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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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aber ich werde kein Risiko eingehen.]
    Ich hielt die Wachsstatuette in die Höhe und sprach Carters geheimen Namen. Auf der Stelle wich das Gift aus seinen Adern. Die Wachsfigur färbte sich grün und schmolz in meinen Händen. Carters Fieber ließ nach. Er zitterte, holte tief Luft und öffnete die Augen.
    »Brav«, sagte ich streng. »Komm bloß nie wieder auf die Idee, auf einem verdammten Schlangenmonster zu reiten!«
    »Entschuldigung …«, krächzte er. »Hast du gerade –?«
    »Ja.«
    »Mit Hilfe meines geheimen Namens –?«
    »Ja.«
    »Und all meine Geheimnisse –?«
    »Ja.«
    Er stöhnte und hielt sich die Hände vors Gesicht, als wolle er gleich wieder ins Koma fallen; aber ehrlich, ich hatte überhaupt nicht vor, ihn aufzuziehen. Es gibt einen Unterschied, ob man seinen Bruder auf seinen Platz verweisen oder ob man ihn piesacken will. Und ich wollte ihn nicht piesacken. Außerdem schämte ich mich ein bisschen, nachdem ich in die dunkelsten Winkel in Carters Kopf geblickt hatte. Vielleicht empfand ich sogar Respekt. Da war ja wirklich nicht viel. Verglichen mit meinen Ängsten und peinlichen Geheimnissen – oje. Er war harmlos . Ich hoffte, dass sich unsere Lage nie umkehren würde und er mich heilen müsste.
    Bes kam mit Lenins Kopf unter dem Arm auf uns zu. Er hatte offensichtlich ein bisschen daran herumgeknabbert, Lenin war das Opfer einer frontalen Schokolobotomie geworden – seine Stirn fehlte.
    »Gute Arbeit, Sadie!« Er brach Lenins Nase ab und bot sie Carter an. »Hier, Kleiner. Die hast du dir verdient.«
    Carter sah ihn fragend an. »Hat Schokolade eine heilende Wirkung?«
    Bes schnaubte. »Wenn dem so wäre, dann müsste ich der gesündeste Zwerg der Welt sein. Nee. Es schmeckt einfach gut.«
    »Und du musst wirklich zu Kräften kommen«, fügte ich hinzu. »Es gibt eine Menge zu bereden.«
    Trotz der bedrohlich knappen Frist – von morgen an waren es noch zwei Tage bis zur Frühlings-Tagundnachtgleiche und zum Weltuntergang – bestand Bes darauf, dass wir uns bis zum nächsten Morgen ausruhten. Er warnte uns, dass Carter durchaus sterben konnte, wenn er sich so kurz nach einer Vergiftung körperlich oder magisch überanstrengte.
    Schon wieder Zeit zu opfern machte mich ziemlich nervös, aber nach dem ganzen Stress bei der Wiederbelebung meines Bruders wollte ich sein Leben nicht gleich wieder aufs Spiel setzen. Und ich muss zugeben, dass ich selbst auch nicht in viel besserer Verfassung war. Ich war magisch so ausgelaugt, dass ich es vermutlich nicht weiter als bis zur Veranda geschafft hätte.
    Bes rief den Concierge an und organisierte eine Shopping-Assistentin, die uns neue Klamotten und etwas zu essen aus der Stadt besorgen sollte. Ich weiß nicht genau, wie das arabische Wort für Springerstiefel lautet, die Einkaufsdame schaffte es jedenfalls, ein Paar neue aufzutreiben. Als sie uns die Sachen vorbeibrachte, wollte sie Carter die Stiefel geben und sah völlig schockiert aus, als Bes auf mich deutete. Ich bekam auch noch Haarfärbemittel, bequeme Jeans, ein Baumwolltop in Wüstentarnfarben und ein Kopftuch, das für ägyptische Frauen vermutlich der letzte Schrei war. Trotzdem beschloss ich, es nicht zu tragen, vermutlich würde es sich mit den neuen lila Strähnchen beißen, die ich mir so bald wie möglich färben wollte.
    Carter bekam Jeans, Stiefel, ein T-Shirt mit dem Aufdruck Eigentum der Alexandria University in Englisch und Arabisch. Offenbar stempelten ihn selbst Einkaufsberater sofort als totalen Nerd ab.
    Die Einkäuferin hatte es auch geschafft, ein paar Vorräte für unsere Zaubertaschen zu besorgen – Wachsstücke, Zwirn, sogar etwas Papyrus und Tinte –, obwohl ich bezweifelte, dass Bes ihr erklärt hatte, wozu wir diese Sachen brauchten.
    Nachdem sie gegangen war, bestellten Bes, Carter und ich noch mehr beim Zimmerservice. Wir setzten uns auf die Terrasse und ließen den Nachmittag an uns vorüberziehen. Die Brise vom Mittelmeer war kühl und angenehm. Zu unserer Linken erstreckte sich das moderne Alexandria, eine schräge Mischung aus Hochhäusern, schäbigen, zerfallenden Gebäuden und antiken Ruinen. Die Küstenstraße war von Palmen gesäumt und – vom BMW bis zum Esel – mit allen möglichen Fahrzeugen verstopft. Von unserer Penthouse Suite betrachtet sah alles ein bisschen unwirklich aus – die Energie der Stadt, das geschäftige Treiben und der Stau – und wir saßen auf unserer Veranda im Himmel und knabberten frisches Obst und die

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