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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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gewaltigen Stahlketten und Vorhängeschlössern verrammelt. Voll übertrieben.
    Carter trat einen Schritt vor. Er versuchte die Tür zu öffnen, indem er die Hand hob, was letzte Nacht zwar ziemlich beeindruckend gewesen war, jetzt aber nicht funktionierte.
    Er zerrte nach der althergebrachten Methode an den Ketten, anschließend rüttelte er an den Schlössern.
    »Nützt nichts«, stellte er fest.
    In meinem Nacken kribbelten Eisnadeln. Es war fast so, als ob jemand – oder etwas – mir etwas einflüsterte. »Wie war doch gleich das Wort, das Amos heute beim Frühstück für die Untertasse benutzt hat?«
    »Für ›zusammenfügen‹?«, fragte Carter. » Hi-nehm oder so ähnlich.«
    »Nein, das andere, für ›zerstören‹.«
    »Ähm, ha-di . Aber dazu muss man den Zauberspruch kennen und die Hieroglyphen, oder? Und selbst dann –«
    Ich hob meine Hand in Richtung Tür. Ich deutete mit zwei Fingern und dem Daumen darauf – eine seltsame Geste, die ich noch nie zuvor gemacht hatte, es sah fast wie eine Fantasiepistole aus. Allerdings hatte ich den Daumen angelegt.
    »Ha-di!«
    Auf dem größten Vorhängeschloss brannten leuchtend goldene Hieroglyphen.

    Die Türen flogen auf. Carter stürzte zu Boden, als die Ketten zerbarsten und Splitter durch den ganzen Großen Saal flogen. Als sich der Staub setzte, stand Carter auf, er war voller Holzspäne. Mit mir schien alles in Ordnung zu sein. Muffin strich um meine Füße und miaute zufrieden, als wäre das alles ganz normal.
    Carter starrte mich an. »Wie hast du –?«
    »Keine Ahnung«, gestand ich. »Jetzt ist die Bibliothek jedenfalls offen.«
    »Findest du nicht, du hast es ein bisschen übertrieben? Wir werden dermaßen Ärger kriegen –«
    »Wir denken uns einfach was aus, wie wir die Tür wieder hinkriegen.«
    »Lass mal lieber mit dem Hinkriegen«, meinte Carter. »Wir hätten bei der Explosion draufgehen können.«
    »Ach, meinst du, wenn man diesen Zauberspruch bei einem Menschen anwenden würde –?«
    »Nein!« Er wich ängstlich zurück.
    Es freute mich, dass ich ihn verunsichern konnte, aber ich verkniff mir das Grinsen. »Wir sehen uns einfach mal die Bibliothek an, oder?«
    Die Wahrheit war, ich hätte niemanden mit ha-di ausschalten können. Als ich einen Schritt nach vorn machte, fühlte ich mich so schwach, dass ich beinahe umkippte.
    Als ich stolperte, fing Carter mich auf. »Alles in Ordnung?«
    »Alles gut«, brachte ich heraus, auch wenn ich mich überhaupt nicht gut fühlte. »Ich bin müde« – mein Magen knurrte – »und ich hab einen Mordshunger.«
    »Du hast gerade ein Megafrühstück verputzt.«
    Das stimmte, trotzdem kam es mir vor, als hätte ich seit Wochen nichts gegessen. »Halb so wild«, beruhigte ich ihn. »Ich komm schon klar.«
    Carter musterte mich skeptisch. »Diese Hieroglyphen, die du herbeigezaubert hast, waren golden. Dad und Amos haben blaue benutzt. Warum?«
    »Vielleicht hat jeder seine eigene Farbe«, schlug ich vor. »Wer weiß, deine werden möglicherweise quietschrosa.«
    »Sehr lustig.«
    »Komm schon, du rosa Zauberer«, sagte ich. »Rein mit uns.«
    Die Bibliothek war so unglaublich, dass ich mein Schwindelgefühl fast vergaß. Sie war größer, als ich gedacht hatte, ein runder Raum, wie ein riesiger Brunnen, der in massiven Fels gehauen war. Da sich die Villa auf dem Dach eines Lagerhauses befand, ergab das keinen Sinn, andererseits war an diesem Ort auch sonst nichts normal.
    Von dem Absatz, auf dem wir standen, führte eine Treppe drei Stockwerke in die Tiefe. Die Wände, der Boden und die gewölbte Decke waren mit vielfarbigen Bildern von Menschen, Göttern und Ungeheuern bemalt. Ich hatte solche Darstellungen schon in Dads Büchern gesehen (ja, ich geb’s zu, manchmal, wenn ich in dem Buchladen am Piccadilly Circus war, bin ich in die Ägyptenabteilung marschiert und hab in Dads Büchern geblättert – nur um einen Draht zu ihm zu kriegen, nicht etwa, weil ich sie lesen wollte). Die Bilder in den Büchern waren jedoch immer verblasst und verwischt gewesen. Die hier in der Bibliothek sahen aus, als wären sie erst vor kurzem gemalt worden, und verwandelten den ganzen Raum in ein Kunstwerk.
    »Das ist wunderschön«, sagte ich.
    An der Decke funkelte ein blauer, sternenübersäter Himmel, es war jedoch keine einheitliche blaue Fläche. Vielmehr war es ein seltsam wirbelndes Muster. Ich erkannte die Form einer Frau. Sie lag zusammengerollt auf der Seite – ihr Torso, ihre Arme und Beine waren

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