Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron
Diskussion nichts bringen würde.
»Al-Hamrah Makan …«, wiederholte er. »Mein Arabisch ist nicht besonders. Aber Makan bedeutet rot.«
»Stimmt«, sagte Bes. »Und al-Hamrah bedeutet ›Sandfläche‹.«
Carter bekam große Augen. »Roter Sand! Die Stimme im Brooklyn Museum hat behauptet, Zia schlafe im Roten Sand.« Er warf mir einen flehentlichen Blick zu. »Sadie, es sind die Überreste ihres Heimatdorfes. Dort hat Iskander sie versteckt. Wir müssen sie finden.«
Einfach so: Das Ende der Welt ist jetzt nicht wichtig. Wir müssen Zia finden.
Ich hätte auf mehrere Dinge hinweisen können: Er verließ sich auf das Wort eines bösen Geistes, aus dem womöglich Apophis sprach. Wenn Apophis wusste, wo Zia versteckt war, warum sollte er uns das erzählen, es sei denn, er wollte uns aufhalten und ablenken? Und wenn er wollte, dass Zia starb, warum hatte er sie nicht schon längst umgebracht? Außerdem hatte uns Seth den Namen al-Hamrah Makan verraten. Seth hatte nie Gutes im Sinn. Er legte es eindeutig darauf an, uns zu entzweien. Und überhaupt: Selbst wenn wir den Namen des Dorfes kannten, bedeutete das noch lange nicht, dass wir es auch finden würden. Der Ort war vor mehr als einem Jahrzehnt ausgelöscht worden.
Doch als ich Carter ansah, wusste ich, dass er vernünftigen Argumenten nicht zugänglich sein würde. Es war keine Entscheidung der Vernunft. Er sah eine Chance, Zia zu retten, und er würde sie ergreifen.
Ich sagte bloß: »Es ist keine gute Idee.« Und ja, es fühlte sich ziemlich seltsam an, gezwungenermaßen den vernünftigen Geschwisterteil zu spielen.
Carter wandte sich an Bes. »Kannst du dieses Dorf finden?«
Der Zwergengott zupfte an seinem Hawaiihemd herum. »Vielleicht, aber das würde dauern. Ihr habt noch etwas mehr als zwei Tage. Die Frühlings-Tagundnachtgleiche beginnt übermorgen bei Sonnenuntergang. Nach Baharija braucht ihr einen ganzen Tag. Um dieses zerstörte Dorf zu finden, ohne weiteres noch einen – und wenn es am Nil liegt, ist es genau die entgegengesetzte Richtung. Habt ihr die Sonnenlitanei an euch genommen, müsst ihr mindestens noch einen weiteren Tag einrechnen, um herauszufinden, wie ihr sie einsetzen müsst. Um Re aufzuwecken, müsst ihr garantiert einen Ausflug in die Duat machen, wo sich Zeit nie genau einschätzen lässt. Ihr müsstet an der Frühlings-Tagundnachtgleiche bei Sonnenaufgang wieder mit Re zurück sein –«
»Wir haben nicht genug Zeit«, fasste ich zusammen. »Entweder die Sonnenlitanei oder Zia.«
Warum setzte ich Carter unter Druck, obwohl ich bereits wusste, wie seine Antwort lauten würde?
»Ich kann sie nicht im Stich lassen.« Er sah zur Sonne, die sich gerade dem Horizont näherte. »Sie wird eine Rolle spielen, Sadie. Ich weiß nicht, welche – aber Zia ist wichtig. Wir dürfen sie nicht verlieren.«
Ich wartete. Es lag auf der Hand, was passieren musste, doch Carter würde es nicht aussprechen.
Ich holte tief Luft. »Wir werden uns aufteilen müssen. Du suchst mit Bes nach Zia und ich mache mich auf die Suche nach der Schriftrolle.«
Bes hustete. »Wenn wir schon von schlechten Ideen reden …«
Carter konnte mir nicht in die Augen sehen. Ich wusste, dass ich ihm wichtig war. Er wollte mich nicht loswerden, aber ich spürte seine Erleichterung. Er wollte von seinen Pflichten erlöst werden, um nach Zia zu suchen. »Du hast mir das Leben gerettet«, sagte er. »Ich kann dich nicht allein in die Wüste gehen lassen.«
Ich löste meine Halskette mit dem Schen -Amulett. »Ich werde nicht allein gehen. Walt hat seine Hilfe angeboten.«
»Er darf nicht«, erklärte Bes.
»Aber du wirst mir nicht verraten, warum«, sagte ich.
»Ich –« Bes zögerte. »Weißt du, ich habe Bastet versprochen, auf euch aufzupassen und dafür zu sorgen, dass euch nichts passiert.«
»Und ich erwarte von dir, dass du sehr gut auf Carter aufpasst. Er braucht dich, um dieses Dorf zu finden. Was mich anbelangt, Walt und ich kommen schon klar.«
»Aber –«
»Was immer Walts verdammtes Geheimnis ist, wovor auch immer du ihn zu schützen versuchst, es macht ihn unglücklich. Er will uns helfen. Und ich werde ihn helfen lassen.«
Der Zwerg warf mir einen finsteren Blick zu; vielleicht fragte er sich, ob er die Diskussion mit einem BUH !-Brüller für sich entscheiden könnte. Aber vermutlich war ihm klar, dass ich zu stur bin.
Er seufzte resigniert. »Zwei Jugendliche, die allein durch Ägypten reisen … ein Junge und ein Mädchen. Das
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