Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron
ägyptischer Tradition bestattet. Einheimische Bräuche, einheimische Priester, Mumifizierung der Körper für das nächste Leben et cetera. Wir glaubten, wir hätten alles richtig gemacht – zwei Religionen, die doppelte Absicherung. Das Problem war, ihr dämlichen ägyptischen Priester hattet keine Ahnung mehr von eurem Job! Als wir Römer kamen, war das meiste eures magischen Wissens bereits verloren gegangen. Aber habt ihr uns das etwa verraten? Nein! Ihr habt freudestrahlend unsere Münzen genommen und dann Pfusch abgeliefert.«
»Ah.« Ich rückte noch ein bisschen mehr von Mad Claude ab, der mittlerweile ziemlich bedrohlich leuchtete. »Bestimmt hat das Lebenshaus eine Kundendienstnummer für dieses Problem –«
»Man darf diese ägyptischen Rituale nicht halbherzig durchführen«, brummte er. »Deshalb endeten wir mit mumifizierten Körpern, an denen unsere Seelen ewig festgebunden waren, und keiner ist der Sache nachgegangen! Keiner sprach die Gebete, um uns ins nächste Leben zu helfen. Keiner brachte Opfergaben, um unsere Bau zu nähren. Habt ihr eine Vorstellung, wie hungrig ich bin?«
»Wir haben etwas Trockenfleisch dabei«, bot Walt an.
»Wir konnten nicht wie ordentliche Römer in Plutos Reich eintreten«, fuhr Mad Claude fort, »denn unsere Körper waren für ein anderes Jenseits vorbereitet. Wir konnten aber auch nicht in die Duat, weil wir keine anständige ägyptische Bestattung erhalten hatten. Unsere Seelen saßen hier fest, an diese Körper gebunden. Habt ihr einen blassen Schimmer davon, wie stinklangweilig es hier unten ist?«
»Wenn du also ein Ba bist«, fragte ich, »warum hast du dann keinen Vogelkörper?«
»Hab ich dir doch schon erklärt! Bei uns ist alles durcheinander, wir sind keine richtigen römischen Geister, keine ordentlichen Bau . Glaub mir, wenn ich Flügel hätte, würde ich hier rausfliegen! Übrigens, welches Jahr haben wir eigentlich gerade? Wer ist gerade Kaiser?«
»Oh, sein Name lautet –« Walt hustete, dann sagte er schnell: »Weißt du was, Claude, wir können dir bestimmt helfen.«
»Können wir das?«, fragte ich. »Aber klar, können wir!«
Walt nickte ermutigend. »Die Sache ist bloß die, wir müssen zuerst etwas finden.«
»Eine Schriftrolle«, warf ich ein. »Einen Teil der Sonnenlitanei.«
Claude kratzte sich die stattlichen Hängebacken. »Und diese Rolle wird euch dabei helfen, unsere Seelen ins nächste Leben zu schicken?«
»Na ja …«, sagte ich.
»Ja«, versicherte Walt.
»Vielleicht«, sagte ich. »Sicher wissen wir das erst, wenn wir die Rolle finden. Angeblich kann sie Re aufwecken, was wiederum den ägyptischen Göttern helfen wird. Ich glaube, es wird eure Chancen, ins Jenseits zu kommen, erhöhen. Außerdem verstehe ich mich ganz gut mit den ägyptischen Göttern. Ab und zu kommen sie zum Tee vorbei. Wenn du uns hilfst, könnte ich ein gutes Wort für euch einlegen.«
Ehrlich gesagt hatte ich mir einfach irgendwas ausgedacht. Das wird euch zwar sicher überraschen, aber manchmal fange ich zu quasseln an, wenn ich nervös bin.
[Ach, da gibt es überhaupt nichts zu lachen, Carter.]
Jedenfalls wurde Mad Claudes Gesichtsausdruck durchtriebener. Er musterte uns, als überprüfe er unsere Bankkonten. Ob das Römische Reich wohl Streitwagenvertreter hatte und ob Mad Claude einer von ihnen gewesen war? Ich stellte ihn mir in einer billigen Schottenmustertoga vor: Ich muss von allen guten Geistern verlassen sein, Streitwagen zu diesem Preis zu verkaufen!
»Verstehst dich also prächtig mit den ägyptischen Göttern«, wiederholte er nachdenklich. »Ein gutes Wort einlegen, sagst du.«
Dann wandte er sich an Walt. Claudes Gesichtsausdruck war so berechnend, so eifrig, dass ich Gänsehaut bekam. »Wenn die Schriftrolle, die ihr sucht, sehr alt ist, dann befindet sie sich bestimmt in den ältesten Teilen der Katakomben. Wisst ihr, dort wurden, lange bevor wir Römer kamen, einige Einheimische begraben. Ihre Bau sind mittlerweile alle weitergezogen. Sie haben es problemlos in die Duat geschafft. Ihre Grabstätten sind jedoch noch unberührt, ein Haufen Relikte und so.«
»Würdest du uns das zeigen?«, fragte Walt mit wesentlich mehr Enthusiasmus, als ich hätte aufbringen können.
»Na klar.« Mad Claude schenkte uns sein schönstes Gebrauchtstreitwagenverkäufer-Lächeln. »Und später unterhalten wir uns über eine angemessene Bezahlung, ja? Kommt, Freunde. Es ist nicht weit.«
Merke: Wenn ein Geist anbietet, einen tiefer in
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