Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
Vom Netzwerk:
Altstadt und die liegt in neun Metern Tiefe vor der Küste.«
    »Und dieses Haus? Ist offensichtlich ein Luxushotel, aber wie hast du –?«
    »Penthouse Suite, Four Seasons Alexandria.« Es schien ihm etwas peinlich zu sein. »Die Menschen in Ägypten erinnern sich immer noch an die alten Götter, selbst wenn sie es nicht zugeben. Da ich damals beliebt war, kann ich bei Bedarf um Gefälligkeiten bitten. Mit etwas mehr Zeit hätte ich uns eine Privatvilla organisieren können. Tut mir leid«
    »Was fällt dir ein?«, sagte ich. »Uns in einem 5-Sterne-Hotel unterzubringen! Warum kümmerst du dich jetzt nicht lieber darum, dass wir ungestört bleiben, während ich Carter heile?«
    Ich schnappte mir die Wachsstatuette, die Jaz mir gegeben hatte, dann kniete ich mich neben meinen Bruder. Die Figur war in meiner Tasche zerdrückt worden. Aber Carter sah ja mittlerweile auch etwas lädiert aus. Hoffentlich funktionierte die magische Verbindung noch.
    »Carter«, sagte ich. »Ich werde dich gesund machen. Aber ich brauche deine Hilfe.«
    Ich legte die Hand auf seine fieberheiße Stirn. Jetzt verstand ich, warum Jaz mir als Ren erschienen war, als der Teil der Seele, der ihren Namen repräsentierte. Ich wusste, warum sie mir die Vision von Isis und Re gezeigt hatte.
    Du bist ganz nah dran, Sadie , hatte sie gesagt.
    Ich hatte noch nie zuvor darüber nachgedacht, aber der Ren war das Gleiche wie der geheime Name. Er war mehr als nur ein besonderes Wort. Der geheime Name repräsentiert die finstersten Gedanken, die peinlichsten Augenblicke, die größten Träume, die tiefsten Ängste, alles zusammengepackt. Er ist die Summe der Erfahrungen, selbst solcher, die man immer für sich behalten wollte. Der geheime Name macht einen zu dem, was man ist.
    Deshalb hat ein geheimer Name solche Macht. Deshalb reichte es auch nicht, jemanden einfach einen geheimen Namen nennen zu hören, denn damit wusste man noch nicht, wie man ihn aussprach. Man musste die betreffende Person kennen und ihr Leben verstehen. Je besser man die Person verstand, umso mehr Kraft enthielt ihr Name. Man kann einen geheimen Namen nur von dem Betreffenden selbst erfahren – oder der Person, die seinem Herzen am nächsten steht.
    Für mich – der Himmel möge mir helfen – war Carter diese Person.
    Carter , dachte ich. Wie lautet dein geheimer Name?
    Selbst im kranken Zustand leistete mir sein Geist Widerstand. Seinen geheimen Namen rückt man eben nicht einfach so heraus. Jeder Mensch hatte einen, genau wie jeder Gott; doch die meisten Menschen lebten, ohne das zu wissen, denn sie fassten ihr Innerstes nie in Worte. Verständlich, klar. Versucht mal, eure ganze Existenz in fünf Wörtern oder weniger zusammenzufassen. Nicht gerade einfach, oder?
    »Du schaffst das«, murmelte ich. »Du bist mein Bruder. Ich liebe dich. Jede peinliche Kleinigkeit, jede nervende Kleinigkeit, die dich vermutlich ausmacht – Tausende Zias würden vielleicht davonlaufen, wenn sie die Wahrheit wüssten. Aber ich nicht. Ich werde trotzdem hier sein. Jetzt verrate mir deinen Namen, du Obertrottel, damit ich dir das Leben retten kann.«
    Meine Hand auf seiner Stirn kribbelte. Sein Leben floss durch meine Finger – schemenhafte Erinnerungen aus unserer Kindheit, als wir mit unseren Eltern in Los Angeles lebten. Ich sah die Party an meinem sechsten Geburtstag und die explodierende Torte. Ich sah unsere Mutter, als sie uns aus einem wissenschaftlichen Lehrbuch Gutenachtgeschichten vorlas; unseren Dad, wenn er Jazzplatten auflegte und mit mir durchs Zimmer tanzte, während sich Carter die Ohren zuhielt und brüllte: »Dad!« Ich sah auch Momente, die ich nicht mit meinem Bruder geteilt hatte: Carter und Dad während eines Tumults in Paris; Carter und Zia, die sich im Ersten Nomos bei Kerzenlicht unterhielten; Carter allein in der Bibliothek im Brooklyn House, wo er sein Horusauge anstarrte und gegen die Versuchung ankämpfte, wieder die Macht eines Gottes in Anspruch zu nehmen. Davon hatte er mir nie erzählt, aber ich war erleichtert. Ich hatte immer geglaubt, nur ich würde diese Versuchung spüren.
    Allmählich wurde Carter ruhiger. Seine schlimmsten Ängste flossen durch mich hindurch, seine allerpeinlichsten Geheimnisse. Als das Gift sein Herz packte, schwanden seine Kräfte. Mit seinem letzten bisschen Willenskraft verriet er mir seinen Namen.
    [Ich werde euch natürlich nicht verraten, wie er lautet. Da ihr ihn auf Band hört, könntet ihr zwar sowieso nichts damit anfangen,

Weitere Kostenlose Bücher