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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Tausenden von Jahren tot war, konnte ich nicht verhindern, dass ich feuchte Augen bekam. Es war so verdammt traurig.
    »Woran sind sie wohl gestorben?«, überlegte ich.
    Aus dem Gang direkt vor uns ertönte eine Stimme: »Schwindsucht.«
    Auf der Stelle hatte ich meinen Zauberstab in der Hand. Walt richtete seine Taschenlampe auf die Türöffnung: Ein Geist trat in den Raum. Da man durch ihn hindurchsehen konnte, ging ich zumindest davon aus, dass es sich um einen Geist handelte. Er war ein stämmiger älterer Mann mit kurz geschnittenem weißem Haar, Bulldoggenhängebacken und einem verärgerten Gesichtsausdruck. Er trug ein Gewand im römischen Stil und seine Augen waren mit Khol umrahmt, was ihn eher wie Winston Churchill aussehen ließ – wenn der alte Premierminister denn eine wilde Togaparty geschmissen und sich das Gesicht bemalt hätte.
    »Gerade frisch gestorben?« Er beäugte uns misstrauisch. »Hab schon lange Zeit keine Neuankömmlinge mehr gesehen. Wo sind eure Körper?«
    Walt und ich blickten einander an.
    »Eigentlich«, antwortete ich, »tragen wir sie gerade.«
    Die Augenbrauen des Geistes zuckten nach oben. » Di immortales! Ihr lebt?«
    »Momentan schon«, erwiderte Walt.
    »Dann bringt ihr also Opfergaben?« Der Mann rieb sich die Hände. »Oh, es wurde angekündigt , dass ihr kommen würdet, aber wir warten schon ewig! Wo habt ihr gesteckt?«
    »Ähm …« Ich wollte den Geist ja nicht enttäuschen, vor allem, weil er heller zu leuchten begann, was in der Magie häufig das Vorspiel einer Explosion ist. »Vielleicht sollten wir uns vorstellen. Ich bin Sadie Kane. Das ist Walt –«
    »Natürlich! Ihr braucht meinen Namen für die Zaubersprüche.« Der Geist räusperte sich. »Ich heiße Appius Claudius Iratus.«
    Ich hatte das Gefühl, dass ich mich beeindruckt zeigen sollte. »Ah ja. Ich nehme an, das ist nicht ägyptisch, oder?«
    Der Geist sah beleidigt aus. »Römisch natürlich. Zunächst einmal sind wir alle nur hier gelandet, weil wir diesen verfluchten ägyptischen Bräuchen gefolgt sind. Schlimm genug, dass ich in dieser gottverlassenen Oase stationiert wurde – als bräuchte Rom eine ganze Legion, um ein paar Dattelfarmen zu bewachen! Dann hatte ich das Pech, krank zu werden. Hatte meiner Frau noch auf dem Sterbebett gesagt: Lobelia, eine gute altmodische römische Beerdigung. Nichts von diesem einheimischen Unfug. Aber nein! Sie hörte ja nie auf mich. Musste mich unbedingt mumifizieren lassen, deshalb sitzt mein Ba für alle Ewigkeit hier fest. Weiber! Wahrscheinlich ist sie nach Rom zurückgegangen und starb auf anständige Weise.«
    »Lobelia?«, fragte ich, denn danach hatte ich nicht mehr viel verstanden. Welche Sorte Eltern nennt ihr Kind bitte Lobelia?
    Der Geist schnaufte und verschränkte die Arme. »Aber ihr wollt mich wahrscheinlich nicht weiterschwafeln hören, stimmt’s? Ihr könnt mich Mad Claude nennen. So heiße ich in eure Sprache übersetzt.«
    Ich fragte mich, warum ein römischer Geist Englisch sprach – oder ob ich ihn durch irgendeine Form von Telepathie verstand. So oder so, ich war nicht gerade erleichtert, dass er Mad Claude hieß.
    »Ähm …« Walt hob die Hand. »Du weißt, dass ›mad‹ zwei Bedeutungen hat: ›wütend‹ und ›verrückt‹, oder? Welche trifft auf dich zu?«
    »Ja«, antwortete Claude. »Kommen wir also zu diesen Opfergaben. Ich sehe Zauberstäbe, Zaubermesser und Amulette, ihr scheint also Priester des örtlichen Lebenshauses zu sein? Schön, schön. Dann wisst ihr ja, was ihr zu tun habt.«
    »Was wir zu tun haben?« Ich wurde ganz enthusiastisch. »Na klar!«
    Claudes Augen verengten sich zu Schlitzen. »Oh, beim Jupiter. Ihr seid Anfänger, was? Hat der Tempel das Problem überhaupt erwähnt ?«
    »Ähm –«
    Er stürmte zu der Mumienfamilie, die wir betrachtet hatten. »Das sind Lucius, Flavia und Klein Purpens. Sie starben an Schwindsucht. Ich bin schon so lange hier, dass ich euch praktisch jedermanns Lebensgeschichte erzählen könnte!«
    »Sie reden mit dir?« Ich brachte etwas Abstand zwischen mich und die Mumienfamilie. Plötzlich kam mir Klein Purpens nicht mehr so niedlich vor.
    Mad Claude machte eine ungeduldige Handbewegung. »Manchmal, ja. Nicht so häufig wie früher. Mittlerweile schlafen ihre Geister die meiste Zeit. Jedenfalls, egal wie elendiglich diese Leute gestorben sind, ihr Schicksal nach dem Tod war noch schlimmer! Wir alle – sämtliche Römer, die in Ägypten lebten – wurden nach

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