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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Heck stieg Rauch auf. Wir neigten uns Richtung Steuerbord, Blutige Klinge zog weiter an der Alarmglocke, was echt nervte.
    Zia kämpfte, um über Wasser zu bleiben, war aber flussabwärts von dem Nilpferd weggetrieben und schien nicht mehr in unmittelbarer Gefahr zu sein. Sie versuchte, Feuer herbeizurufen – was nicht gerade einfach ist, wenn man im Wasser strampelt.
    Das Nilpferd warf sich hin und her, es schien nach dem lästigen Vogel Ausschau zu halten, der ihm ins Auge gehackt hatte. Das Ohr des Ungeheuers blutete noch immer, obwohl mein Schwert gar nicht mehr darin steckte – vielleicht lag es irgendwo auf dem Grund des Flusses. Schließlich richtete das Nilpferd seine Aufmerksamkeit auf das Boot.
    Neben mir tauchte unvermittelt Setne auf. Seine Arme waren noch immer gefesselt, aber er schien seinen Spaß zu haben. »Bist du jetzt bereit für meinen Ratschlag, Kumpel? Ich kann die Zauberformel nicht sprechen, weil ich tot bin und so, aber ich kann dir verraten, was du sagen musst.«
    Das Nilpferd setzte zum Angriff an. Es war weniger als fünfzig Meter entfernt und kam rasch näher. Wenn es das Schiff mit dieser Geschwindigkeit rammte, würde es die Egyptian Queen zu Kleinholz verarbeiten.
    Die Zeit schien langsamer zu vergehen. Ich versuchte, mich zu konzentrieren. Gefühle wirken sich negativ auf Zauber aus und ich war völlig in Panik, aber ich wusste, ich hatte nur diese eine Chance. Ich breitete die Flügel aus und flog geradewegs auf das Nilpferd zu. Auf halbem Weg verwandelte ich mich in einen Menschen zurück, fiel wie ein Stein nach unten und rief Horus’ Avatar herbei.
    Hätte es nicht funktioniert, hätte ich mein Leben als unbedeutender Fettfleck auf der Brust eines angreifenden Nilpferds beendet.
    Glücklicherweise flackerte rings um mich die blaue Aura auf. Ich platschte – in den leuchtenden Körper eines sieben Meter großen falkenköpfigen Kriegers gehüllt – in den Fluss. Verglichen mit dem Nilpferd war ich immer noch winzig, doch als ich ihm mit der Faust auf die Schnauze schlug, nahm es mich wahr.
    Für ungefähr zwei Sekunden lief alles bestens. Das Ungeheuer vergaß das Schiff. Ich trat zur Seite, so dass es sich zu mir umdrehen musste, aber ich war viel zu langsam. In Avatargestalt durch den Fluss zu waten war ungefähr so einfach, wie durch ein Bällebad zu rennen.
    Das Ungeheuer stürzte sich auf mich. Es legte den Kopf schief und packte mich mit dem Maul um die Taille. Ich taumelte und versuchte mich loszureißen, doch sein Kiefer hatte etwas von einer Rohrzange. Seine Zähne gruben sich in den magischen Schutzschild. Mein Schwert war weg. Ich konnte nur mit den leuchtenden blauen Fäusten auf seinen Schädel einhämmern, allerdings ließen meine Kräfte schnell nach.
    »Carter!«, schrie Zia.
    Ich hatte vielleicht noch zehn Sekunden zu leben, bevor der Avatar in sich zusammenfiel und ich verschlungen oder durchgebissen wurde.
    »Setne!«, brüllte ich. »Wie lautet der Zauberspruch?«
    »Ach, jetzt willst du plötzlich den Spruch wissen«, rief Setne vom Schiff. »Sprich mir nach: »Hapi, u-ha ey pwah.«
    Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete. Vielleicht war es eine List und ich würde mich gleich selbst vernichten oder in ein Stück Schweizer Käse verwandeln. Aber es war meine letzte Chance. Ich rief: »Hapi, u-ha ey pwah!«
    Blaue Hieroglyphen – hellere, als ich je herbeigerufen hatte – flammten über dem Kopf des Nilpferds auf:

    Als ich sie geschrieben sah, verstand ich mit einem Mal ihre Bedeutung: Hapi, erhebe dich und greife an. Aber was sollte das bedeuten?
    Zumindest lenkten die Hieroglyphen das Nilpferd ab. Es ließ mich los und schnappte nach ihnen. Mein Avatar löste sich auf. Ich fiel ins Wasser – meine Magie war aufgebraucht, mein Schutzschild verschwunden und ich war bloß der kleine Carter Kane im Schatten eines Sechzehn-Tonnen-Nilpferds.
    Das Monster verschluckte die Hieroglyphen und schnaubte. Es schüttelte den Kopf, als hätte es gerade eine Chilischote verputzt.
    Super, dachte ich. Setnes Megamagie hat ein Appetithäppchen für ein Teufelsnilpferd herbeigerufen.
    Da brüllt Setne vom Boot: »Warte! Drei, zwei, eins …«
    Rings um mich brodelte der Nil. Unter mir explodierte eine große Masse brauner Algen und hob mich gen Himmel. Instinktiv klammerte ich mich fest und langsam wurde mir klar, dass es sich bei den Algen nicht um Algen handelte. Es waren Haare auf einem gewaltigen Kopf. Der Riese erhob sich aus dem Nil, größer und

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