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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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mich hilflos an. Er war immer geschwächt und mir wurde klar, dass seine Kampfmagie in dieser Situation nicht viel weiterhelfen würde.
    Ich seufzte. »Es bleibt also wie immer an mir hängen. Schön. Ihr drei schützt die anderen, so gut ihr könnt. Wenn es nicht funktioniert, verlasst den Gang so schnell wie möglich.«
    »Wenn was nicht funktioniert?«, fragte Amos, während weitere Deckenstücke auf uns niederprasselten. »Sadie, was hast du vor?«
    »Nur ein Wort, liebster Onkel.« Ich hob meinen Zauberstab und rief Isis’ Macht an.
    Sie verstand sofort, was ich brauchte. Gemeinsam versuchten wir, Ruhe im Chaos zu finden. Ich konzentrierte mich auf die friedlichsten, wohlgeordnetsten Momente in meinem Leben – davon gab es wahrlich nicht viele. Ich erinnerte mich an die Party, die ich an meinem sechsten Geburtstag mit Carter, meinem Dad und meiner Mom in Los Angeles gefeiert hatte – die letzte deutliche Erinnerung, die ich von uns als Familie hatte. Ich stellte mir vor, wie ich in meinem Zimmer im Brooklyn House Musik hörte, während Cheops Cheerios auf meiner Kommode mampfte. Ich stellte mir vor, wie ich mit meinen Freunden bei einem entspannten Frühstück auf der Terrasse saß und Philipp von Makedonien im Pool planschte. Ich erinnerte mich an Sonntagnachmittage in Grans und Gramps’ Wohnung – Muffin auf meinem Schoß, im Fernsehen Gramps’ Rugbyspiel und auf dem Tisch Grans schreckliche Kekse und der dünne Tee. Das waren gute Zeiten.
    Am allerwichtigsten: Ich stellte mich meinem eigenen Chaos. Ich akzeptierte, dass ich hin- und hergerissen war, ob ich nach London oder New York gehörte, ob ich Magierin oder Schülerin war. Ich war Sadie Kane, und falls ich diesen Tag überlebte, konnte ich das verdammt noch mal alles unter einen Hut kriegen. Und ja, ich akzeptierte Walt und Anubis … Ich löste mich von meiner Wut und meiner Bestürzung. Ich stellte mir vor, mit beiden zusammen zu sein, und falls das komisch war, tja, dann passte das doch bestens zu meinem übrigen Leben. Ich schloss meinen Frieden mit der Vorstellung. Walt lebte. Anubis war Fleisch und Blut. Ich brachte meine Unruhe zum Schweigen und ließ meine Zweifel los.
    »Maat« , sagte ich.
    Ich hatte das Gefühl, mit einer Stimmgabel gegen das Fundament der Erde geschlagen zu haben. Durch jede Schicht der Duat hallte tiefe Harmonie.
    Im Gang der Zeitalter kehrte Ruhe ein. Säulen stellten sich wieder auf und reparierten sich von selbst. Die Risse in Boden und Decke schlossen sich. Zu beiden Seiten des Gangs leuchteten wieder holografische Vorhänge aus Licht und in der Luft schwirrten wie sonst Hieroglyphen.
    Ich kippte in Walts Arme. Verschwommen sah ich ihn zu mir herunterlächeln. Anubis ebenfalls. Ich konnte sie beide sehen und mir wurde klar, dass ich mich nicht zu entscheiden brauchte.
    »Sadie, du hast es tatsächlich geschafft«, sagte er. »Du bist echt unglaublich.«
    »Mm-mmh«, murmelte ich. »Gute Nacht.«
    Sie erzählten mir, dass ich nur ein paar Minuten bewusstlos gewesen war, für mich fühlte es sich allerdings wie Jahrhunderte an. Als ich wieder zu mir kam, waren die anderen Magier bereits auf den Füßen. Amos lächelte mich an. »Steh auf, meine Kleine.«
    Er half mir hoch. Carter umarmte mich ziemlich stürmisch, fast so, als würde er mich zum ersten Mal wirklich schätzen.
    »Es ist noch nicht vorbei«, warnte er. »Wir müssen wieder nach oben. Bist du so weit?«
    Ich nickte, auch wenn keiner von uns besonders fit war. Wir hatten bei der Schlacht im Gang der Zeitalter zu viel Kraft gelassen. Selbst wenn die Götter uns halfen, waren wir nicht in der Verfassung, Apophis entgegenzutreten. Aber es blieb uns nichts anderes übrig.
    »Carter«, sagte Amos förmlich und deutete auf den leeren Thron. »Du bist ein Nachkomme der Pharaonen, das Auge des Horus. Du trägst Krummstab und Geißel, die dir von Re verliehen wurden. Die Königsherrschaft gebührt dir. Wirst du uns, Götter und Sterbliche, gegen den Feind anführen?«
    Carter richtete sich auf. Ich sah ihm seine Zweifel und die Angst an, aber das lag vielleicht daran, dass ich ihn kannte. Ich hatte seinen geheimen Namen ausgesprochen. Nach außen wirkte er selbstsicher, stark, erwachsen – sogar königlich.
    [Ja, das hab ich gesagt. Kein Grund, größenwahnsinnig zu werden, Bruderherz. Du bist trotzdem ein Vollpfosten.]
    »Ich werde euer Anführer sein«, sagte Carter. »Doch der Thron muss warten. Im Augenblick braucht Re uns. Wir müssen nach draußen.

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