Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron
Tisch – vielleicht eine Schutzhieroglyphe. »Der drittmächtigste Magier der Welt. Er ist außerdem einer der stärksten Unterstützer von Desjardins. Er leitet den Achtzehnten Nomos in Russland.«
Bastet fauchte. Da sie eine Katze war, konnte sie das ziemlich gut. »Wlad der Inhalator. Er hat einen fiesen Ruf.«
Mir fielen wieder seine verwüsteten Augen und die keuchende Stimme ein. »Was ist mit seinem Gesicht passiert?«
Bastet wollte gerade antworten, doch Amos fiel ihr ins Wort: »Sei dir einfach bewusst, dass er ziemlich gefährlich ist«, warnte er. »Wlads größtes Talent besteht darin, abtrünnige Magier zum Schweigen zu bringen.«
»Soll das heißen, er ist ein Mörder?«, fragte ich. »Toll. Desjardins hat ihm gerade die Erlaubnis erteilt, Carter und mich zu jagen, falls wir Brooklyn verlassen.«
»Was sich nicht vermeiden lässt«, sagte Bastet, »wenn ihr die beiden anderen Teile der Sonnenlitanei suchen wollt. Euch bleiben nur vier Tage.«
»Ja«, murmelte ich, »das hast du, glaube ich, schon erwähnt. Du begleitest uns doch, oder?«
Bastet schielte auf ihr Katzenfutter. »Sadie …« Es klang kläglich. »Carter und ich haben uns unterhalten und … na ja, einer muss den Kerker von Apophis im Auge behalten. Wir müssen wissen, was vor sich geht, ob er bersten wird und ob es eine Möglichkeit gibt, das zu verhindern. Da muss jemand ganz nah dran sein.«
Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. »Du gehst dorthin zurück ? Nach allem, was meine Eltern auf sich genommen haben, um dich zu befreien?«
»Ich werde mich dem Kerker nur von außen nähern«, versprach sie. »Ganz vorsichtig. Mich anzuschleichen liegt mir immerhin im Blut. Außerdem bin ich die Einzige, die in der Lage ist, seine Zelle zu finden. Für einen Menschen wäre dieser Teil der Duat auch tödlich. Ich – ich muss das tun.«
Ihre Stimme bebte. Sie hatte mir einmal erzählt, dass Katzen nicht tapfer waren, doch dass sie in ihr altes Gefängnis zurückgehen würde, kam mir ziemlich mutig vor.
»Ich werde euch nicht schutzlos zurücklassen«, versprach sie. »Ich habe da … einen Freund. Er sollte morgen aus der Duat eintreffen. Ich hab ihn gebeten, euch zu beschützen.«
»Einen Freund?«, fragte ich.
Bastet wand sich. »Na ja … so was Ähnliches.«
Das klang nicht gerade ermutigend.
Ich blickte an meinen Straßenkleidern herunter. Ich hatte einen sauren Geschmack im Mund. Carter und ich mussten uns auf die Suche nach den beiden anderen Teilen der Sonnenlitanei begeben und es war unwahrscheinlich, dass wir lebend zurückkehren würden. Noch mehr Verantwortung auf meinen Schultern, noch eine unzumutbare Forderung an mich, mein Leben für das Wohl aller anderen zu opfern. Was für ein toller Geburtstag!
Cheops rülpste und schob seinen leeren Teller beiseite. Er entblößte die Reißzähne, an denen Jell-O klebte, als wolle er sagen: Prima, dann ist das geklärt! Schönes Frühstück noch!
»Ich packe meine Sachen«, sagte Carter. »In einer Stunde können wir los.«
»Nein«, erwiderte ich. Ich weiß nicht, wer überraschter war – mein Bruder oder ich.
»Nein?«, fragte Carter.
»Es ist mein Geburtstag«, sagte ich und wahrscheinlich klang ich wie ein siebenjähriges quengeliges Gör– aber das war mir in diesem Moment egal.
Die Auszubildenden schauten mich erstaunt an. Einige wünschten mir alles Gute. Cheops bot mir seine leere Jell-O-Schale als Geschenk an. Felix begann halbherzig, »Happy Birthday« zu singen, doch als niemand einstimmte, gab er auf.
»Bastet hat gesagt, ihr Freund kommt erst morgen«, fuhr ich fort. »Amos hat gesagt, Desjardins wird Zeit brauchen, um irgendeinen Angriff vorzubereiten. Außerdem habe ich meinen Ausflug nach London seit Ewigkeiten geplant. Ich werde mir doch wohl mal einen verdammten Tag freinehmen können, bevor die Welt untergeht.«
Die anderen starrten mich an. War ich egoistisch? Und wennschon. Unverantwortlich? Vielleicht. Warum wollte ich unbedingt auf den Tisch hauen?
Vielleicht schockiert euch das, aber ich hasse es, wenn man mir Vorschriften macht. Carter bestimmte, was wir tun würden, doch wie üblich hatte er mir nur die Hälfte erzählt. Er hatte sich offenbar schon mit Amos und Bastet beraten und einen Schlachtplan entworfen. Ohne mich auch nur zu fragen, hatten die drei alles entschieden. Meine einzige treue Gefährtin, Bastet, ließ mich im Stich, um sich auf eine schrecklich gefährliche Mission zu begeben. Und ich sollte an meinem
Weitere Kostenlose Bücher