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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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umbringt.«
    »Wolltest du mir das erklären?«
    Seth rückte seine Brille zurecht. »Nein, nein. Es geht um die Sache mit Amos. Das hast du in den falschen Hals gekriegt.«
    »Du meinst, dass du Besitz von ihm ergriffen und versucht hast, ihn zu töten?«, fragte ich. »Dass du ihn fast den Verstand gekostet hast? Und dass du es jetzt schon wieder tun willst?«
    »Die ersten beiden Fragen – stimmt. Die letzte – nein. Amos hat mich gerufen, Jungchen. Du musst kapieren, dass ich nie in seinen Geist hätte eindringen können, wenn er nicht ein paar meiner Eigenschaften hätte. Er versteht mich.«
    Ich umklammerte mein Schwert. »Ich versteh dich auch. Du bist böse.«
    Seth lachte. »Da bist du von allein draufgekommen? Der Gott des Bösen ist böse? Klar bin ich das, aber eben nicht nur böse. Und auch nicht nur Chaos. Nachdem ich einige Zeit in seinem Kopf war, hat Amos das begriffen. Ich bin wie der improvisierte Jazz, den er so liebt – Chaos innerhalb der Ordnung. Das ist unsere Verbindung. Und ich bin immer noch ein Gott, Carter. Ich bin … wie heißt das doch gleich? Die loyale Opposition.«
    »Loyal. Ganz klar.«
    Seth lächelte mich listig an. »Na gut, ich will die Welt regieren. Und jeden umbringen, der mir in die Quere kommt? Klar. Aber diese Schlange Apophis – er geht echt zu weit. Er will die gesamte Schöpfung in ein großes Ursuppenkuddelmuddel stürzen. Wo bleibt denn da der Spaß? Wenn es auf Re oder Apophis hinausläuft, kämpfe ich auf Res Seite. Aus diesem Grund haben Amos und ich eine Abmachung. Er lernt den Weg des Seth. Und ich werde ihm helfen.«
    Meine Arme zitterten. Ich hätte Seth am liebsten den Kopf abgeschlagen, aber ich war nicht sicher, ob ich stark genug dafür war. Ich war auch nicht sicher, ob das überhaupt ging. Ich wusste von Horus, dass Götter einfache Verletzungen wie eine Enthauptung einfach weglachten.
    »Ich soll dir also abnehmen, dass du mit Amos zusammenarbeiten wirst?«, fragte ich. »Und dass du nicht versuchst, ihn zu überwältigen?«
    »Ach doch, versuchen werd ich’s zumindest. Aber du solltest mehr Vertrauen in deinen Onkel haben. Er ist stärker, als du denkst. Was glaubst du, wer mich hierhergeschickt hat, um dir das zu erklären?«
    Durch meinen Körper zuckte ein elektrischer Blitz. Ich wollte gern glauben, dass Amos alles im Griff hatte, aber hier sprach Seth . Er erinnerte mich ziemlich an den Geistmagier Setne – was nicht gut war.
    »Du hast deine Erklärungen abgegeben«, sagte ich. »Jetzt kannst du verschwinden.«
    Seth zuckte die Achseln. »Von mir aus, aber mir ist, als wäre da noch etwas gewesen …« Er tippte sich ans Kinn. »Ach, richtig. Die Warnung.«
    »Die Warnung?«, wiederholte ich.
    »Wenn Horus und ich gegeneinander kämpfen, bleibt es normalerweise an mir hängen, was dich umbringen wird. Dieses Mal nicht. Ich dachte, du solltest das wissen. Apophis kupfert derart meine Taktik ab, aber wie ich schon sagte …« Er nahm den Filzhut ab und verbeugte sich, die Rubine funkelten in seinen Zöpfchen. »Nachahmung ist Schmeichelei.«
    »Was –?«
    Das Boot schlingerte und knarzte, als wären wir auf eine Sandbank aufgelaufen. Oben im Steuerhaus bimmelte die Alarmglocke. Die leuchtenden Dienerlichter huschten in Panik über das Deck.
    »Was ist los?« Ich hielt mich an der Reling fest.
    »Ach, das ist bestimmt dieses Riesennilpferd«, meinte Seth lässig. »Viel Glück.«
    Er verschwand in einer roten Rauchwolke und aus dem Nil tauchte eine gewaltige Gestalt auf.
    Man sollte nicht denken, dass ein Nilpferd Angst und Schrecken auslösen kann. »Nilpferd!« zu schreien hat nicht die gleiche Wirkung wie »Hai!«. Aber ich sag’s euch – als die Egyptian Queen sich auf eine Seite legte und das Schaufelrad vollständig aus dem Wasser herausstand und ich das Ungeheuer aus der Tiefe aufsteigen sah, fand ich fast die Hieroglyphe für Unfall in meiner Hose heraus.
    Das Geschöpf war locker so groß wie unser Boot. Seine Haut glänzte purpurfarben und grau. Als es neben dem Bug auftauchte, starrte es mich mit unverhohlener Bosheit an und riss das Maul auf, das die Größe eines Flugzeughangars hatte. Seine pflockartigen unteren Zähne waren größer als ich. Wenn ich in die Kehle der Bestie sah, hatte ich das Gefühl, in einen hellrosa Tunnel zu blicken, der geradewegs in die Unterwelt führte. Das Ungeheuer hätte mich und die vordere Hälfte des Boots auf der Stelle verschlingen können. Ich war wie gelähmt und hätte nichts

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