Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
Vom Netzwerk:
ich mich. »Aber der Typ mit dem Bart meinte, noch nicht .«
    »Sie töten nur im äußersten Notfall«, erklärte Amos. »Sie warten ab, ob ihr eine Bedrohung darstellt.«
    »Warum sollten wir eine Bedrohung sein?«, wollte Sadie wissen. »Wir sind Kinder! Es war nicht unsere Idee, die Götter herbeizurufen.«
    Amos schob seinen Teller weg. »Es gibt einen Grund, warum ihr getrennt voneinander aufgewachsen seid.«
    »Weil die Fausts Dad vor Gericht gezerrt haben«, stellte ich sachlich fest. »Und Dad hat verloren.«
    »Es ging um viel mehr als das«, fuhr Amos fort. »Das Haus bestand darauf, dass ihr getrennt würdet. Euer Vater wollte euch beide bei sich behalten, obwohl er wusste, wie gefährlich das war.«
    Sadie schien wie vom Donner gerührt. »Wollte er wirklich?«
    »Natürlich. Aber das Haus hat sich eingemischt und dafür gesorgt, dass deine Großeltern das Sorgerecht bekamen, Sadie. Wenn Carter und du gemeinsam aufgewachsen wärt, hättet ihr sehr mächtig werden können. Vielleicht habt ihr schon gestern im Lauf des Tages Veränderungen festgestellt.«
    Ich dachte daran, dass ich gespürt hatte, wie meine Kräfte zunahmen, und dass Sadie offenbar plötzlich Altägyptisch lesen konnte. Dann fiel mir etwas ein, das sogar noch weiter zurücklag.
    »Dein sechster Geburtstag«, sagte ich zu Sadie.
    »Der Kuchen«, antwortete sie im gleichen Atemzug, die Erinnerung sprang wie ein elektrischer Funke zwischen uns hin und her.
    An Sadies sechstem Geburtstag, dem letzten, den wir als Familie gemeinsam feierten, hatten Sadie und ich einen Riesenkrach. Ich weiß nicht mehr, worum es ging. Ich glaube, ich wollte die Kerzen für sie auspusten. Wir fingen an, uns anzubrüllen. Sie zerrte an meinem Hemd. Ich schubste sie. Ich erinnere mich daran, wie Dad dazwischenging und zu schlichten versuchte, doch bevor er etwas tun konnte, explodierte Sadies Geburtstagstorte. Die Wände, unsere Eltern, die Gesichter von Sadies kleinen sechsjährigen Freunden waren voller Glasur. Dad und Mom zogen uns auseinander. Mich schickten sie auf mein Zimmer. Später behaupteten sie, wir hätten die Torte bei unserem Streit vermutlich aus Versehen umgestoßen, aber ich wusste, dass das nicht stimmte. Irgendetwas sehr viel Merkwürdigeres hatte sie zur Explosion gebracht, es war wie eine Antwort auf unsere Wut. Ich erinnere mich daran, wie Sadie mit einem Tortenbrocken auf der Stirn weinte, an eine Kerze, die mit dem Docht nach unten an der Decke klebte, aber trotzdem noch brannte, und an einen erwachsenen Gast, einen Freund meiner Eltern, dessen Brille mit weißer Glasur gesprenkelt war.
    Ich wandte mich an Amos. »Das warst du. Du warst auf Sadies Party.«
    »Vanilleglasur«, fiel ihm wieder ein. »Sehr lecker. Aber schon da war klar, dass es schwierig würde, wenn ihr zwei unter einem Dach bleiben würdet.«
    »Und deshalb …« Ich stockte. »Was passiert jetzt mit uns?«
    Ich gebe es nur ungern zu, aber der Gedanke, wieder von Sadie getrennt zu werden, war mir unerträglich. Sie war nicht viel, aber sie war alles, was ich noch hatte.
    »Ihr müsst ordentlich ausgebildet werden«, erklärte Amos, »ob es das Haus gutheißt oder nicht.«
    »Warum sollten sie es nicht gutheißen?«, fragte ich.
    »Das erkläre ich schon alles, keine Sorge. Aber wenn wir die geringste Chance haben wollen, euren Vater zu finden oder alles wieder in Ordnung zu bringen, müssen wir auf der Stelle mit eurem Unterricht anfangen. Andernfalls ist die gesamte Welt in Gefahr. Wenn wir bloß wüssten, wo –«
    »Phoenix«, platzte ich heraus.
    Amos starrte mich an. »Was?«
    »Letzte Nacht hatte ich … na ja, es war kein richtiger Traum …« Ich kam mir blöd vor, aber ich erzählte ihm, was passiert war, während ich geschlafen hatte.
    Dem Gesichtsausdruck von Amos nach zu urteilen, waren die Neuigkeiten schlimmer, als ich angenommen hatte.
    »Bist du sicher, dass er ›Geburtstagsgeschenk‹ gesagt hat?«, fragte er.
    »Ja, aber was hat das zu bedeuten?«
    »Und dauerhafter Gastkörper?«, fragte Amos weiter. »Bisher hat er noch keinen gewählt?«
    »Na ja, das hat der Typ mit den Vogelkrallen zumindest behauptet –«
    »Das war ein Dämon«, erklärte Amos. »Ein Lakai des Chaos. Und wenn es Dämonen in die Welt der Sterblichen schaffen, bleibt uns nicht viel Zeit. Das ist schlecht, sehr schlecht.«
    »Wenn man in Phoenix lebt«, sagte ich.
    »Carter, unser Feind wird sich nicht auf Phoenix beschränken. Wenn er so schnell so mächtig geworden ist …

Weitere Kostenlose Bücher