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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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vielmehr eine Verbindung zu Isis. Ich erinnerte mich an den Augenblick, als sie den Sarg ihres Ehemannes fand, der mit dem Stamm einer Zypresse verwachsen war. In ihrer Wut und Verzweiflung hatte sie den Baum auseinandergesprengt. Ich kanalisierte diese Gefühle und deutete auf den Stein. »Ha-di!«
    Die gute Nachricht: Der Zauberspruch funktionierte sogar noch besser als in Sankt Petersburg. Die Hieroglyphe leuchtete an der Spitze meines Zauberstabes und der Stein wurde in Stücke gesprengt, darunter kam ein dunkles Loch zum Vorschein.
    Die schlechte Nachricht: Die Steinplatte war nicht das Einzige, was ich zerstörte. Rings um das Loch begann der Boden einzubrechen. Je mehr Steine in die Grube fielen, umso weiter wichen Walt und ich zurück; mir wurde klar, dass ich gerade die komplette Decke eines unterirdischen Raums zum Einsturz gebracht hatte. Der Krater wurde immer größer und erreichte schließlich die Stützpfeiler des Wassertanks. Der gesamte Wasserturm begann zu knarren und zu schwanken.
    »Lauf!«, schrie Walt.
    Wir blieben erst stehen, als wir uns in dreißig Metern Entfernung hinter eine Palme geduckt hatten. Der Wasserturm platzte an hundert unterschiedlichen Stellen, schwankte wie ein Betrunkener vor und zurück, schließlich kippte er in unsere Richtung und barst. Das Wasser durchnässte uns von Kopf bis Fuß und ergoss sich als Flut zwischen die Palmenreihen.
    Der Lärm war ohrenbetäubend, man hörte ihn bestimmt in der ganzen Oase.
    »Ups« , sagte ich.
    Walt sah mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle. Vermutlich war ich schuldig im Sinne der Anklage. Es ist einfach so verdammt verlockend, Dinge in die Luft zu jagen, findet ihr nicht?
    Wir rannten zum Sadie-Kane-Gedenkkrater. Er hatte mittlerweile die Größe eines Swimmingpools. In fünf Metern Tiefe lagen unter einem Haufen Sand und Steinbrocken Mumien aufgereiht, allesamt in goldene Tücher gewickelt und auf Steinplatten aufgebahrt. Es stand zu befürchten, dass die Mumien nun platt gedrückt waren, ihre leuchtende rote, blaue und goldene Bemalung war aber noch zu erkennen.
    »Goldene Mumien.« Walt sah verängstigt aus. »Ein Teil der Grabanlage, die bisher noch nicht ausgegraben worden ist. Du hast gerade –«
    »Ich sagte bereits ups . Jetzt hilf mir lieber da runter, bevor der Besitzer dieses Wasserturms mit einer Schrotflinte auftaucht.«

16.
    … aber lange nicht so fies wie Römer
    Aus Gründen der Fairness sollte erwähnt werden, dass die Mumien in diesem einen Raum durch die Feuchtigkeit aus dem undichten Wasserturm sowieso schon größtenteils beschädigt waren. Jedenfalls, wer richtig bestialisch stinkende Mumien will, sollte einfach eine Ladung Wasser darüberkippen.
    Wir kletterten über die Trümmer und stießen auf einen Gang, der tiefer nach unten führte. Er schlängelte sich gut vierzig Meter durch massiven Stein, bevor er in einer weiteren Grabkammer endete. In diesem Raum waren keine Wasserschäden. Alles war erstaunlich gut erhalten. Walt hatte Taschenlampen dabei und im schwachen Licht glitzerten golden bemalte Mumien auf Steinplatten und in Wandnischen. Allein in diesem Raum gab es mindestens hundert davon und es zweigten noch weitere Gänge in jede Richtung ab.
    Walt richtete seine Lampe auf drei Mumien, die in der Mitte auf einem Podest lagen. Ihre Körper waren vollständig in Leinen gehüllt, was sie eher wie Kegel aussehen ließ. Ihr Abbild war mit akribischer Genauigkeit auf das Leinen gemalt – die Hände waren vor der Brust verschränkt, Juwelen schmückten ihren Hals, sie trugen ägyptische Schurze und Sandalen und ringsherum waren eine Unmenge schützender Hieroglyphen und Götterbilder zu sehen. All dies war typisch ägyptisches Kunsthandwerk, ihre Gesichter waren jedoch auf völlig andere Art dargestellt – es waren realistische Porträts, die aussahen, als wären sie einfach auf die Köpfe der Mumien kopiert worden. Links lag ein Mann mit einem schmalen, bärtigen Gesicht und traurigen dunklen Augen. Rechts eine wunderschöne Frau mit lockigem rotbraunem Haar. Was mir wirklich zu Herzen ging, war die Mumie in der Mitte. Ihr Körper war winzig – offenbar ein Kind. Das Porträt stellte einen Jungen von ungefähr sieben Jahren dar. Er hatte die Augen des Mannes und die Haare der Frau.
    »Eine Familie«, vermutete Walt. »Zusammen begraben.«
    Unter dem rechten Ellbogen des Kindes steckte irgendetwas – ein kleines Holzpferd, vielleicht sein Lieblingsspielzeug. Obwohl diese Familie seit

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