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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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unsterbliches Wesen überhaupt altersschwach werden? Darauf konnte mir niemand eine vernünftige Antwort geben.
    Amos und Carter blickten zu Bastet, schließlich war sie die einzige anwesende ägyptische Göttin.
    Stirnrunzelnd betrachtete sie ihr Katzenfutter, das sie noch nicht angerührt hatte. »Re ist der Sonnengott. In alten Zeiten alterte er, wie der Tag alterte, doch in der folgenden Nacht segelte er auf seinem Boot durch die Duat und wurde am Morgen bei Sonnenaufgang wiedergeboren.«
    »Aber die Sonne wird nicht wiedergeboren«, warf ich ein. »Es ist bloß die Rotation der Erde –«
    »Sadie«, warnte Bastet.
    Jaja. Mythos und Wissenschaft waren beide wahr – es waren bloß zwei unterschiedliche Versionen derselben Wahrheit, bla, bla, bla. Den Spruch hatte ich schon hundertmal gehört.
    Bastet deutete auf die Papyrusrolle, die ich neben meine Teetasse gelegt hatte. »Als Re seine Reise einstellte, zerbrach der Kreislauf und Re verblasste zu dauerhaftem Zwielicht – jedenfalls denken wir uns das so. Er glaubte für immer zu schlafen. Doch falls ihr ihn in der Duat findet – und das ist ein großes falls  –, dann kann er mit der richtigen Zauberformel vielleicht zurückgebracht und wiedergeboren werden. Und wie das gehen könnte, beschreibt die Sonnenlitanei. Res Priester haben das Buch vor langer Zeit geschrieben, es in drei Teile geteilt und versteckt. Es darf nur benutzt werden, wenn der Weltuntergang bevorsteht.«
    »Wenn … der Weltuntergang bevorsteht?«, echote Clio. »Willst du damit sagen, dass Apophis … tatsächlich die Sonne verschlingen wird?«
    Walt sah mich an. »Ist das möglich? In eurer Geschichte über die rote Pyramide habt ihr behauptet, dass Apophis hinter Seths Plan steckte, Nordamerika zu vernichten. Er wollte so viel Chaos wie möglich verursachen, damit er aus seinem Kerker ausbrechen kann.«
    Ich schauderte, als ich mich an die Erscheinung erinnerte, die am Himmel über Washington, D. C., aufgetaucht war: eine riesenhafte, sich windende Schlange.
    »Apophis ist das eigentliche Problem«, stimmte ich zu. »Wir konnten ihn ein Mal aufhalten, aber sein Gefängnis wird immer schwächer. Falls ihm die Flucht gelingt –«
    »Sie wird ihm gelingen«, sagte Carter. »In vier Tagen. Es sei denn, wir halten ihn auf. Sonst wird er die Zivilisation zerstören – alles, was die Menschen seit dem Aufstieg Ägyptens erschaffen haben.«
    Über den Frühstückstisch legte sich eisige Kälte.
    Carter und ich hatten natürlich unter vier Augen über die Vier-Tage-Frist geredet. Horus und Isis hatten es ebenfalls mit uns diskutiert. Doch da schien es eher eine schreckliche Möglichkeit als absolute Gewissheit zu sein. Nun klang Carter völlig überzeugt. Ich betrachtete sein Gesicht und mir wurde klar, dass er in der Nacht zuvor etwas gesehen hatte – vielleicht hatte er eine Vision gehabt, die noch schrecklicher war als meine. Sein Gesichtsausdruck sagte: Nicht hier. Ich erzähl es dir später .
    Bastet grub ihre Krallen in den Esstisch. Sie musste in das Geheimnis – was immer es war – eingeweiht sein.
    Am anderen Ende des Tischs zählte Felix an den Fingern ab. »Warum vier Tage? Was ist denn so Besonderes am … äh, einundzwanzigsten März?«
    »Die Frühlings-Tagundnachtgleiche«, erklärte Bastet. »Ein machtvoller Zeitpunkt für Zauberei. Tag und Nacht sind genau gleich lang, das bedeutet, die Kräfte des Chaos und der Maat lassen sich leicht in die eine oder andere Richtung beeinflussen. Es ist der perfekte Zeitpunkt, um Re zu wecken. Genau genommen ist es unsere einzige Chance vor der Herbst-Tagundnachtgleiche in sechs Monaten. Aber so lange können wir nicht warten.«
    »Denn unglücklicherweise«, fügte Amos hinzu, »ist die Tagundnachtgleiche auch der perfekte Zeitpunkt für Apophis, um aus seinem Kerker auszubrechen und in die Welt der Sterblichen einzudringen. Ihr könnt sicher sein, dass seine Schergen bereits daran arbeiten. Laut unserer Quellen unter den Göttern wird es Apophis gelingen. Und deswegen müssen wir schneller sein und Re aufwecken.«
    Ich hatte das alles schon früher gehört, doch vor all unseren Auszubildenden offen darüber zu diskutieren und ihre entsetzten Gesichter zu sehen, ließ alles viel wirklicher erscheinen.
    Ich räusperte mich. »Genau … wenn Apophis also ausbricht, wird er versuchen, Maat zu zerstören, die Ordnung des Universums. Er wird die Sonne verschlingen, die Erde in ewige Dunkelheit hüllen und auch anderweitig dafür

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