, für Musik. Ich reiste mit nur einem Koffer. Ich zog mich an, wie Dad es wollte, weil Dad immer Recht hatte. Ich hatte wirklich noch nie erlebt, dass er sich irrte … bis zu dem Abend im British Museum.
    Egal, ich zog die Leinenklamotten aus dem Schrank an. Die Schlappen waren bequem, auch wenn ich bezweifelte, dass man darin rennen konnte.
    Die Verbindungstür zu Sadies Zimmer stand offen, aber Sadie war nicht da.
    Zum Glück war meine Zimmertür nicht mehr abgeschlossen. Muffin kam mir hinterher und wir liefen die Treppe hinunter, an vielen unbewohnten Zimmern vorbei. In der Villa hätten problemlos hundert Leute schlafen können, doch sie wirkte verlassen und traurig.
    Unten im Großen Saal saß Cheops der Pavian auf dem Sofa, er hielt einen Basketball mit den Knien fest und in den Händen hatte er einen Klumpen merkwürdig aussehendes Fleisch, aus dem rosa Federn herausstanden. Im Fernsehen lief Sport und Cheops sah sich die Zusammenfassung der Spiele vom Vorabend an.
    »Hey«, begrüßte ich ihn und kam mir ein bisschen komisch vor, weil ich mit ihm redete. »Haben die Lakers gewonnen?«
    Cheops sah mich an und klopfte auf den Basketball, als wollte er spielen. »Agh, agh.«
    Von seinem

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