Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange
unglaublichen Jonglierkunststück immer wieder nach dem Seth-Avatar schleuderte und auffing, wenn sie in ihre Hände zurückkehrten. Ich hatte solche Messer schon einmal gesehen – Netjeri -Klingen aus meteorischem Eisen. Sie wurden vor allem für Bestattungsrituale verwandt, schienen aber auch als Waffen gut zu funktionieren. Jedes Mal, wenn sie zustachen, verletzten sie das sandige Fleisch des Avatars und zerschlissen ihn langsam. Während ich ihr beim Messerwerfen zusah, ballte sich die Wut in mir wie eine Faust. Irgendetwas sagte mir, dass Jacobi mit diesen Messern auch auf meinen russischen Freund eingestochen hatte, bevor sie ihn sterbend liegenließ.
Die anderen Rebellen waren mit ihren Angriffen nicht so erfolgreich, aber sie waren auf jeden Fall hartnäckig. Einige beschossen Seth mit Windböen oder Wasserstrahlen. Andere schleuderten Uschebti-Geschöpfe wie Riesenskorpione und Greife. Ein Fettsack verprügelte Amos mit Käsestücken. Ganz ehrlich, ich bin nicht sicher, ob ich einen Käsemeister für mein Spitzenkillerteam ausgesucht hätte, aber vielleicht wurde Sarah Jacobi bei ihren Kämpfen ja hungrig.
Seth schien sich blendend zu amüsieren. Der riesige rote Krieger rammte seinen Eisenzauberstab in Kwais Brust, dass dieser durch die Luft wirbelte. Einem anderen Magier versetzte er einen Tritt, dass dieser in die Vorhänge des Römischen Zeitalters flog, wo der arme Mann mit qualmenden Ohren zusammenbrach. Vielleicht gingen ihm zu viele Visionen von Togapartys durch den Kopf.
Seth zielte mit der freien Hand nach dem Käsemeister. Der fette Magier wurde von einem Sandsturm verschluckt und fing zu schreien an, doch ebenso schnell zog Seth seine Hand zurück. Der Sturm legte sich. Der Magier plumpste wie eine Stoffpuppe auf den Boden, bewusstlos, aber lebendig.
»Och, Mann!«, heulte der rote Krieger. »Komm schon, Amos, lass mich doch ein bisschen Spaß haben. Ich wollte ihm bloß die Haut in Streifen abziehen.«
Amos schien hoch konzentriert. Offensichtlich versuchte er mit aller Kraft, den Gott unter Kontrolle zu halten, aber Seth hatte noch viele andere Feinde, mit denen er spielen konnte.
»Der saß!« Der rote Gott schoss Blitze auf einen Steinsphinx und verwandelte ihn zu Staub. Unter irrem Gelächter verdrosch er Sarah Jacobi mit seinem Zauberstab. »Das macht Spaß, ihr kleinen Magier! Ist das alles, was ihr könnt?«
Ich bin nicht sicher, wie lange wir in der Türöffnung standen und den Kampf beobachteten. Es kann nicht länger als ein paar Sekunden gewesen sein, trotzdem kam es mir wie eine Ewigkeit vor.
Schließlich unterdrückte Jaz ein Schluchzen. »Amos … Seth hat wieder Besitz von ihm ergriffen.«
»Nein«, widersprach ich. »Nein, das hier ist etwas anderes! Amos hat alles unter Kontrolle.«
Unsere Initianden sahen mich ungläubig an. Ich verstand ihre Panik. Ich erinnerte mich besser als jeder andere daran, wie Seth meinen Onkel fast um den Verstand gebracht hatte. Es war schwer nachzuvollziehen, dass Amos die Kraft des roten Gottes wieder freiwillig in sich aufgenommen hatte. Trotzdem tat er das Unmögliche. Er war dabei zu gewinnen.
Doch selbst der Oberste Vorlesepriester konnte nicht lange so viel Kraft kanalisieren.
»Seht doch, was er tut!«, flehte ich. »Wir müssen ihm helfen! Amos ist nicht besessen. Er hat Seth im Griff!«
Walt runzelte die Stirn. »Sadie, das – das ist unmöglich. Seth kann man nicht kontrollieren.«
Carter hob Krummstab und Geißel. »Offensichtlich doch, denn Amos tut es gerade. Und, kämpfen wir jetzt oder nicht?«
Wir stürmten vor, aber wir hatten zu lange gezögert – Sarah Jacobi hatte uns bemerkt. Sie brüllte zu ihren Mitstreitern herunter: »Jetzt!«
Sie mochte bösartig sein, aber sie war nicht blöd. Ihr bisheriger Angriff auf Amos hatte bloß dazu gedient, ihn abzulenken und zu schwächen. Auf ihren Schlachtruf hin begann der richtige Kampf. Kwai schoss Amos Blitze ins Gesicht, während die anderen Magier magische Seile hervorholten und sie um den Seth-Avatar warfen.
Der rote Krieger taumelte, als sich sämtliche Seile gleichzeitig strafften, und wehrte sich mit Händen und Füßen. Sarah Jacobi schob ihre Messer in die Scheide zurück und zog ein langes schwarzes Lasso heraus. Sie lenkte ihre Sturmwolke über den Avatar, warf ihm geschickt das Lasso über den Kopf und zog die Schlinge fest.
Seth brüllte vor Wut, aber der Avatar begann zu schrumpfen. Bevor wir auch nur näher kommen konnten, kniete Amos im Gang der
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