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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Jungchen. Jetzt hör auf, Zeit zu verplempern, und rette deinen Onkel!«
    Wenn ich Bes anschaute, musste ich die Tränen unterdrücken. Ich hatte ihn schon einmal verloren.
    Was Re anbelangte, er wirkte zuversichtlich, allerdings war er noch im Körper Zia Rashids eingeschlossen. Sie war eine starke Magierin, wohl wahr, aber im Gastkörpergeschäft war sie eine Anfängerin. Wenn sie nur im Geringsten zögerte oder sich übernahm …
    »Na dann, viel Glück.« Carter schluckte. »Ich hoffe …«
    Er schwankte. Mir wurde klar, dass sich der arme Junge von seiner Freundin zu verabschieden versuchte, vielleicht zum allerletzten Mal, doch er konnte sie nicht mal küssen, ohne den Sonnengott zu küssen.
    Carter begann seine Gestalt zu verändern. Seine Kleider, sein Rucksack, sogar Krummstab und Geißel wurden zu Federn. Er schrumpfte, bis er ein braun-weißer Falke war. Dann breitete er die Flügel aus und hob von der Seitenwand des Bootes ab.
    »Oh, wie ich diesen Teil hasse«, murmelte ich.
    Ich rief Isis an und lud sie ein: Jetzt. Die Zeit ist gekommen, vereint zu handeln.
    Augenblicklich strömte ihre Magie in mich. Es fühlte sich an, als hätte jemand genug hydroelektrische Motoren angeschaltet, um ein ganzes Land zu erleuchten, und diese Energie anschließend in mich geleitet. Ich verwandelte mich in einen Milan und stieg in die Luft auf.
    Ausnahmsweise hatte ich keine Schwierigkeiten, mich in einen Menschen zurückzuverwandeln. Carter und ich trafen uns am Fuße des großen Sphinx und sahen uns den frisch aufgesprengten Tunneleingang an. Die Rebellen waren nicht gerade subtil vorgegangen. Steinquader in Autogröße waren nur noch Trümmer. Der Sand ringsum war schwarz und zu Glas geschmolzen. Entweder hatte Sarah Jacobis Mannschaft den Ha-di -Zauber benutzt oder mehrere Stangen Dynamit eingesetzt.
    »Dieser Tunnel …«, sagte ich. »Endet er auf der anderen Seite nicht gegenüber vom Gang der Zeitalter?«
    Carter nickte finster. Er zog Krummstab und Geißel heraus, die nun ein geisterhaftes weißes Feuer verbreiteten. Er tauchte in die Dunkelheit ein. Ich rief meinen Zauberstab und mein Zaubermesser herbei und folgte ihm in den Tunnel.
    Beim Abstieg sahen wir Kampfspuren. Explosionen hatten die Wände und Stufen geschwärzt. Ein Teil der Decke war eingestürzt. Dank Horus’ Stärke schaffte es Carter, uns einen Durchgang frei zu räumen, doch sobald wir uns durchgekämpft hatten, brach der Tunnel hinter uns weiter ein. Auf diesem Weg würden wir nicht mehr herauskommen.
    In der Nähe hörten wir Kampfgetümmel – Göttliche Worte wurden gesprochen; Feuer-, Wasser- und Erdmagie prallten aufeinander. Ein Löwe brüllte. Metall klirrte gegen Metall.
    Ein paar Meter weiter fanden wir das erste Opfer. Ein junger Mann in zerfetzter grauer Uniform saß gegen die Wand gelehnt, hielt sich den Bauch und wimmerte vor Schmerz.
    »Leonid!«, rief ich.
    Mein russischer Freund war blass und blutverschmiert. Ich legte ihm die Hand auf die Stirn. Seine Haut war kalt.
    »Unten«, keuchte er. »Zu viele. Ich versuche –«
    »Bleib hier«, sagte ich, was natürlich eine blöde Bemerkung war, er konnte sich sowieso nicht rühren. »Wir holen Hilfe.«
    Er nickte tapfer, doch als ich Carter ansah, wusste ich, dass wir dasselbe dachten. Leonid würde vielleicht nicht so lange leben. Sein Uniformmantel war blutgetränkt. Er presste die Hand auf den Bauch, aber er war auch sonst übel zugerichtet – entweder durch Krallen oder Messer oder irgendeine vergleichbar fiese Magie.
    Ich sprach den Langsam -Zauber über Leonid, damit er zumindest gleichmäßig atmete und der Blutfluss gehemmt würde; großartig helfen würde es nicht. Der arme Junge hatte sein Leben aufs Spiel gesetzt, um aus Sankt Petersburg zu fliehen. Er hatte den weiten Weg nach Brooklyn zurückgelegt, um mich vor dem bevorstehenden Angriff zu warnen. Jetzt hatte er versucht, den Ersten Nomos gegen seine früheren Vorgesetzten zu verteidigen, und sie hatten ihn abgeschlachtet, niedergetrampelt und im Todeskampf zurückgelassen.
    »Wir werden zurückkommen«, versprach ich noch einmal.
    Carter und ich stolperten weiter.
    Wir erreichten den Fuß der Treppe und wurden sofort in den Kampf verwickelt. Ein Uschebti-Löwe sprang mir ins Gesicht.
    Isis reagierte schneller, als ich es gekonnt hätte. Sie sagte mir ein einziges Wortes: »Fah!«
    In der Luft schimmerte die Hieroglyphe für Lass los :

    Der Löwe schrumpfte und fiel als harmlose Wachsfigur von mir

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