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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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uns am Reagan National Airport, Terminal A. Kann sein, dass wir uns dann etwas beeilen müssen.«
    Bevor ich ihr widersprechen konnte, sprang Bastet aus dem Fenster. Mir blieb fast das Herz stehen. Sie schoss geradewegs auf das Pflaster zu. Ich war sicher, sie würde sterben, doch sie breitete während des Falls Arme und Beine aus und schien sich zu entspannen.
    Sie raste direkt am Seth-Tier vorbei, das wie ein Verwundeter auf dem Schlachtfeld einen grauenvollen Schrei ausstieß, dann machte es allerdings kehrt und setzte ihr nach.
    Bastet landete mit beiden Füßen auf dem Boden und rannte los. Sie hatte locker an die hundert Stundenkilometer drauf. Das Seth-Tier war weniger geschickt. Es knallte bei seinem Sprung so hart auf, dass das Pflaster Risse bekam. Es hinkte ein paar Schritte, schien aber nicht verletzt zu sein. Dann hechtete es Bastet hinterher, deren Vorsprung schnell kleiner wurde.
    »Sie wird es nicht schaffen«, sagte Sadie besorgt.
    »Wette nie gegen eine Katze«, gab ich zurück. »Jetzt sind wir dran. Bereit?«
    Sie holte tief Luft. »Okay. Bevor ich es mir anders überlege.«
    Gleich darauf saß ein Milan vor mir und flatterte mit den Flügeln, um im heftigen Wind das Gleichgewicht zu bewahren. Ich konzentrierte mich und wurde wieder zu einem Falken. Es war einfacher als beim ersten Mal.
    Einen Moment später stiegen wir in die kalte Morgenluft über Washington, D. C., auf.
    Den Flughafen zu finden war einfach. Der Reagan National Airport war so nah, dass ich die Flugzeuge auf der anderen Seite des Potomac River landen sehen konnte.
    Schwieriger war es, mich auf das zu konzentrieren, was ich tat. Jedes Mal, wenn ich eine Maus oder ein Eichhörnchen sah, stieß ich instinktiv nach unten. Ein paarmal erwischte ich mich dabei, dass ich zum Sturzflug ansetzte, und musste den Impuls unterdrücken. Einmal sah ich mich um und merkte, dass ich über einen Kilometer von Sadie entfernt war, die ebenfalls auf die Jagd ging. Ich musste mich zwingen, neben ihr herzufliegen und ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.
    Es erfordert Willenskraft, ein Mensch zu bleiben, warnte mich die Stimme von Horus. Je mehr Zeit du als Raubvogel verbringst, umso mehr denkst du auch wie einer.
    Das erzählst du mir jetzt, dachte ich.
    Ich könnte dir helfen, drängte er. Lass mich die Führung übernehmen.
    Heute nicht, Vogelkopf.
    Schließlich bugsierte ich Sadie Richtung Flughafen, wo wir nach einem Platz Ausschau hielten, an dem wir menschliche Gestalt annehmen konnten. Wir landeten auf einem Parkhaus.
    Ich befahl mir, wieder ein Mensch zu werden. Nichts passierte.
    Panik schnürte mir die Kehle zu. Ich schloss die Augen und stellte mir das Gesicht meines Vaters vor. Ich dachte daran, wie sehr ich ihn vermisste und dass ich ihn unbedingt finden musste.
    Als ich die Augen öffnete, befand ich mich wieder in meinem Menschenkörper. Leider war Sadie noch immer ein Milan. Sie flatterte um mich herum und krächzte wie verrückt. »Ha – ha – ha!« Sie sah wild um sich und dieses Mal konnte ich ihre Angst nachvollziehen. Schon beim ersten Mal hatte sie Probleme gehabt, die Vogelgestalt abzulegen. Wenn es sie beim zweiten Mal sogar noch mehr Kraft kostete, könnte es wirklich schwierig für sie werden.
    »Alles ist gut.« Ich ging in die Knie und achtete darauf, dass ich mich langsam bewegte. »Sadie, erzwing es nicht. Du musst dich entspannen.«
    »Ha!« Sie legte die Flügel an. Sie atmete schwer.
    »Hör zu, bei mir hat es geholfen, dass ich an Dad gedacht habe. Erinnere dich an etwas, das dir wichtig ist. Schließ die Augen und denk an dein Leben als Mensch.«
    Sie schloss die Augen, krächzte jedoch im gleichen Augenblick frustriert auf und schlug mit den Flügeln.
    »Nicht«, sagte ich. »Flieg nicht weg!«
    Sie legte den Kopf schief und gluckste bittend. Ich fing an, mit ihr wie zu einem erschreckten Tier zu reden. Ich achtete kaum auf die Worte. Ich wollte bloß, dass meine Stimme beruhigend klang. Doch nach einer Minute stellte ich fest, dass ich ihr von meinen Reisen mit Dad erzählte und von den Erinnerungen, die mir geholfen hatten, die Vogelgestalt zu verlassen. Ich erzählte ihr von dem einen Mal, als Dad und ich im Flughafen von Venedig festsaßen und ich so viele Cannoli aß, dass mir schlecht wurde. Ich erzählte ihr, wie ich einmal in Ägypten einen Skorpion in meiner Socke gefunden hatte und Dad ihn schließlich mit der Fernbedienung des Fernsehers umlegte. Ich erzählte ihr, wie wir uns einmal in der

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