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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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größer, bis das Nilpferd im Vergleich fast putzig aussah. Von meinem Platz auf seinem Kopf konnte ich nicht viel über den Riesen sagen, aber seine Haut hatte ein dunkleres Blau als die meines Vaters. Seine braunen Zottelhaare waren voller Flussdreck. Sein Bauch war dick angeschwollen und er schien nur mit einem Lendenschurz aus Fischschuppen bekleidet zu sein.
    »BRRRAAHHHHHH!« Das Nilpferd stürzte nach vorn, der blaue Riese jedoch packte es an den unteren Stoßzähnen und hielt es einfach fest. Durch die Wucht des Aufpralls wäre ich fast von seinem Kopf gefallen.
    »Juhu!«, brüllte der blaue Riese. »Nilpferdwerfen! Ich liebe dieses Spiel!« Er holte mit den Armen aus, als wolle er einen Golfball wegschlagen, und schleuderte das Monster aus dem Wasser.
    Es gibt nicht viel, was so krass aussieht wie ein fliegendes Riesennilpferd. Es schlingerte heftig und trat mit den Pummelbeinen um sich, als es über die Sümpfe segelte. Schließlich knallte es in der Ferne gegen einen Kalksteinfelsen und löste eine kleine Lawine aus. Felsbrocken fielen auf das Nilpferd. Als sich der Staub legte, war von dem Monster nichts mehr zu sehen. Auf der Uferstraße fuhren nach wie vor Autos. Fischerboote gingen ihrer Arbeit nach, als wären blaue Riesen, die gegen Nilpferde kämpften, an diesem Abschnitt des Nils nichts Außergewöhnliches.
    »Macht voll Spaß!«, jubelte der blaue Riese. »Wer hat mich überhaupt herbeigerufen?«
    »Hier oben!«, rief ich.
    Der Riese erstarrte. Er tastete vorsichtig seinen Kopf ab, bis er mich fand. Dann ergriff er mich mit zwei Fingern, watete ans Ufer und setzte mich vorsichtig ab.
    Er deutete auf Zia, die versuchte, an Land zu schwimmen, und auf die Egyptian Queen , die den Fluss hinuntertrieb; das Heck lag schief und qualmte. »Sind das Freunde von dir?«
    »Ja«, sagte ich. »Könntest du ihnen bitte helfen?«
    Der Riese grinste. »Bin gleich wieder da!«
    Ein paar Minuten später war die Egyptian Queen sicher vertäut. Zia saß neben mir am Ufer und wrang Nilwasser aus ihren Haaren.
    Setne schwebte neben uns und sah, auch wenn seine Arme nach wie vor festgebunden waren, ziemlich selbstzufrieden aus. »Tja, vielleicht traust du mir nächstes Mal einfach, Carter Kane!« Er nickte dem Riesen zu, der vor uns stand und noch immer grinste, als fände er es richtig schön, bei uns zu sein. »Darf ich dir meinen alten Freund Hapi vorstellen?«
    Der blaue Riese winkte uns zu. »Hi!«
    Seine Augen waren weit aufgerissen. Seine Zähne strahlend weiß. Der strähnige braune Haarschopf hing ihm über die Schultern und seine Haut schimmerte wässrig blau in allen möglichen Schattierungen. Sein Bauch war für seinen Körper viel zu dick. Er hing über seinem Fischschuppenröckchen, als wäre er entweder schwanger oder hätte ein Kleinluftschiff verschluckt. Er war ohne jeden Zweifel der größte, fetteste, blauste, fröhlichste Hippieriese, den ich je kennengelernt hatte.
    Ich versuchte, seinen Namen zuzuordnen, konnte aber nichts damit anfangen.
    »Hapi?«, fragte ich.
    »Und wie ich happy bin!« Hapi strahlte. »Ich bin immer happy, weil ich Hapi bin! Bist du happy?«
    Ich warf Setne, der das alles furchtbar lustig zu finden schien, einen Blick zu.
    »Hapi ist der Nilgott«, erklärte der Geist. »Neben seinen anderen Pflichten muss Hapi für reiche Ernten und alle guten Dinge sorgen, deshalb ist er immer –«
    »Happy«, riet ich.
    Zia musterte den Riesen. »Muss er so groß sein?«
    Der Gott lachte und schrumpfte auf der Stelle auf Menschengröße, trotzdem machte mich der irre fröhliche Ausdruck auf seinem Gesicht ganz schön nervös.
    »So!« Hapi rieb sich erwartungsvoll die Hände. »Noch irgendwas, das ich für euch Kinder tun kann? Es ist Jahrhunderte her, seit mich jemand herbeigerufen hat. Seit sie diesen blöden Assuan-Staudamm gebaut haben, tritt der Nil nicht mehr wie früher jedes Jahr über die Ufer. Niemand braucht mich mehr. Ich könnte diese Sterblichen umbringen!«
    Er sagte das mit einem Lächeln, als hätte er vorgeschlagen, den Sterblichen ein paar selbst gebackene Plätzchen vorbeizubringen.
    Ich dachte angestrengt nach. Es kommt nicht oft vor, dass einem ein Gott einen Gefallen anbietet – auch wenn sein Zustand überdreht bis psychotisch ist. »Wenn ich es mir recht überlege, ja«, sagte ich. »Weißt du, es war eigentlich Setnes Idee, dich herbeizurufen, um das Nilpferd fertigzumachen, aber –«
    »Ach, Setne!« Hapi kicherte und gab dem Geist einen spielerischen

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