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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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eine Grabstätte zu führen, und sein Name beinhaltet Mad , lehnt man besser ab.
    Während wir durch Tunnel und Kammern liefen, gab Mad Claude Kommentare zu den verschiedenen Mumien ab. Caligula, der Dattelhändler: »Schrecklicher Name! Aber wenn man nach einem berühmten Kaiser benannt ist, selbst wenn der eine Psychose hatte, kann man halt nichts machen. Er starb, weil er mit jemandem gewettet hatte, er könne einen Skorpion küssen.« Varens, der Sklavenhändler: »Ekelhafter Mann. Hat versucht, ins Gladiatorengeschäft einzusteigen. Aber wenn man einem Sklaven ein Schwert gibt, tja … ihr könnt euch denken, wie er gestorben ist!« Octavia, die Frau des Heerführers: »Machte total einen auf Einheimische! Ließ ihre Katze mumifizieren. Sie bildete sich sogar ein, eine Nachfahrin der Pharaonen zu sein, und versuchte, den Geist von Isis in sich aufzunehmen. Versteht sich von selbst, dass sie qualvoll starb.«
    Er grinste mich an, als wäre das extrem lustig. Ich gab mir Mühe, nicht völlig verängstigt auszusehen.
    Die pure Menge und die Vielfalt der Mumien beeindruckten mich. Manche waren in echtes Gold eingewickelt. Ihre Porträts waren so lebensecht, dass uns ihre Augen zu folgen schienen, als wir vorbeiliefen. Sie lagen auf kunstvoll gearbeiteten Platten und waren von Kostbarkeiten umgeben: Schmuck, Vasen, sogar einigen Uschebti. Andere Mumien hingegen sahen aus, als hätten Vorschulkinder sie im Kunstunterricht gebastelt. Sie waren grob eingewickelt, mit unbeholfenen Hieroglyphen und kleinen Götterstrichmännchen bemalt. Ihre Porträts entsprachen ungefähr meinen Malkünsten – die unterirdisch sind. Ihre Körper waren in Dreierreihen in flache Nischen gestopft oder einfach in den Ecken des Raums aufeinandergestapelt.
    Als ich mich nach ihnen erkundigte, reagierte Mad Claude geringschätzig. »Einfache Leute. Emporkömmlinge. Hatten kein Geld für Künstler und Begräbnisrituale, also haben sie es mit der Do-it-yourself-Methode probiert.«
    Ich sah mir eine Mumie in meiner Nähe an, ihr Gesicht war ein grob mit den Fingern gemaltes Bild. Ob es ihre trauernden Kinder angefertigt hatten? Als letztes Geschenk an ihre Mutter? Trotz der miserablen Qualität fand ich es eher rührend. Sie hatten kein Geld und keine künstlerische Begabung, aber sie hatten sich die größte Mühe gegeben, sie liebevoll ins Jenseits zu schicken. Wenn ich Anubis das nächste Mal sah, würde ich ihn danach fragen. Eine solche Frau verdiente eine Chance auf Glück in der nächsten Welt, auch wenn sie nicht dafür zahlen konnte. Wir müssen den Snobismus auf dieser Welt ja nicht auch noch ins Jenseits exportieren.
    Walt folgte uns schweigend. Er leuchtete mit seiner Lampe die eine oder andere Mumie an, als grüble er über jedes Schicksal nach. Was er wohl von King Tut dachte, seinem berühmten Vorfahren, dessen Grab sich in einer ganz ähnlichen Höhle wie dieser befunden hatte?
    Nach weiteren langen Tunneln und vollgestopften Räumen erreichten wir eine Grabkammer, die eindeutig sehr viel älter war. Die Wandmalereien waren verblasst, sahen aber eher original ägyptisch aus, es gab seitwärts laufende Menschen und Hieroglyphen, die tatsächlich Wörter bildeten, statt nur als Dekoration zu dienen. Statt realistischer Porträts hatten diese Mumien die typischen großen Augen und lächelnden Gesichter, die ich von den meisten ägyptischen Totenmasken kannte. Ein paar waren zu Staub zerfallen. Andere lagen in Steinsarkophagen.
    »Einheimische«, bestätigte Mad Claude. »Ägyptische Adlige aus der Zeit vor der Machtergreifung Roms. Das, was ihr sucht, sollte sich irgendwo hier in der Nähe befinden.«
    Ich ließ meinen Blick über den Raum gleiten. Der einzige andere Ausgang war von Felsbrocken und Schutt versperrt. Während Walt sich auf die Suche machte, erinnerte ich mich an das, was Bes gesagt hatte – dass mir die ersten zwei Rollen möglicherweise dabei helfen würden, die dritte zu finden. Ich nahm sie aus meiner Tasche und hoffte, sie würden mir wie eine Wünschelrute den Weg zeigen. Aber nichts passierte.
    Von der anderen Seite des Raums rief Walt: »Was ist das?«
    Er stand vor einer Art Schrein – einer Wandnische, in der die Statue eines Mannes stand, ebenfalls wie eine Mumie eingewickelt. Die Figur war aus Holz geschnitzt und mit Juwelen und Edelmetallen verziert, alles schimmerte im Taschenlampenlicht wie Perlmutt. Er hielt einen goldenen Zauberstab mit einem silbernen Djed -Pfeiler auf der Spitze. Um ihn herum

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