Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange
Schubser. »Ich hasse diesen Kerl! Verabscheue ihn abgrundtief! Er ist der einzige Magier, der je meinen geheimen Namen herausgefunden hat. Ha!«
Setne zuckte mit den Achseln. »Das war doch ein Kinderspiel. Und ich muss sagen, du kamst mir damals oft ziemlich gelegen!«
»Ha, ha!« Hapi Lächeln wurde schrecklich breit. »Ich würde dir gern Arme und Beine rausreißen, Setne. Das wär mal was!«
Setnes Gesichtsausdruck blieb ruhig, doch er rückte ein Stück von dem lächelnden Gott ab.
»Hm, wie dem auch sei«, sagte ich. »Wir sind auf der Suche nach etwas. Wir müssen dieses magische Buch finden, um Apophis zu besiegen. Setne wollte uns zu den Ruinen von Memphis bringen, aber jetzt ist unser Boot futsch. Glaubst du, du könntest –?«
»Oh!« Hapi klatschte aufgeregt. »Morgen geht die Welt unter! Hab ich ganz vergessen!«
Zia und ich wechselten Blicke.
»Genau …«, sagte ich. »Wenn Setne dir also genau beschreiben würde, wo wir hinmüssen, könntest du uns bringen? Und, ähm, wenn er es dir nicht verrät, könntest du ihm die Gliedmaßen ausreißen. Das wäre super.«
»Juhu!«, rief Hapi.
Setne warf mir einen mordlustigen Blick zu. »Ja, klar. Wir wollen zum Serapeum – zur Grabstätte des Apis-Stiers.«
Hapi klatschte sich auf die Knie. »Hätte ich mir denken können! Genialer Platz, um was zu verstecken. Das ist ziemlich weit im Landesinneren, aber klar kann ich euch dort hinschicken. Und nur damit ihr Bescheid wisst: Apophis hat Dämonen, die die Ufer absuchen. Ohne meine Hilfe schafft ihr es nie nach Memphis. Sie werden euch in tausend Stücke reißen!«
Er schien ehrlich erfreut, uns das mitzuteilen.
Zia räusperte sich. »Na, dann los. Wir würden uns über deine Hilfe freuen.«
Ich drehte mich zur Egyptian Queen , auf der Blutige Klinge an der Reling stand und auf weitere Befehle wartete. »Kapitän«, rief ich. »Warte hier und setze die Reparaturarbeiten am Schiff fort. Wir werden –«
»Oh, das Schiff kann auch mitkommen!«, unterbrach mich Hapi. »Das ist überhaupt kein Problem.«
Ich sah ihn fragend an. Wie wollte der Flussgott das Schiff bewegen, vor allem nachdem er uns gerade darüber aufgeklärt hatte, dass Memphis im Landesinneren lag? Doch ich beschloss, nicht nachzufragen.
»Vergiss den Befehl«, rief ich dem Kapitän zu. »Wir nehmen das Schiff mit. Sobald wir in Memphis sind, wirst du dich wieder den Reparaturen widmen und weitere Befehle abwarten.«
Der Kapitän zögerte. Dann beugte er den Axtkopf. »Zu Befehl, mein Lord.«
»Wunderbar!«, sagte Hapi.
Er streckte uns die Handfläche entgegen, auf der zwei schleimige Kügelchen lagen, die an Fischrogen erinnerten. »Schluckt die. Jeder eine.«
Zia zog die Nase kraus. »Was ist das?«
»Sie werden euch zu eurem Ziel bringen!«, versprach der Gott. »Das sind Hapi-Pillen.«
Ich kniff die Augen zusammen. »Und was jetzt?«
Der Geist Setne räusperte sich. Er sah aus, als müsse er ein Lachen unterdrücken. »Tja, weißt du? Hapi hat sie erfunden. Deshalb heißen sie so.«
»Schluckt sie einfach!«, sagte Hapi. »Ihr werdet schon sehen.«
Widerwillig nahmen Zia und ich die Pillen. Sie schmeckten noch schlimmer, als sie aussahen. Mir wurde sofort schwindlig. Die Welt schimmerte wie Wasser.
»War schön, euch kennenzulernen!«, rief Hapi, seine Stimme wurde undeutlich und klang entfernt. »Euch ist schon klar, dass ihr in eine Falle tappt, oder? Also dann! Viel Glück!«
Mit diesen Worten färbte sich meine Sicht blau und mein Körper verflüssigte sich.
12.
Bullen mit verflixten Laserstrahlen
Verflüssigt zu sein ist echt kein Vergnügen. Ich werde nie wieder an einer Bank vorbeilaufen können, die mit dem Spruch wirbt: Wir machen Sie wieder flüssig , ohne dass ich seekrank werde und das Gefühl habe, dass sich meine Knochen in Tapiokapudding verwandeln.
Ich weiß, jetzt klinge ich wie die Anti-Drogen-Kampagne der Regierung, aber an euch alle zu Hause: Wenn euch jemand Hapi-Pillen anbietet, lehnt ab.
Ich spürte, wie ich mit unglaublicher Geschwindigkeit durch den Matsch ins Landesinnere sickerte. Sobald ich auf dem heißen Sand aufkam, verdampfte ich und wurde als Wolke vom Wind gen Westen in die Wüste geschoben. Ich konnte nicht klar sehen, aber ich spürte die Bewegung und die Hitze. Meine Moleküle bewegten sich heftig hin und her, als mich die Sonne verdampfte.
Mit einem Mal sank die Temperatur wieder. Ich fühlte kühlen Stein um mich herum – eine Höhle oder unterirdische Kammer
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