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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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furchterregend es in Wirklichkeit war.
    »Das Seth-Tier«, sagte Bastet und bestätigte meine Befürchtung.
    Unten schlich das Geschöpf um den Fuß des Washington Monument herum und hinterließ Spuren im frisch gefallenen Schnee. Ich konnte seine Größe schwer einschätzen, aber es war mindestens so groß wie ein Pferd und hatte ebenso lange Beine. Sein Körper war unnatürlich schmal und muskulös und es hatte glänzendes rötlich graues Fell. Man hätte es fast mit einem Windhund verwechseln können – wären da nicht der Schwanz und der Kopf gewesen. Der Schwanz war der eines Reptils und teilte sich wie bei Tintenfischtentakeln am Ende in dreieckige Spitzen. Er schlug um sich, als hätte er ein Eigenleben.
    Der Kopf des Geschöpfs war das Seltsamste. Seine übergroßen Ohren standen wie Hasenohren in die Höhe, hatten jedoch eher die Form von Eiswaffeln, sie waren nach innen gerollt und oben breiter als unten. Sie waren in der Lage, sich um fast dreihundertsechzig Grad zu drehen, und auf diese Weise konnte er bestimmt beinahe alles hören. Die Schnauze des Geschöpfs war lang und gebogen wie bei einem Ameisenbären – allerdings haben die keine messerscharfen Zähne.
    »Seine Augen glühen«, stellte ich fest. »Das verheißt bestimmt nichts Gutes.«
    »Warum kannst du so weit sehen?«, wollte Sadie wissen.
    Sie stand neben mir und sah mit angestrengter Miene auf die winzige Gestalt im Schnee. Es stimmte. Das Tier war mindestens hundertfünfzig Meter unter uns. Warum konnte ich seine Augen erkennen?
    »Du hast immer noch den Falkenblick«, vermutete Bastet. »Aber du hast Recht, Carter. An den glühenden Augen erkennt man, dass das Geschöpf eure Fährte aufgenommen hat.«
    Als ich sie ansah, erschrak ich. Ihre Haare standen ihr in allen Himmelsrichtungen um den Kopf, als hätte sie den Finger in die Steckdose gehalten.
    »Ähm, Bastet?«, fragte ich.
    »Was?«
    Ich tauschte einen Blick mit Sadie. Sie formte lautlos das Wort Angst. Mir fiel wieder ein, wie Muffins Schwanz immer in die Höhe geschnellt war, wenn sie sich gefürchtet hatte.
    »Ach, nichts«, erwiderte ich, obwohl das Seth-Tier so gefährlich war, dass unsere Göttin Steckdosenhaare davon bekam, was bestimmt ein ganz schlechtes Zeichen war. »Wie kommen wir hier raus?«
    »Ihr habt es wohl noch nicht begriffen«, sagte Bastet. »Das Seth-Tier ist der perfekte Jäger. Hat es erst mal einen Geruch aufgenommen, ist es durch nichts mehr aufzuhalten.«
    »Warum wird es das Seth-Tier genannt?«, fragte Sadie nervös. »Hat es keinen Namen?«
    »Falls es einen hat«, antwortete Bastet, »sprichst du ihn jedenfalls besser nicht aus. Es ist nur als Seth-Tier bekannt – das symbolische Geschöpf des Roten Lords. Es ist ebenso stark, gerissen … und bösartig wie er.«
    »Bezaubernd«, meinte Sadie.
    Das Tier schnüffelte an dem Monument und wich knurrend zurück.
    »Der Obelisk scheint ihm nicht zu gefallen«, bemerkte ich.
    »Nein«, bestätigte Bastet. »Zu viel Maatenergie. Aber die wird ihn nicht lange abhalten.«
    Wie auf Kommando sprang das Seth-Tier an dem Monument hoch. Ähnlich wie Löwen, die einen Baum hinaufklettern, zog es sich hoch, indem es seine Krallen tief einschlug.
    »Scheiße«, sagte ich. »Aufzug oder Treppen?«
    »Dauert beides zu lang«, erklärte Bastet. »Weg vom Fenster.«
    Sie fuhr ihre Messer aus und zerschnitt das Glas, anschließend schlug sie die Scheibe heraus. Der Alarm ging los. Eisige Luft fegte durch den Aussichtsraum.
    »Ihr müsst fliegen«, brüllte Bastet gegen den Wind an. »Es ist eure einzige Chance.«
    »Nein!« Sadie wurde blass. »Ich werde nicht wieder ein Milan.«
    »Wird schon gut gehen, Sadie«, versuchte ich sie zu beruhigen.
    Sie schüttelte ängstlich den Kopf.
    Ich packte ihre Hand. »Ich bleib bei dir. Ich sorge dafür, dass du dich wieder zurückverwandelst.«
    »Das Seth-Tier ist schon halb oben«, warnte Bastet. »Die Zeit wird knapp.«
    Sadie sah zu Bastet. »Was ist mit dir? Du kannst nicht fliegen.«
    »Ich springe«, erwiderte sie. »Katzen landen immer auf den Füßen.«
    »Es sind über hundert Meter!«, rief Sadie.
    »Einhundertsiebzig«, korrigierte Bastet. »Ich lenke das Seth-Tier ab und verschaffe euch ein bisschen Zeit.«
    »Es wird dich umbringen.« Sadies Stimme klang gepresst. »Bitte, ich will nicht auch noch dich verlieren.«
    Bastet sah etwas überrascht aus. Dann lächelte sie und legte eine Hand auf Sadies Schulter. »Mir passiert schon nichts, Schätzchen. Wir treffen

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