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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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vielleicht. Ich wurde wieder flüssig und spritzte als Pfütze auf den Boden, dann verfestigte ich mich wieder zu Carter Kane.
    Mein nächster Zaubertrick bestand in einem Kniefall, bei dem ich mein Frühstück loswurde.
    Zia stand neben mir und hielt sich den Bauch. Wir schienen in einem Einstiegstunnel zu einer Grabkammer zu sein. Weiter vorn führten Stufen in die Tiefe. Ein paar Meter hinter uns brannte die Sonne auf den Wüstenboden.
    »Das war grauenhaft«, sagte Zia und rang nach Luft.
    Ich konnte bloß nicken. Jetzt verstand ich die Physiklektion meines Vaters bei unserem Unterricht zu Hause – Materie hat drei Aggregatzustände: fest, flüssig, gasförmig. In den letzten paar Minuten hatte ich alle drei durchlaufen. Und es war nicht schön.
    Setne tauchte dicht bei dem Eingang auf und lächelte zu uns herunter. »Hab ich mich mal wieder für euch eingesetzt, oder?«
    Ich konnte mich nicht daran erinnern, seine Fesseln gelöst zu haben, aber seine Arme waren nicht mehr zusammengebunden. Wäre mir nicht so übel gewesen, hätte ich mir mehr Sorgen darüber gemacht.
    Zia und ich waren nach unserem Bad im Nil immer noch nass und voller Matsch, Setne hingegen sah wie aus dem Ei gepellt aus – Jeans und T-Shirt frisch gebügelt, Elvis-Tolle perfekt, nicht mal auf seinen weißen Turnschuhen war ein Fleckchen. Das widerte mich dermaßen an, dass ich ins Sonnenlicht hinaustaumelte und ihn vollkotzte. Leider war mein Magen so gut wie leer und er war ein Geist, es passierte also nicht viel.
    »Hey, Kumpel!« Setne rückte seine goldene Anch-Halskette zurecht und strich sein Sakko glatt. »Bisschen mehr Respekt, ja? Ich hab euch schließlich einen Gefallen getan.«
    »Einen Gefallen?« Ich schluckte den schauderhaften Geschmack in meinem Mund runter. »Frag – nie –«
    »Wieder Hapi?«, beendete Zia den Satz für mich. »Niemals.«
    »Ach, stell dich nicht so an!« Setne streckte die Hände aus. »War doch eine sanfte Reise! Und schaut, selbst euer Schiff hat es geschafft.«
    Ich kniff die Augen zusammen. Wir waren von flacher felsiger Wüste umgeben, die an die Marsoberfläche erinnerte; auf einer Sanddüne in der Nähe lag jedoch ein gestrandetes, ziemlich ramponiertes Boot – die Egyptian Queen . Das Heck brannte zwar nicht mehr, doch das Schiff sah aus, als hätte es unter dem Transport gelitten. Ein Teil der Reling war abgebrochen. Einer der Schornsteine stand gefährlich schief. Am Steuerhaus hing eine große schleimige Plane aus Fischschuppen wie ein hängengebliebener Fallschirm.
    Zia murmelte: »Oh, Götter Ägyptens – lass das bitte nicht Hapis Lendenschurz sein.«
    Blutige Klinge stand im Bug und blickte in unsere Richtung. Als Axtkopf hatte er keinen Gesichtsausdruck, aber die Art, wie er die Arme verschränkte, machte klar, dass er nicht gerade hapi-happy war.
    »Kannst du das Schiff reparieren?«, rief ich zu ihm hinüber.
    »Ja, mein Lord«, surrte er. »Dauert aber ein paar Stunden. Wir scheinen leider mitten in der Wüste festzusitzen.«
    »Darüber machen wir uns später Gedanken«, sagte ich. »Reparier das Schiff und warte hier auf unsere Rückkehr. Dann erhältst du weitere Anweisungen.«
    »Euer Wort sei mir Befehl.« Blutige Klinge drehte sich um und fing an, den Leuchtkugeln etwas in einer mir unbekannten Sprache vorzusurren. Die Mannschaft verfiel in hektische Betriebsamkeit.
    Setne lächelte. »Seht ihr? Alles bestens!«
    »Außer dass uns die Zeit davonläuft.« Ich blickte zur Sonne. Es musste ein oder zwei Uhr nachmittags sein und wir hatten vor dem Weltuntergang am folgenden Morgen immer noch eine Menge zu erledigen. »Wo führt dieser Tunnel hin? Was ist ein Serapeum? Und warum meinte Hapi, es sei eine Falle?«
    »So viele Fragen«, sagte Setne. »Kommt, ihr werdet schon sehen. Dieser Ort wird euch gefallen!«
    Der Ort gefiel mir überhaupt nicht.
    Die Stufen führten in einen breiten Gang hinunter, der in goldenen Fels geschlagen worden war. Das Tonnengewölbe war so niedrig, dass ich ohne große Mühe die Decke berühren konnte. Die nackten Glühbirnen, die Schatten über die Bögen warfen, ließen vermuten, dass Archäologen vor Ort gewesen waren. Metallverstrebungen stützten die Wände, doch die Risse in der Decke vermittelten mir nicht gerade ein Gefühl von Sicherheit. Ich hatte mich in engen Räumen noch nie wohlgefühlt.
    Alle zehn Meter oder so öffneten sich zu beiden Seiten quadratische Mauernischen. In jeder stand ein gewaltiger frei stehender

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