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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Steinsarkophag.
    Nachdem wir an dem vierten dieser Särge vorbei waren, blieb ich stehen. »Diese Dinger sind doch viel zu groß für Menschen. Was ist dadrin?«
    »Stier«, sagte Setne.
    »Wie bitte?«
    Setnes Lachen hallte durch den Gang. Wenn es an diesem Ort schlafende Ungeheuer gab, waren sie nun auf jeden Fall wach.
    »Dies sind die Grabkammern des Apis-Stiers.« Setne deutete stolz um sich. »Das habe ich alles damals, als ich noch Prinz Chaemwaset war, erbauen lassen.«
    Zia fuhr mit der Hand über den weißen Steindeckel eines Sarkophags. »Der Apis-Stier. Meine Vorfahren hielten ihn für die Verkörperung Osiris’ in der Menschenwelt.«
    »Hielten?« Setne schnaubte. »Er war dessen Verkörperung, Püppi. Zumindest eine Zeit lang – an Feiertagen und so was. Wir haben unseren Apis-Stier damals ernst genommen.«
    Er klopfte auf den Sarg, als handle es sich um einen Gebrauchtwagen. »Dieser Schlingel da? Der hatte das perfekte Leben. So viel Essen, wie er futtern konnte. Ein Harem von Kühen, Brandopfer und ein besonderes Goldtuch für seinen Rücken – sämtliche Vergünstigungen. Brauchte sich bloß ein paarmal im Jahr bei den großen Feierlichkeiten blickenzulassen. Als er fünfundzwanzig wurde, schlachtete man ihn in einer großen Zeremonie, mumifizierte ihn wie einen König und brachte ihn hier herunter. Dann nahm ein neuer Stier seinen Platz ein. Netter Auftritt, was?«
    »Mit fünfundzwanzig umgebracht werden«, sagte ich. »Klingt echt wie das große Los.«
    Wie viele mumifizierte Bullen wohl in diesem Gang hier unten lagen? Ich wollte es lieber nicht wissen. Ich stand ganz gern an dieser Stelle, wo ich immer noch den Ausgang und das Sonnenlicht draußen sehen konnte. »Und warum heißt dieser Ort – wie doch gleich?«
    »Serapeum«, antwortete Zia. Ihr Gesicht wurde von goldenem Licht angestrahlt – vielleicht reflektierten die Glühbirnen ja einfach nur den Stein, trotzdem schien sie zu leuchten. »Iskander, mein ehemaliger Lehrer – er hat mir von diesem Ort erzählt. Der Apis-Stier war ein Gefäß für Osiris. Später verschmolzen die beiden Namen: Osiris-Apis. Die Griechen verkürzten es schließlich zu Serapis.«
    Setne lächelte höhnisch. »Dämliche Griechen. Dringen in unser Territorium ein. Übernehmen unsere Götter. Ich sag’s euch, ich hab für diese Typen nichts übrig. Aber genauso war es. Dieser Ort wurde als ein Serapeum bekannt – ein Haus für tote Bullengötter. Ich hätte es ja gern ›Chaemwaset-Gedenkstätte der grenzenlosen Großartigkeit‹ genannt, aber mein Dad hat nicht mitgespielt.«
    »Dein Dad?«, fragte ich.
    Setne winkte ab. »Auf jeden Fall habe ich das Buch des Thot vor meinem Tod dort unten versteckt, weil ich wusste, dass es da nie jemand aufstöbern würde. Um sich mit dem heiligen Grab des Apis-Stiers anzulegen, muss man schon ein Stadium an Irrsinn erreicht haben, dass man Schaum vor dem Mund hat.«
    »Wunderbar.« Ich hatte das Gefühl, mich wieder in Flüssigkeit zu verwandeln.
    Zia betrachtete den Geist stirnrunzelnd. »Erzähl mir jetzt nicht … dass du das Buch in einem dieser Sarkophage mit einem mumifizierten Stier versteckt hast und dass der Stier zum Leben erwacht, wenn wir ihn stören?«
    Setne zwinkerte ihr zu. »Ach, Püppi, viel besser. Archäologen haben diesen Teil der Nekropole entdeckt.« Er deutete auf die Glühbirnen und Metallträger. »Aber von mir bekommt ihr die Führung hinter den Kulissen.«
    Die Katakomben schienen endlos. In verschiedene Richtungen zweigten Gänge ab, allesamt gesäumt von Sarkophagen mit heiligen Kühen. Nachdem wir eine lange Rampe hinuntergelaufen waren, krochen wir durch einen versteckten Durchgang hinter einer falschen Wand.
    Hier hingen keine Glühbirnen. Die von Rissen durchzogene Decke wurde nicht von Stahlträgern gestützt. Zia rief Feuer auf ihrer Zauberstabspitze herbei und brannte den Baldachin aus Spinnweben weg. Auf dem staubigen Boden waren unsere Fußabdrücke die einzigen Spuren.
    »Sind wir bald da?«, fragte ich.
    Setne kicherte vor sich hin. »Jetzt wird es erst richtig gut.«
    Er führte uns tiefer in das Labyrinth. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen und setzte mit einem Befehl oder einer Berührung die Fallen außer Kraft. Manchmal ließ er mich es tun, angeblich, weil er als Toter bestimmte Zauber nicht sprechen konnte – ich hatte allerdings das Gefühl, dass er sich köstlich amüsiert hätte, wenn ich Mist gebaut hätte und draufgegangen wäre.
    »Wie kommt es, dass du manche

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